Ein Filesystem für alles. Wenn, wie zum Beispiel bei der Filmproduktion, unterschiedliche Rechner auf gleiche Daten zugreifen und sie bearbeiten sollen, ist das oft schwierig. Universelle Filesysteme lösen das Problem.
Der gleichzeitige Zugriff von unterschiedlichen Rechnern auf denselben Datenbestand ist eines der letzten Kernprobleme der operativen Informatik. Aus Mangel an besseren Lösungen werden Ton-, Film- oder Wortbeiträge zum Schnitt oder zur Änderung heute größtenteils auf lokalen Festplatten gespeichert und erst nach der vollständigen Bearbeitung auf allgemein zugänglichen Systemen abgelegt. Dies erfordert Computer mit einer Vielzahl an Prozessoren und großen Hauptspeichern, da nicht verteilt gerechnet werden kann.
Bisher wurde Filesharing bei allen großen Herstellern grundsätzlich in einem Atemzug mit dem Thema NAS (Networked Attached Storage) genannt. Hierbei werden Dateien vielen unterschiedlichen Betriebssystemen über vereinheitlichte Zugriffsformen (typischerweise CIFS=Common Internet File System für Windows oder NFS=Network File System für UNIX/Linux) im Ethernet-Netzwerk zur Verfügung gestellt. Vorteile dieser Lösung sind die große Verbreitung des Ethernet-Standards und die technisch vergleichsweise anspruchslose Implementierung. Dem stehen allerdings Nachteile gegenüber: ein begrenzter Durchsatz (max. 1 GBit/s) und eine verwirrende, sich oft zwischen Windows und UNIX überlappende Rechtestruktur. Außerdem sind NAS-Lösungen in der Regel monolithische Systeme, also bezüglich ihrer Ein-/Ausgabekapazität limitierte Einheiten. Liegt ein Plattenpool hinter dem NAS-Header, kann der Anwender die Kapazität über dessen Grenzen hinaus nicht ausbauen.
Eine Alternative sind universelle Filesysteme (UFS) im SAN (Storage Area Network). Derartige Lösungen gibt es von IBM (SAN-FS, früher Storage Tank), Adic (Stornext FS) und SGI (CXFS). Sie spannen ein für viele Plattformen lesbares Dateisystem über fast alle wichtigen Speichersysteme, also nicht nur über FC- und
ATA-RAIDs, sondern auch über Archiv- und Bandsysteme. Damit werden unterschiedliche Dateien für viele Rechner gleichzeitig mit hoher Bandbreite (bis zu 4 Gbit/s, also 512 MByte/s minus Protokolloverhead,) verfügbar.
Stornext beispielsweise kann, je nach I/O-Möglichkeiten des Servers, auch mehrere FC-Ports verbinden. Die Lösung skaliert so bis zu 16 GByte/s I/O-Leistung im Dauerbetrieb. Die Platzierung der Dateien auf verschiedenen Speichersystemen nach ihrem Geschäftswert, ihrer Sensibilität oder anderen Kriterien erfolgt über Policies, die auf einer Management-Software definiert und vorgehalten werden. Damit können Informationen transparent auf jedes beliebige Medium verschoben werden, ohne die jeweiligen Betriebssysteme oder Anwender darüber in Kenntnis zu setzen. Außerdem lässt sich FC-Bandbreite gezielt bestimmten Applikationen zuweisen. Das war im Firmennetz bisher nur mit TCP/IP möglich.
Organisatorische und Finanzielle Vorteile
So können nun auch Systeme von konsolidierten SAN-Landschaften profitieren, die bisher gezwungen waren, aus Leistungsgründen mit lokalen Speichern zu arbeiten. Im Streaming Media Bereich können beispielsweise Sequenzen ohne Zwischenstops und Datenverschiebungen auf vielen Rechnern gleichzeitig bearbeitet werden.
Entscheidend sind aber organisatorische und finanzielle Vorteile. Früher mussten Speichersysteme für verschiedene Fachbereiche und deren Anforderungen unterschiedlich beschafft, konfiguriert und betrieben werden. Heute bietet die IT-Abteilung verschiedene Speicher-Services über einen einzigen Leitstand mit einer einheitlichen Oberfläche an. Das Ergebnis sind wesentlich günstigere Preise, ein gestraffter und damit preiswerterer Betrieb und zufriedene Anwender. Bisher von den SAN-Herstellern vernachlässigte Plattformen wie der im Medienbereich verbreitete Apple Macintosh lassen sich Durch das einheitliche Dateisystem ebenfalls mit Services beliefern. Ulrike Riess ist freie Journalistin in Heuerßen/Nds.