30 Jahre KNX

Eine Gemeinschaft, ein Standard, ein Spirit

23. März 2021, 6:42 Uhr | Autor: Stefan Adelmann

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

"Datensicherheit ist heute keine Hürde mehr"

Smarthouse Pro: Vor der Entwicklung von KNX-RF war KNX rein kabelgebunden, viele Wettbewerber setzen hingegen ganz auf funkbasierte Systeme. Wo sehen Sie die Vorteile gegenüber den Wireless-Alternativen?

Kobold: Einer der großen Vorteile von KNX ist, dass der Nutzer nicht an einen einzigen Medientyp gebunden ist. Das heißt: Im Vergleich zu anderen Systemen kann man bei KNX je nach Bedarf mit einer Busleitung vernetzen, aber auch KNX RF funkbasierte Lösungen einsetzen. Hierbei ist es auch möglich, in einer Installation funkbasierte KNX RF-Produkte mit leitungsgebundenen Produkten zu kombinieren oder auch in der Nachrüstung nur auf KNX RF zu setzen. In größeren Anlagen kann zur Vernetzung einzelner Bereiche sogar IP-Netzwerktechnik als Kommunikationsmedium eingesetzt werden. Somit ergibt sich eine große Flexibilität.

Smarthouse Pro: Durch den Einsatz von Unterputz-Installationen ist KNX aber vor allem bei der Nachrüstung sicher für viele Kunden nicht die erste Wahl. Eignet sich das System dennoch für Projekte fernab des Neubaus?

Kobold: Selbstverständlich – vor allem in Kombination mit KNX RF-funkbasierten Lösungen. KNX RF ist noch relativ jung, das gibt es erst seit 2016. Deshalb ist das verfügbare Produktspektrum der einzelnen Hersteller noch gering. Der Trend geht aber sehr stark genau in diesen Bereich. Der KNX-Standard wurde in den letzten Monaten vor allem für KNX RF-Produkte erweitert, sodass zukünftig deutlich mehr Produkte verfügbar sein werden. Wir bei Gira werden unser Portfolio ebenfalls in dieser Richtung ausbauen.

Smarthouse Pro: Aber auch bei größeren Datenraten stößt KNX schnell an Grenzen. Ist ein umfängliches Smart Home, das auch Multimedia-, Speaker-, Multi-Room-Systeme et cetera integriert, also stets nur über den parallelen Einsatz mehrerer Kommunikationsstandards umsetzbar?

Kobold: Aufgrund der sehr hohen Teilnehmerzahl und eines sehr gut strukturierten Systemaufbaus stößt man bei KNX für das Marktsegment Wohnungs- und Zweckbau kaum an Grenzen. Natürlich ist es technisch so, dass ein Übertragungsmedium wie beispielsweise eine Busleitung nur eine bestimmte Datenrate zuverlässig übertragen kann. Jedoch hat man mit KNX den großen Vorteil, dass man bei Bedarf zur Übertragung großer Datenmengen den Medientyp wechseln kann. So werden zum Beispiel in Bürogebäuden einzelne Etagen untereinander nicht mit der grünen Busleitung, sondern mit Netzwerktechnik verbunden. Das ist erst einmal ein wichtiger Vorteil bezüglich des Datendurchsatzes.

Smarthouse Pro: Und im Entertainment-Bereich?

Kobold: Auch für diese Geräte gibt es zertifizierte und standardisierte KNX-Schnittstellen. So ist eine Integration verschiedenster Audio- und Multiroom-Systeme beispielsweise von Sonos oder Revox, aber auch eine Anbindung von TV-Geräten etwa von Panasonic im System möglich. Diese können dann zum Beispiel in TV-Szenen oder Zentral-Aus-Szenen eingebunden werden. So kann man nicht nur beim Heimkinoabend das TV einschalten, sondern gleich noch für die richtige Stimmung sorgen.

Smarthouse Pro: Ein oftmals gegenüber KNX ins Feld geführter Kritikpunkt war darüber hinaus lange Zeit die unverschlüsselte Datenübertragung. Wie steht es heute um Sicherheit und Datenschutz im System?

Kobold: Datensicherheit ist heute keine Hürde mehr, wenn es um den Einstieg in die KNX-Welt geht. KNX Secure beispielsweise setzt völlig neue Maßstäbe in Bezug auf Datenintegrität, Authentifizierung, Verschlüsselung und Datenaktualität und ist deshalb als internationaler Sicherheitsstandard anerkannt – und zugleich die weltweit erste hersteller- und anwendungsunabhängige Sicherheitslösung für smarte Gebäude. Aus diesem Grund implementiert Gira KNX Secure sukzessive in eine Vielzahl eigener Produkte. Extrem wichtig bei KNX Secure ist das Thema Update-Fähigkeit. Denn ein nachhaltiges Sicherheitskonzept für das Smart Home erfordert stets aktuelle Geräteversionen, die sich auf neue, zukünftige Angriffsszenarien einstellen können. Auch in diesem Punkt setzt Gira Maßstäbe, denn alle Gira KNX Secure-Produkte sind immer und ausnahmslos aktualisierbar.

Smarthouse Pro: Abschließend noch ein Blick in die Zukunft: Was wünschen Sie sich von den Mitgliedern der KNX Association, wie sollten KNX sowie die verschiedenen Produkte weiterentwickelt werden, um das System zukunftssicher und wettbewerbsfähig aufzustellen?

Kobold: Datensicherheit wird auch in Zukunft eine entscheidende Rolle im Smart Home spielen. Und weil die Gegenseite bekanntlich nicht schläft, muss hier die Entwicklung von Sicherheitssystemen Schritt halten. Wichtig ist zudem die Anbindung von IoT an KNX – mit IFTTT und Conrad Connect sind schon diese ersten Schritte gemacht, weitere müssen und werden folgen, gleiches gilt für das Thema KNX RF. Generell sollte die Standardisierung konsequent weiterentwickelt werden, sodass der Kreis der Hersteller aus verschiedenen Branchen noch weiter wächst. Somit vergrößert sich nicht nur das Lösungsspektrum, sondern die zunehmende Vereinfachung des Systems senkt auch die Einstiegshürden mit dem Effekt, dass noch mehr Anwender in den Genuss eines Smart Homes kommen. Gira ist und bleibt Teil dieser Gemeinschaft, um weiterhin gemeinsam einen Standard nach vorne treiben – trotz des Wettbewerbs untereinander, aber eben ganz im Geist der Gründerväter.


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