»Wie blöd ist das Konzept wirklich?«

Die Media Markt-Story in Buchform

15. April 2011, 14:00 Uhr | Matthias Hell
Jürgen Cleve: Media Markt: Wie blöd ist das Konzept wirklich? Walhalla-Fachverlag, Regensburg 2011. 213 Seiten, 29 Euro

Der großen Medienpräsenz von Media Markt zum Trotz ist über die Firmengeschichte und -Philosophie des Retailers nur wenig bekannt. Um damit aufzuräumen, hat sich der ehemalige Media Markt Filialgeschäftsführer Jürgen Cleve nun unter die Buchautoren begeben. Für MSH-Kritiker ist sein Werk aber nur bedingt geeignet.

Als 1979 als Spin-off des Ingolstädter Elektro- und TV-Filialhändlers FEG Kellerhals im Münchner Euro Industriepark der erste Media Markt eröffnete, hätte kaum jemand geglaubt, dass daraus gut drei Jahrzehnte später ein Retailkonzern mit 20 Milliarden Euro Jahresumsatz und weit über 800 Filialen würde. Media Markt und die 1990 übernommene Retail-Schwester Saturn sind heute in aller Munde – nicht zuletzt wegen ihrer traditionell aggressiven Werbekampagnen. Vergleichsweise wenig ist dagegen über die Unternehmensgeschichte der Media Saturn Holding (MSH), ihre Firmenphilosophie und strategische Ausrichtung bekannt. Hier für mehr Klarheit zu sorgen, hat sich Jürgen Cleve, ehemaliger Medimax-Vertriebschef und Geschäftsführer eines Media Markt-Standorts, nun mit seinem Buch »Media Markt: Wie blöd ist das Konzept wirklich?« zum Ziel gesetzt. Doch leider ist der frischgebackene Buchautor damit nur zum Teil erfolgreich.

Bereits in der Einleitung betont Cleve seine Loyalität zu Media-Saturn und erklärt explizit, er habe kein Enthüllungsbuch schreiben wollen. Natürlich ist dies keine Grundvoraussetzung für ein gutes Wirtschaftsbuch, eine gewisse kritische Distanz zu seinem Objekt jedoch schon – und diese lässt Cleve durchwegs vermissen: Über die Unternehmensgründer Leopold Stiefel, Walter Gunz sowie Erich und Helga Kellerhals erfährt man wenig mehr, als auch der MSH-Homepage zu entnehmen ist. Das bereits von den Verbraucherzentralen entzauberte Märchen von den »unschlagbar günstigen« Media Markt-Preisen wird weiter aufrechterhalten, schwierige Themen wie die von dem Retailer losgetretene Abmahnwelle komplett ausgeblendet. Und auch im Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung der MSH bleibt Cleve auffallend unkritisch. So wird der Retailer trotz bekannter Wachstumsschwäche als »Cashcow der Metro« bezeichnet und selbst die wenig überzeugende Online-Strategie von Media-Saturn mit Lob bedacht.

Wer sich mit der Voreingenommenheit des Autors arrangieren kann, wird immerhin mit einer kompakten Darstellung der Media Markt-Story sowie einer Reihe informativer Einblicke belohnt. So erfährt der Leser, welche Rolle das dezentrale Organisationsprinzip der MSH, das Verkaufskonzept der Elektromärkte und die Motivationsmechanismen in dem Konzern für den Geschäftserfolg haben. Ebenfalls erhellend ist Cleves Einsicht, dass für Media-Saturn die schärfste Konkurrenz nicht der CE-Fachhandel, sondern die Discounter Aldi und Lidl darstellen. Und auch im Lichte der aktuellen Auseinandersetzung zwischen MSH-Gründer Erich Kellerhals und Metro-Chef Eckhard Cordes (CRN berichtete) bietet »Media Markt: Wie blöd ist das Konzept wirklich?« interessantes Futter.

CRN verlost drei Exemplare von »Media Markt: Wie blöd ist das Konzept wirklich?«. Um zu gewinnen schicken Sie eine E-Mail mit dem Betreff »Media Markt« an hoeren-sehen@ict-channel.com.


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