Digital Lifestyle: TV total. Den IT-UE-Konvergenzprodukten werden glänzende Wachstumsraten in Aussicht gestellt. Der IT-Handel hat die Zeichen der Zeit bereits erkannt: Fast 40 Prozent setzen laut einer aktuellen CRN-Studie auf digitale Unterhaltung.
Der IT-Fachhandel ist auf dem Weg zum so genannten Digital Lifestyle und hat sein Sortiment um Beamer, Flat TVs oder MP3-Player erweitert: Fast 40 Prozent der deutschen IT-Händler verkaufen mittlerweile UE-Lösungen an ihre Kunden, 56,7 Prozent halten sich noch zurück ? so das Ergebnis einer aktuellen CRN-Studie im Rahmen der «Channeltracks». Während Systemintegratoren, System- oder Software-Häuser diesem Thema kaum Bedeutung beimessen, was nicht weiter verwunderlich ist, setzen 62 Prozent der Händler mit Ladengeschäft auf die neue, digitale Unterhaltungswelt. Zu den Top-Sellern gehören dabei Digitalkameras (82,9 %), Beamer (47,7 %) und MP3-Player (40,5 %). Nachholbedarf besteht noch bei Flat- beziehungsweise Plasma-Fernsehgeräten (19,8 %). Praktisch keine Bedeutung haben derzeit Set-Top-Boxen und Media Center PCs (8,1 beziehungsweise 7,2 %). Dieses Ergebnis könnte ein erster Hinweis darauf sein, dass im Mittelpunkt des Wohnzimmers eben doch der etablierte Fernseher seinen Platz behaupten wird ? und nicht der von Microsoft und Konsorten propagierte Media Center PC. Noch sind die Umsätze mit der neuen Produktgruppe aber gering: Bei drei Viertel der Befragten (77,4 %) trägt Unterhaltungselektronik weniger als zehn Prozent zum Gesamtumsatz bei.
Doch Unterhaltungs-Elektronik ist ein Wachstumsmarkt: Laut EITO (Europoean Information Technology Observatory) liegt die Steigerungsrate in Westeuropa in diesem Jahr bei 15,8 Prozent.
Michael Grote, Geschäftsführer von Benq, bestätigt das Resultat der CRN-Umfrage: »Die Umsätze mit UE-Geräten sind noch relativ niedrig, weil sich der IT-Handel schwer tut, seine Kundengruppe signifikant zu erhöhen. Fachhändler müssen in diesem Bereich aber den Massenmarkt erreichen, nicht nur IT-affine Käufer.« (Lesen Sie hierzu auch das CRN-Interview mit Herrn Grote auf Seite 24 der Printausgabe)
Dabei kann ? einigen Branchenexperten zufolge ? der Einstieg in die Unterhaltungselektronik für den IT-Handel zur Überlebensfrage werden: Frank Roebers, Geschäftsführer von PC-Spezialist, schätzt beispielsweise, dass in vier Jahren jeder zweite PC-Händler verschwunden sein wird. Ein Hoffnungsträger ist laut Roebers die digitale Unterhaltung, die von den IT-Händlern zunehmend übernommen werde. Auch die Mitgliedschaft der UE-Händler in Kooperationen sieht Roebers ? nicht gänzlich uneigennützig ? als wichtigen Vorteil an (siehe CRN-Interview mit Herrn Roebers auf Seite 36 der Printausgabe).
Die IT-Großhändler haben den Konvergenztrend natürlich nicht verschlafen und in den vergangenen Wochen eigene Business Units für Unterhaltungs-Elektronik aufgebaut. Auf der Ingram-Micro-Hausmesse IM Top vor drei Wochen hatten Daniela Degen und das Produktsegment LCD-TV Premiere. Degen besetzt ab sofort die neue Position Product Manager Marketing LCD-TV. Für diesen Bereich erwarten Marktforscher Zuwachsraten von weit über 100 Prozent. Auch IM-Geschäftsführer Gerhard Schulz zählt den Markt für Consumer Electronic zu den künftigen Wachstumstreibern. Die Produktmanagerin wird in ihrer neuen Position direkt an Christoph Dassau, Senior Manager Displays, berichten.
Das Engagement im Produktbereich LCD-TV kommentiert Dassau mit dem Hinweis, dass Ingram innerhalb von fünf Jahren größter Distributor für Daten- und Videoprojektoren geworden sei. Die Vermarktung der LCD-TVs betrachte er als »logische Konsequenz, um dem Wiederverkäufer weiterhin alles aus einer Hand bieten zu können«. Die Business Unit von Actebis ging Anfang Mai an den Start und wird von Volker Schwellenberg verantwortet.
Noch nicht ganz soweit ist die COS AG, die Gründung einer Business Unit »Unterhaltungselektronik« steht aber laut Marketing-Managerin Ines Helmig unmittelbar bevor. Der Distributor führe bereits viele Produkte aus diesem Segment, beispielsweise MP3-Player, wolle das Know-how jedoch in einer eigenständigen BU bündeln. Um die Händler bestmöglich bei der Vermarktung der neuen Konvergenzprodukte unterstützen zu können, kooperiert COS mit LG Electronics. Partner können sich in einem umfangreichen Fragebogen zu den Konvergenzprodukten und deren Vermarktung äußern. Ziel der Aktion sei es, den Wissenstand der Händler abzufragen sowie geeignete Marketing- und Schulungsprogramme zu entwickeln.
Tech Data nennt seine Sparte Living IT und hat bereits ein Pilotprojekt mit ausgewählten Händlern aufgesetzt. »Wir starten das Programm zunächst mit 30 Pilotpartnern, die wir gezielt beim Einstieg in diesen Markt unterstützen«, erklärt Tech-Data-Chef Marcus Adä. Für das Konvergenzgeschäft hat der Broadliner eine neue Business Unit eingerichtet, die von Aria Djamschidi, Director Marketing PC-Systeme, geleitet wird.
Krystaltech Lynx vertreibt Digital-Entertainment-Produkte seit Anfang Januar über Kontiga Data, an der KLE eine Mehrheitsbeteiligung hält. Die Firma konzentriert sich noch auf MP3-Player, will das Sortiment aber um weitere Produkte aus dem UE-Umfeld ergänzen.
Derzeit sind die Umsatzerwartungen der Distributoren noch gering ? eine realistische Einschätzung, wenn die Resultate der CRN-Channeltracks zu Grunde gelegt werden: »Im IT/UE-Konvergenzbereich haben wir es noch mit eher kleinen Stückzahlen zu tun«, räumt beispielsweise Karsten Hartmann, Geschäftsführer von Distributor Devil, ein. Auch Ingram-Micro-Chef Gerhard Schulz gibt zu Bedenken: »Wir rechnen erst in den kommenden Jahren mit dem Durchbruch im Geschäft mit diesen Produkten.«
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