Distribution unter Kostendruck
Der Druck durch die Speditionen nimmt zu. Die Distribution sucht nach einem Ventil. Frachtkosten können auf Dauer nicht von den Grossisten finanziert werden. Ein Teil der Zeche wird auf den Handel abgewälzt. Dort aber regt sich trotz allem Verständnis Unmut. Und wo bleiben die Hersteller?
- Distribution unter Kostendruck
- Kosten sind nicht mehr aufzufangen
- Frachtkosten – drei Beispiele
Die Aussagen könnten deutlicher nicht sein: »Wir können Fracht nicht länger subventionieren «. Und: »Wir müssen auf niedrigeren Wert pro Palette reagieren«. Els Demeester, Europachefin bei Tech Data, sagt dies wohl überlegt. Und sie rennt damit offene Türen bei den meisten ihrer Mitbewerbskollegen ein. Auch Ingram- Chef Gerhard Schulz, durchaus ein Meister an den Stellschrauben zur Prozessoptimierung, spricht offen von der Weitergabe bestimmter Kostenblöcke an den Handel. Anders, so der Vorsitzende der Geschäftsführung, seien die notwendigen Erträge nicht mehr gewährleistet. Was die beiden, in herzlicher Konkurrenz verbundenen Distributoren vereint, sind die Rechnungen ihrer Spediteure. Nicht dass sie an den Kostenaufstellungen etwas zu bemängeln hätten. Aber was ihnen und ihren Finanzchefs immer wieder die Tränen in die Augen treibt, sind die steigenden Preise für jedes noch so kleine Päckchen, das sie vom Distributionslager auf die Reise zum Händler oder dessen Kunden schicken. Und da geht es bei einem großen Distributor pro Jahr immerhin um einen hohen sechsstelligen Betrag. Tendenz steigend. Dabei ist das Problem nicht neu. Also-Geschäftsführer Michael Dressen mahnt bereits seit geraumer Zeit eine Umlage der Frachtkosten auf den Handel an. Lange Zeit belächelt, stärken ihm jetzt die Kollegen zwischen Flensburg und Berchtesgaden den Rücken. Mit ein paar Ausnahmen. Aber, und davon sind die Grossisten mit Frachtkostenmodellen jedweder Art überzeugt, nur auf Zeit.
Riskante Frachtfrei-Aktionen
»Diejenigen, die jetzt mit Frachtfrei-Aktionen auf Kundenfang sind, werden als erste im sich konsolidierenden Markt auf der der Strecke bleiben«, steht für Actebis-CEO Klaus Hellmich völlig außer Frage. Und Tech Data-Chefin Demeester setzt noch eins obendrauf: »Einigen Distributoren drohen Verkauf oder Restrukturierung.« Den Grund dafür erkennt sie in den Herausforderungen, denen sich die Grossisten stellen müssen. Das sind unter anderem rückläufiges Wachstum, Korrektur der Kursziele und weiter schmelzende Margen.
Diese Faktoren, verbunden mit den steigenden Kosten bei Fracht und Versand, machen es der Distribution immer schwerer. Der Großhandel benötigt Lösungskonzepte, um die Belastungen so weit wie möglich reduzieren zu können. Und natürlich sind sich die meisten Distributoren darüber im Klaren, dass man auch dem Fachhandel nicht über Gebühr Zusatzkosten aufhalsen kann. Vor allem der Facheinzelhandel steht mit dem Rücken an der Wand. »Bei weiter sinkenden Margen ist der finanzielle Spielraum ausgeschöpft«, weiß Frank Garrelts, Geschäftsführer der Beratungsfirma Provoto und Urgestein der Kooperationsszene, um die Situation der Einzelhändler. Hinzu komme, dass der Handel unter dem Preisdruck der Etailer ohnehin schon genug zu leiden habe. Deshalb werde »der Facheinzelhandel wohl oder übel sehr genau rechnen und verstärkt über die Distributoren beziehen, die ihnen Zusatzkosten ersparen«.