Bilanzfälschungen und Rekordverluste – der Möbelkonzern Steinhoff steht derzeit am Rande des Abgrunds. Zu den Investoren zählt auch die EZB. Der Fall zeigt das Risiko ihrer derzeitigen Geldpolitik.
Im Rahmen ihrer umstrittenen Anleihenkäufe hat die EZB Anleihen des weltweit zweitgrößten Möbelkonzerns Steinhoff in bisher unbekannter Höhe erworben. Das deutsch-südafrikanische Unternehmen steht derzeit unter massivem Druck. Der Vorwurf der Bilanzfälschung steht im Raum, viele Investoren haben ihr Anleihen bereits abgestoßen. Der Kurs der Unternehmensanleihe fällt weiter. Mehr als 13 Milliarden Euro Börsenwert haben sich in den vergangenen Tagen in Luft aufgelöst. Obwohl die EZB nach Rechnungen von Experten maximal 560 Millionen Euro investiert haben könnte und der Verlust damit kalkulierbar ist, zeigt der Fall, wie gefährlich die Anleihenkäufe der EZB sind.
Seit Januar 2015 investiert die EZB im Rahmen des Quantitative Easing monatlich etwa 60 Mrd. Euro, um die Liquidität am Geldmarkt hoch zu halten und die Investitionstätigkeit anzuregen. Wiederholt haben Experten vor dieser extremen Geldmengenerhöhung gewarnt, zumal der Großteil des Geldes in Kapitalmarktinvestitionen versinkt. Mehrere aktuelle Analysen zeigen, dass das EZB-Portfolio eine Vielzahl an Anleihen mit BBB-Rating oder schlechter umfasst. Nach einer Studie der Schweizer UBS sind so etwa 26 Titel im EZB-Portfolio mit Ramschniveau bewertet, weitere 88 Papiere stehen derzeit eine Stufe über Junk-Niveau, weitere 150 zwei Stufen über dieser Grenze. Angesichts der stark wachsenden Bilanzsumme der EZB bleibt die Unsicherheit, wie hoch die Risiken des Portfolios tatsächlich sind. Der Fall Steinhoff zeigt daher ein strukturelles Defizit in der aktuellen Geldpolitik der EZB.