Systemhäuser liebäugeln mit Investoren

Eine gute Partie

15. September 2006, 5:24 Uhr | Martin Fryba

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Manche Ehe mit Ventures endet im Rosenkrieg

Anders agiert dagegen die niederländische Private Equity-Gesellschaft Waterland. Sie erwarb vergangenes Jahr alle ausstehenden Aktien des Kölner ITDienstleisters Arxes. Für Udo Faulhaber eine freundliche Übernahme, die Chancen zur Expansion bietet. »Wir sind dann nicht länger der kleine Fisch in der Konsolidierung der IT-Systemhäuser, sondern werden zum Hecht. Für uns sind einige Dienstleister, die vom Handelsgeschäft unabhängig sind, durchaus interessant«, begründete damals Faulhaber diesen Schritt. Was der Manager mit dem Vergleich des Raubfisches meinte, zeigte sich wenig später. Die Stinnes-Data-Service, eine von Waterland übernommene Tochter der Deutschen Bahn AG mit 160 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 33 Millionen Euro, wurde in die Arxes- Group überführt. Die Kölner sind nun ein IT-Dienstleistungsunternehmen mit rund 860 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von fast 100 Millionen Euro. Die ehemalige Bahntochter aus Mülheim/Ruhr hat Kernkompetenzen bei SAP-Dienstleistungen sowie in der Softwareentwicklung und bringt ein Rechenzentrum, bestückt mit über 500 Mainframe-, Unix- und Intel-Servern, ein, auf das derzeit rund 8.000 Anwender zugreifen. Vor allem bei Ausschreibungen, so Faulhaber, erhöhe sich für die verstärkte Arxes-Gruppe die Chance, bei entsprechenden Aufträgen den Zuschlag zu erhalten.

Unerwünscht. Nicht immer aber stoßen die Umarmungsversuche von Investoren auf Gegenliebe. Auf manche Anbandelungen folgt ein bizarrer Rosenkrieg. So dürfte das Tischtuch zwischen Peter Kotauczek und Helmut Fleischmann endgültig zerschnitten sein. Kotauczek, Vorstand der österreichischen Beteiligungsgesellschaft Beko Holding, möchte gerne seine Beteiligung am börsennotierten IT-Dienstleister Brain Force von derzeit rund acht Prozent aufstocken – aber möglichst günstig, bitte schön. Daher wurmt es ihn besonders, dass er im Zuge der letzten Kapitalerhöhung bei den nicht gezeichneten Bezugsrechten der Altaktionäre leer ausging. Sie wurden von anderen Investoren ausgeübt. Daraufhin ließ er von seinem Anwalt auf der letzten Hauptversammlung einen Antrag auf eine Sonderuntersuchung stellen, der jedoch abgeschmettert wurde.

Überhaupt ist Beko, selbst börsennotiert, manchem Systemhaus unliebsam in Erinnerung. So klagte vor Jahren Markus Löw, damals Vorstand des Regensburger Systemhauses Pallas Soft, von Mehrheitsgesellschafter Beko zu waghalsigen Expansionen getrieben worden zu sein. Einer rechtzeitigen Restrukturierung soll sich Beko in den Weg gestellt und den Vorschlag, die Hälfte der Mitarbeiter zu entlassen, mit dem Hinweis abgelehnt haben, das sei nicht »sexy«. Bitteres Ende: Knapp 80 Mitarbeiter der Pallas Soft AG und deren Tochtergesellschaften erlebten die Insolvenz ihres Arbeitgebers.

Der Vorgang aus dem Jahr 2002 steht zwar exemplarisch für eine Phase, als in den Köpfen vieler Investoren und Unternehmenslenker noch immer die Vorstellung präsent war, die IT-Branche wachse nahezu grenzenlos. Vier Jahre später sind alle klüger, realistischer, aber auch wieder optimistischer geworden. So meldet der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften, dass Private Equity-Fonds ihre Investitionen im ersten Halbjahr 2006 gegenüber dem Vorjahr um ein Viertel auf fast eine Milliarde Euro erhöht haben.


  1. Eine gute Partie
  2. Keine Skepsis mehr gegenüber Investoren
  3. Manche Ehe mit Ventures endet im Rosenkrieg

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Matchmaker+