Die Qual der Plattform-Wahl
Während Branchenprimus Ebay ein turbulentes Jahr hinter sich hat, wird der Wettbewerb unter den Online-Marktplätzen immer lebhafter. Doch gibt es nur wenige Unterschiede zwischen den Portalen. Händler müssen ihre Entscheidung für die richtige Online-Plattform anhand von Detailfragen treffen.
- Die Qual der Plattform-Wahl
- Keine Rechtssicherheit
Der Wettbewerb zwischen den verschiedenen Online-Verkaufsplattformen wird immer hitziger. Das ist mittlerweile auch bei deutschen Gerichten aktenkundig. So hatte im Juli dieses Jahres das Landgericht Bamberg in zweiter Instanz in einem Streit zwischen den Portalen Tradoria und Yatego zu entscheiden. Der Vorwurf: Tradoria habe bei der Neuakquise von Händlern unlautere Methoden eingesetzt. Der Fall gestaltete sich für das Gericht so verworren, dass letztlich nicht zwischen Schuldigen und Opfer zu unterscheiden war. Denn, so hielten die Richter fest, beide Shopping-Portale setzten bei der Suche nach neuen Handelspartnern auch auf aggressive Akquise-Formen.
Hintergrund für den immer erbitterter ausgetragenen Konkurrenzkampf ist die Krise des bisher unangefochtenen Marktführers Ebay. Betrachtet man die Verhältnisse auf dem deutschen Markt, steht Ebay zwar mit mehr als 20 Millionen Besuchern pro Monat weiterhin an erster Stelle. An zweiter Stelle folgt – ebenfalls mit einer Besucherzahl im zweistelligen Millionenbereich – Amazon.de, während Plattformen wie Tradoria, Gimahhot und Hitmeister nur auf jeweils rund eine Million Besucher pro Monat kommen. Zwischen diesen Polen liegt noch die Auktionsplattform Hood.de mit vier Millionen Besuchern sowie Yatego, das allerdings nur Besucherzahlen auf täglicher Basis ausweist. Die Hoffnung vieler Wettbewerber, jetzt zum Sprung auf Ebay ansetzen zu können, liegt also weniger in objektiven Marktzahlen begründet, als in dem Bild, das der Branchenprimus in den letzten Monaten abgab: Hektisch folgte Reform auf Reform und innerhalb von nur acht Monaten erhielt Ebay Deutschland zweimal einen neuen Geschäftsführer.
Hohe Verkäuferstandards
Für viele Händler stellt sich daher die Frage, auf welchem Online-Marktplatz sie in Zukunft präsent sein sollen. Denn komplett auf die Verkaufsplattformen zu verzichten scheint unklug – bieten sie den Händlern doch die Möglichkeit mit einem vergleichsweise geringen Engagement eine möglichst große Anzahl an Online-Kunden anzusprechen. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Plattform-Betreibern sind dabei geringer als auf den ersten Blick vermutet. So klagten etwa viele Ebay-Händler in den vergangenen Monaten über die angehobenen Anbieterstandards und die angebliche Benachteiligung der Verkäufer gegenüber den Kunden. Dabei holte Ebay nur nach, was Plattformen wie Amazon schon seit Jahren praktizieren: »Die Verkäufer auf Amazon.de verstehen, dass Standards für das Image der gesamten Plattform wichtig sind«, erläutert Bodo Kipper, Head of Merchant Services Amazon.de: »Die Händler akzeptieren die vorgegebenen Standards daher nicht nur, sondern schätzen diese auch.« Die Bedeutung, die eine positive Kundenerfahrung für den Erfolg eines Shopping-Portals besitzt, kennt auch Gimahhot-Geschäftsführer Thomas Promny: »Händler zu listen, die nur extrem günstig sind, weil sie keinen Service bieten, kann sich keine Plattform erlauben.«
Händler sehen sich heute somit bei allen Online-Plattformen mit gestiegenen Anforderungen konfrontiert. Im Gegenschluss dürfen sie dafür aber auch in vielen Fällen ein größeres Serviceangebot der Plattform-Betreiber erwarten. Spitzenreiter ist dabei Amazon.de, das es Händlern nicht nur ermöglicht, ihre Waren nahtlos in das Sortiment des welt-weit erfolgreichsten Etailers zu integrieren, sondern auch darüber hinaus einen umfassenden Verkäuferservice anbietet: »Wir übernehmen für die Händler nicht nur die Zahlungsabwicklung und damit auch das Zahlungsrisiko, sondern bieten seit einiger Zeit sogar einen kompletten Fulfillment-Service an«, berichtet Amazon-Manager Kipper. Doch folgen nicht alle Plattformen dem Vorbild von Amazon. So verzichtet etwa Yatego bewusst auf das Angebot zentraler Bezahl- und Versandservices: »Die vermeintliche Bequemlichkeit des Full-Service kann schnell zum Korsett von vorgeschriebenen Zahlungsarten und Versand-Bedingungen werden«, erklärt Yatego-Geschäftsführer Stephan Peltzer.