Faule Unternehmensanleihen im Portfolio

Die EZB am Pranger

12. Dezember 2017, 13:37 Uhr | Jona van Laak

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Extremer Kurseinbruch

Steinhoff-Anleihen (Bild: wolfstreet.com)
Steinhoff-Anleihen (Bild: wolfstreet.com)

Steinhoff hatte im Juli 2017 Unternehmensanleihen im Wert von 800 Millionen Euro mit einer siebeneinhalbjährigen Laufzeit zum Zinssatz von 3,5 Prozent veräußert. Damals stand bereits der Verdacht im Raum, das Unternehmen würde damit lediglich bestehende Konzernschulden finanzieren. Dennoch bewertete Moody`s die Neuemissionen damals mit Baa3, analog zum langfristigen Konzern-Rating von Steinhoff. Weil das Unternehmen zu diesem Zeitpunkt solvent schien, konnte auch die EZB im Zuge ihres Anleihen-Ankaufs Unternehmensanleihen von Steinhoff erwerben. Der genaue Umfang der Steinhoff-Käufe durch die EZB ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar. Lag der Anleihenkurs im August noch bei 101 Prozent, so ist die Anleihe mittlerweile auf unter 50 Prozent gefallen.

Am Donnerstag hat die Ratingagentur Moody's die Kreditwürdigkeit Steinhoffs auf Ramschniveau abgesenkt. Die EZB hat daraufhin selbst eingeräumt, dass die Anleihe nicht mehr die eigenen Bonitätskriterien erfüllt. So kommen nach ihren Auflagen lediglich Firmenbonds infrage, die von einer Gesellschaft mit Sitz im Euro-Raum emittiert werden und von einer Rating-Agentur eine gute Bonität bescheinigt bekommen haben. Beides trifft für Steinhoff nicht mehr zu. Offen bleibt jetzt allerdings die Frage, wie die Notenbank damit umgeht. Verkauft die EZB ihre Anteile, kann sie weiteren Verlusten entgegenwirken, wird dem krankenden Unternehmen damit jedoch vermutlich den Todesstoß versetzen. Behält sie die Papiere, könnten die Verluste noch höher ausfallen.


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