Keine Rechtssicherheit
- Die Qual der Plattform-Wahl
- Keine Rechtssicherheit
Die Problematik umfassender Händlerservices bekam auch die Online-Plattform Tradoria zu spüren. Richtig erkannten die Bamberger, dass viele Online-Händler von Abmahnwellen und unübersichtlichen rechtlichen Vorschriften entnervt waren und traten daher mit dem Anspruch an, ein rechtssicheres Verkaufen zu garantieren. Doch Ende vergangenen Jahres kam es bei der Plattform schließlich zu ersten Abmahnungen. Zwar will Tradoria weiterhin seinen hohen Ansprüchen gerecht bleiben, doch Geschäftsführerin Beate Rank formuliert mittlerweile etwas vorsichtiger: »Wir können die Händler mit Informationen zur aktuellen Rechtslage unterstützen, sowie standardisierte und rechtlich vorgeprüfte AGBs bieten, welche von uns regelmäßig aktualisiert werden.« Doch müssten die Händler letztlich selbst darauf achten, dass ihre Produktbeschreibungen alle rechtlichen Anforderungen erfüllten. Eine ähnlich nüchterne Herangehensweise an das Thema verfolgt auch Branchengröße Amazon: »Für uns ist klar, dass die Händler in der Pflicht sind und selbst auf die Einhaltung der geltenden Regeln achten müssen«, so Kipper im Gespräch mit Computer Reseller News.
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal zwischen den Online-Plattformen ist die Bandbreite der angebotenen Verkaufsformate. So ist Ebay schon lange kein reines Online-Auktionshaus mehr, sondern hat sich zunehmend zur Verkaufsplattform für Festpreis-Artikel entwickelt. Im Auktions-Segment hat sich dagegen Hood.de erfolgreich platziert, während Yatego und Tradoria vor allem auf feste Preise setzen. Erfolge konnten mittlerweile auch Anbieter von Rückwärtsauktionen erzielen. Beim Branchenprimus Ebay verfolgt man diese Entwicklung und hält sich alle Optionen offen: »Andere Auktionsformate kann man sich sicherlich anschauen – allerdings nicht sofort und nicht für den breiten Markt«, so Ebay-Geschäftsführer Stephan Zoll. Skeptischer zeigt man sich dagegen bei Yatego: »Rückwärtsauktionen treiben die Preisspirale immer weiter nach unten. Sie führen zu einer Kannibalisierung der Preise.« Yatego-Chef Peltzer geht daher davon aus, dass sich langfristig auch die teilnehmenden Händler von dem Konzept verabschieden werden.
Neben einigen Detailfragen sind es jedoch vor allem Größe und Reichweite, welche die einzelnen Online-Plattformen voneinander unterscheiden. Und während der E-Commerce in letzter Zeit spannende Impulse aus dem Web 2.0 erhalten hat, die bereits zu innovativen Live Shopping- und Social Commerce-Modellen geführt haben, zeigen sich die Verkaufs-Plattformen bei der Umsetzung aktueller Trends eher zurückhaltend. Zwar haben Ebay und Yatego in diesem Jahr Spotshopping-Formate gestartet, doch verzichten die meisten Plattformen auf große Veränderungen: »Das soziale Element haben wir durch die Kundenrezensionen und -Diskussionen schon seit langem integriert«, meint etwa Amazon-Manager Kipper. Beim Thema Spotshopping bleibe Amazon in Deutschland zurückhaltend, doch gebe es hier sicherlich Modelle, die gut funktionierten. Richtig brisant werde es ohnehin erst hinter der Storefront, meint dagegen Thomas Promny: »Der Verteilungskampf um die Margen zwischen Händlern und Plattformen bleibt sicher ein Dauerbrennerthema.« Die Zustimmung der gewerblichen Verkäufer auf den Plattformen ist dem Gimahhot-Geschäftsführer jedenfalls sicher.