Systemhäuser im deutschen Markt sind für Investoren wieder interessant geworden. Eine gute Nachricht, denn die meist ausländischen Geldgeber sind keine Heuschrecken. Im Gegenteil: Mit einer reinen Finanzbeteiligung oder strategischen Investition wollen sie wachstumsstarke ITHäuser noch erfolgreicher machen. Manchmal aber liegen die Ziele der Investoren im Dunkeln.
Hätte ein Investor noch vor zwei Jahren Heribert Fritz und Eberhard Macziol gefragt, ob sie ihre Firma verkaufen möchten, wären sie womöglich vom Stuhl gefallen. Nicht etwa, weil die Schwaben überschlagen hätten, wie viel Geld ihnen ihr Lebenswerk Fritz&Macziol (FuM) einbringen würde. Sondern weil die Inhaber und Geschäftsführer des Ulmer Systemhauses bei der Vorstellung, dass sie ihre unternehmerische Freiheit aufgeben sollen und ihren Mitarbeitern womöglich ein neues Management aufs Auge gedrückt wird, ihre Fassung verloren hätten. Monate später spielten die Inhaber dann doch mit dem Gedanken: Durch einen Verkauf könnten wir unsere Position im Markt nicht nur absichern, sondern stärken und schneller ausbauen als wir es aus eigener Kraft könnten.
Kehrtwende. Es gibt nicht viele mittelständische Unternehmer, die einsichtig und flexibel genug sind, ihre Meinungen zu ändern. Erst recht nicht, wenn sie alles richtig machen, erfolgreich wachsen und nicht erst im Sanierungsfall gezwungen sind, Zuflucht zu Investoren zu suchen. Fritz und Macziol sind solche Unternehmertypen, die Erfolge vorweisen und über das Tagesgeschäft hinaus denken können. Und die wissen: ohne Lösungskompetenz, neue Dienstleistungsangebote und überregionale, internationale Präsenz – Investitionen, die nicht ohne weiteres aus eigener Kraft zu finanzieren sind – wird es für mittelständische Systemhäuser in einer Größenordnung von 200 bis 300 Mitarbeitern mittelfristig schwer, sich gegen andere Häuser zu behaupten. Den entscheidenden Impuls, sich einem Investor gegenüber zu öffnen, erhielten die Manager vom Herstellerpartner IBM. Big Blue brachte den niederländischen Milliarden- Konzern Imtech ins Spiel, der seine Sparte ITC in Europa ausbauen will und gezielt in Systemhäuser investiert, die eng mit IBM und Microsoft zusammenarbeiten.
FuM passte genau ins Profil. Vom ersten Kontakt bis zum unterschriftsreifen Deal vergingen 15 Monate. Heribert Fritz fiel der Verkauf »seines Systemhauses« nicht leicht. Der angereiste Imtech-Chef René van der Bruggen staunte nicht schlecht, als Fritz sich im entscheidenden Moment der Vertragsunterzeichnung eine halbe Stunde Bedenkzeit erbat, bevor er den Vertrag mit seiner Unterschrift besiegelte. Nicht etwa, weil er zuletzt doch kalte Füße bekam. Er befolgte einen Rat seiner Frau: »Herri, überlege gut, was du da tust.« Letzte Zweifel hatte Fritz da aber bereits ausgeräumt. Die Niederländer würden tatsächlich nicht ins operative Geschäft hineinreden, hatte man ihm beim Besuch des IBM-Systemhauses Eniac in den Niederlanden versichert, das vor zwei Jahren von Imtech übernommen wurde. »Wir haben lange nach einem Haar in der Suppe gesucht, aber keines gefunden«, beteuert Fritz. Weder der Firmenname noch die Ansprechpartner und erst recht nicht Managementstrukturen sowie Entscheidungswege würden sich ändern, so hatte ihm van der Bruggen die Traumkonstellation vor Augen geführt.
Unter diesen Bedingungen hatte Imtech die Inhaber von FuM für die Ehe schließlich begeistern können. Hinzu kam beim FuM-Management auch die Einsicht, dass ihre mittelständische Klientel zunehmend international expandiert und ein IT-Dienstleister gefragt ist, der entsprechende Leistungen übernational anbieten kann – beispielsweise in Zusammenarbeit mit anderen Töchtern eines global agierenden Mutterkonzerns. An der Seite dieses strategischen Investors könne man den Wachstumskurs absichern und den Mitarbeitern beste Zukunftsaussichten bieten, ist die Geschäftsführung des Ulmer Systemhauses überzeugt.