Die Multiprozessoren kommen (Fortsetzung)
- Die Multiprozessoren kommen
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Ankündigungs-Beispiele
Einige Beispiele aus dem Reigen der Ankündigungen: IBM bringt eine ganze Serie von Paxville-MP-Rechnern mit X3-Architektur auf den Markt. X3, das Ergebnis mehrjähriger Anstrengungen, soll Mainframe-Features wie verbesserter Cache, erweiterbare Speicher, optimiertes Systemmanagement und Skalierbarkeit zu weitaus geringeren Preisen bereitstellen.
Im Juni kündigte IBM den x460 an. Das Einstiegsmodell hat vier Wege, kann aber auf 32 Prozessoren erweitert werden. Eine Achtwege-Konfiguration kostet in den USA 72182 Dollar. Zu den bevorzugten Einsatzfeldern gehören Datenbanken, ERP und CRM sowie die Serverkonsolidierung. Die Geräte arbeiten mit Betriebssystemen von Microsoft, Red Hat und Novell. Ende August folgte der x260, ein Vierwege-Server mit bis zu zwölf 3,5-Zoll-Platten entsprechend 3,6 TByte lokalem Speicher. Das System eignet sich für Filialen, die ihre Geschäftsdaten lokal sichern wollen. Der Preis beginnt schon bei rund 4600 Dollar.
Im November folgten dann x460 für hochskalierte Datenbanken und Serverkonsolidierung mittels Vmware ESX Server. Das Vierwege-System ist bis auf 32 Prozessoren skalierbar. Die Preise beginnen bei rund 21000 Dollar. Der x366 schließlich eignet sich für typische Unternehmensanwendungen wie DB2, SAP oder SQL Server. Das Vierprozessor-System soll knapp 10000 Dollar kosten.
Xeon allenthalben
Auch andere Hersteller gehen in die Xeon-Offensive. Fujitsu-Siemens kündigte im Juli die Tower- beziehungsweise Rackserver TX600 S2 und R600 S2 an, im Oktober folgte der etwas kleinere RX300 S2. Fujitsu-Siemens hat in die Geräte Features integriert, die die Triole-Strategie unterstützen. Deren Ziel ist eine durchgängig dynamisierte IT. TX/RX600 bieten je 4 GByte physikalischen und virtuellen Speicher, RAID-Mirroring, MegaRAID on board, redundante Lüfter und Netzteile. Die Server eignen sich für geschäftskritische Unternehmensanwendungen.
Maxdata (Platinum 7200 IR, Platinum 5220 I) und Transtec (transtec 1001 Server) sind zwei Beispiele für hiesige Anbieter, die ebenfalls bereits Paxville-MP-Server im Programm haben. Auch Dells Poweredge-Systeme 1850, 1855, 2800 und 2850 sind ab sofort mit den Mehrfachkern-Prozessoren erhältlich. Lösungen dieser Klasse beginnen ab rund 5000 Euro.
AMDs Opteron gewinnt trotzdem weitere Freunde: Im Oktober verkündeten Sun, Fujitsu-Siemens und Appro, man werde neue Geräte mit Multicore-Varianten des AMD-64-Bit-Prozessor anbieten. Sun verwendet den Opteron zusammen mit Solaris 10 und SAS (Serial Attached SCSI) als Speicheranbindung in den Sun-Fire-Systemen X4100 und X4200. Den Opteron mit Dual Core will Fujitsu Siemens ab Herbst in neuen Primergy-Systemen verwenden, vorerst ist aber nur das Blade-System BX630 auf dem Markt. Der 3U Xtreme Server von Appro, der ebenfalls den Dual-Core-Opteron nutzt, ist für große, rechenintensive Anwendungen gedacht. Er bietet Platz für 2,4 TByte SATA (Serial ATA)-Speicher oder 876 GByte SCSI. Bis zu zwei PCI-X
oder PCI-Express-16-Schnitttstellen sind möglich. Der Preis des noch in diesem Quartal verfügbaren Geräts: rund 16000 Dollar.
Unix wird schneller
Mit Highend hat das alles freilich wenig zu tun, vielmehr geht es hier um die zukünftigen Commodities. Aber auch im leistungsstärkeren Segment der Unix-Server und -Prozessoren gibt es Neuigkeiten.
So wird der gern immer wieder totgesagte Power-Prozessor wohl noch einige Zeit am Leben bleiben. Denn IBM stellte erst kürzlich eine ganze Reihe neuer Systeme mit dem Multicore-fähigen p5+ vor. Der Chip, der mit Kanalbreiten von unter einem Mikrometer gefertigt wird, bietet Taktraten von 1,9 beziehungsweise 1,5 GHz. Er hat einen auf 36 MByte vergrößerten Level-3-Cache und einen Speichercontroller on Board. Die verbrauchte Fläche ist gegenüber dem Power 5 um 37 Prozent geschrumpft und der Stromverbrauch gesunken. Das Design unterstützt Quad-Chip-Module. In den Chip sind Virtualisierungsfunktionen integriert. Außerdem kam der PowerPC 970MP auf den Markt, die Multiprozessor-Version des 64-Bit-Prozessors PowerPC 970. Der Multiprozessor ist 1,4 beziehungsweise 2,5 GHz getaktet und nutzt einen internen Bus mit einer Leistung von 7,1 GBit/s.
Nächste Generation
Die neuen P5+-Systeme im Überblick: Am oberen Ende der Leistungsskala befindet sich der 16-Wege-Server p5 575. Er schafft 87,3 GFlops/s und eignet sich für rechenintensive High-Performance-Anwendungen. Der P5 550q hat einen 1,5-GHz-Quadcore-Prozessor und schafft maximal die doppelte Arbeitslast seines Vorgängers. Die Systeme p5 520 und p5 550 sind auf Java, Web- und Anwendungsserver spezialisiert und mit der 1,9-MHz-Variante des Prozessors ausgerüstet. Außerdem liefert IBM noch den Einstiegsserver p5 505, bei dem einer der beiden Prozessoren auf dem Dual-Core-Modul abgeschaltet ist. Alle genannten Rechner arbeiten mit AIX 5L Unix, Red Hat oder Novell Suse Linux. Die Preise der Server beginnen bei 3700 Dollar für den p5 505 und reichen bis weit in den sechsstelligen Bereich.
Schon heute gibt IBM Ausblick auf die nächste Generation, den Power 6. Er soll vier Prozessorkerne fassen können und pro Prozessor bis zu zehnfach hardwarebasiert partitionierbar sein. Außerdem gab IBM kürzlich neue Entwicklungen beim Cell-Prozessor bekannt, der zusammen mit Sony und Toshiba entwickelt wird. Dieser ist zwar eigentlich für multimediale Anwendungen und damit das Home- oder Embedded-Umfeld gedacht, könnte aber durchaus auch Eingang in spezielle Server finden. Der Prozessor wird eine besondere Architektur für verteiltes Processing mit einem Kontrollprozessor auf Basis der Power-Architektur sowie weitere Komponenten besitzen und einen besonderen Befehlssatz für Multimedia und Streaming nutzen, für die besondere C/C++-Spracherweiterungen verwendet werden. Wann diese Entwicklungen in praxistaugliche Rechner münden werden, ist derzeit noch unklar.
Sun erweitert derweil die Liste der verfügbaren Sparc- und Ultrasparc-Server. Mit dem Ultrasparc IV+ sind die Sun-Fire-Modelle V490, V890, E4900, E6900, E20K und E25K ausgestattet. Sie arbeiten mit Solaris 10. Mehrere CPUs unterschiedlicher Taktung und Generation können in einem System kombiniert werden. Ein in der zum Patent angemeldeten Uniboard-Technologie gefertigtes Prozessor-Board fasst bis zu vier Prozessoren und 32 GByte Speicher. Die Highend-Server E20K und E25K kann man mit bis zu 72 Doppel-Prozessorkernen ausrüsten. Die Preise der Midrange-Lösungen beginnen bei rund 31000 Euro, die der beiden letztgenannten Highend-Systeme bei 420000 Euro.
Fujitsu-Siemens bringt fünf neue Primepower-Server auf Basis der Sparc64-V-RISC-Prozessoren auf den Markt. Die Unix-Systeme sind für geschäftskritische Applikationen auf optimiert. Topmodell ist der Primepower 2500, der mit bis zu 128 2 GBit/s schnellen Prozessoren ausgerüstet werden kann.
Höhere Leistung
Auch bei Sun steht die Prozessorentwicklung nicht still. Soeben wurde der Multicore Ultrasparc T1 (Codename Niagara) vorgestellt. Er arbeitet mit 32 Threads, acht Prozessorkernen und 1,2 GHz Taktung je Prozessorkern. Intern kommunizieren die Kerne über ein Grid. Der Chip hat allein vier Speichercontroller. Der Chip verbraucht weniger Strom als eine Glühbirne und soll in eine neue Serverserie eingebaut werden, die Sun noch in diesem Jahr vorstellt.
In den kommenden Jahren dürfte sich die Zahl der Prozessoren in Servern erhöhen. Das bedeutet mehr Integrationsdichte und eine erheblich höhere Leistung auf engerem Raum. Stromspardesigns sollten dazu beitragen, dass Wärmeentwicklung und Energieverbrauch trotzdem nicht in den Himmel wachsen. Gut denkbar, dass so gesteigerte Processing-Power schon bald neue Anwendungen möglich macht, an die heute kaum jemand denkt.