»Die günstigste WLAN-Lösung genügt nicht«. Der WLAN-Markt wächst weiterhin rasant, aber insbesondere im Consumer- und SOHO-Segment macht dem Handel das Geschäft angesichts des fortschreitenden Preis- und Margenverfalls immer weniger Freude. CRN-Korrespondent Folker Lück sprach mit D-Link-Chef Klaus Dieter Hesse über die technischen und wirtschaftlichen Zukunftsaussichten im Wireless-Geschäft.
CRN: Was unternimmt D-Link, um die Margensituation für den Handel wieder zu verbessern?
Hesse: Wir bieten ein erstklassiges Preis-Leistungsverhältnis, das über einen vermehrten Absatz an die Kunden natürlich auch dem Handel zugute kommt. Und unsere Marge ist dabei sogar noch die beste, wie erst kürzlich wieder im Rahmen einer Händlerbefragung festgestellt wurde. Die Entscheidung, die Marke D-Link nicht nur durch unsere Distributionspartner und den Fachhandel, sondern auch mit bestimmten SOHO-Produkten den Privatkunden über die Retail-Schiene anzubieten, hat zu einer wesentlichen Steigerung des Bekanntheitsgrades und des Absatzes von D-Link-Produkten geführt.
CRN: Das Thema Security wird von Kunden inzwischen auch bei WLAN-Produkten ernst genommen. Aber wie soll der Handel den Kundenwunsch nach günstigen Produkten und höchsten Sicherheitsansprüchen unter einen Hut bekommen?
Hesse: Grundsätzlich muss der Handel die Kunden zum Thema Sicherheit verantwortungsvoll aufklären und das notwendige Bewusstsein schaffen. Es genügt also nicht, die günstigsten WLAN-Lösungen verkaufen zu wollen. Um Produkte anbieten zu können, die beide Ansprüche erfüllen, sind dann aber vor allem die Hersteller gefragt. Wir müssen Produkte auf den Markt bringen, die sowohl im Preis als auch in punkto Sicherheit den Kundenansprüchen so weit wie möglich entgegenkommen. Wir statten daher unsere Geräte mit Sicherheits-Features wie VPN, WPA, 802.1x und WEP aus.
CRN: Nach den Standards 11b und 11g sprechen wir mittlerweile von 11g+. Werden mit diesem schnellen Fortschreiten nicht Handel und Endverbraucher überfordert?
Hesse: Eine einzige, umfassende Lösung wäre nur die Einigung auf den kleinsten gemeinsamen Nenner. Das Angebot an WLAN-Produkten mit unterschiedlichen Standards trägt den unterschiedlichen Einsatzgebieten Rechnung. Wir bieten für jeden Anspruch optimierte Produkte. Das möchten wir auch klar und deutlich kommunizieren und hierfür Aufklärung betreiben. Außerdem achten wir darauf, dass unsere Produkte stets Standard-konform und somit auch kompatibel sind. Den 11b-Standard sehen wir noch lange nicht als veraltet an. Er wird weiterhin eine Grundlage für Produktentwicklungen und Innovationen sein.
CRN: Konkurrenzanbieter wie etwa AVM oder Devolo setzen im Gegensatz zu D-Link auf Bluetooth- und Home Plug-Vernetzungslösungen. Halten Sie WLAN grundsätzlich für überlegen, oder werden Sie Ihr Produktportfolio ? ähnlich wie derzeit gerade Netgear ? in diese Richtung erweitern?
Hesse: WLAN stellt nur eine Schicht um den Nutzer dar, die ein bestimmtes Einsatzgebiet abdeckt. Bluetooth ist die noch enger am Nutzer liegende Schicht, die bei Reichweite und Datenübertragung mehr auf den Personal-Bereich zugeschnitten ist. Wir sehen Bluetooth als eine sinnvolle Ergänzung, weshalb wir mit der Personal-Air-Serie seit einigen Monaten auch Bluetooth-Geräte anbieten. Powerline-Lösungen forcieren wir hingegen nicht. Da für Einsatzgebiete wie etwa Etagenvernetzungen die Investitionen zu hoch wären, sehen wir für diese Technologie keine Zukunft.
CRN: Auf der kürzlich von Ihrem Unternehmen veranstalteten Telco & ISP Innovation Conference erklärten Sie Voice- und Video-over-DSL zu wichtigen Zukunftsthemen. Welche Produkte und Lösungen kommen hier in absehbarer Zeit auf den Markt?
Hesse: Wir bieten ja bereits Produkte mit Voice over DSL-Technologie zur Unterstützung bestehender Telefon-Infrastruktur an. In Verbindung mit VLAN wird dies eine gute Symbiose ergeben. Video-over-DSL ist noch in der Diskussion. Als Anbieter von Netzwerk-Produkten arbeiten wir sehr eng mit Multimedia-Herstellern wie Onkyo zusammen, da diese beiden Bereiche sich immer weiter annähern. Ich halte es für wichtig, auch private Haushalte mit aktiven Netzwerkkomponenten zu bedienen. Neue Multimedia-Produkte werden auf der Cebit vorgestellt.
CRN: Die Teilnehmer Ihrer Konferenz waren sich einig, dass der Einsatz von Breitband-Technologien weiter stark zunehmen wird. Wird dabei das Thema öffentliches WLAN möglicherweise überschätzt?
Hesse: Nicht unbedingt. Die Angebote müssen leistungsfähiger und komfortabler werden, damit sie auch vom Kunden angenommen werden. Wir bieten beispielsweise Hotspot-Lösungen, die über eine integrierte Clearing-House-Technik verfügen. Am Hotspot zu surfen wird dadurch so einfach wie zu Hause zu telefonieren. Die Abrechnung erfolgt über den Provider und wird mit der Telefonrechnung zugeschickt.
CRN: Auch auf der Cebit ist die VoIP-Technologie wieder eines der zentralen Themen. Während sie im Unternehmensbereich nahezu etabliert ist, stecken Lösungen für den Consumer- und SOHO-Bereich noch in den Kinderschuhen. Wird sich D-Link dieses Themas annehmen oder erleben wir Ihrer Einschätzung nach augenblicklich eine zweite VoIP-Luftblase?
Hesse: Überall dort, wo noch keine oder nur eine veraltete TK-Infrastruktur vorhanden ist, kann man mit VoIP günstige und leistungsstarke Telefon- und Datennetzwerke errichten. Dies ist vor allem in Osteuropa, Japan und China der Fall. Aber auch in Deutschland ist ein viel versprechender Markt vorhanden. Auch hier haben viele Betriebe und Unternehmen erst in letzter Zeit begonnen, ihre Infrastruktur auf das gewachsene Kommunikationsbedürfnis hin auszurichten. Für D-Link ist diese Entwicklung kein neues Gebiet, denn wir haben bereits seit zwei Jahren VoIP-Gateways und IP-Phones im Angebot. Noch interessanter dürften für den Markt Voice-over-DSL-Lösungen wie unser »i2eye Video Phone« sein. In Hannover zeigen wir weitere Geräte, die jetzt ganz neu mit dem SIP-Standard ausgerüstet sind.
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