Kein Einzelfall. Wachstum absichern, durch Akquisitionen expandieren, mittelfristig der Gang an die Börse. Die sportlichen Ziele der ACP-Gruppe haben sich auch seit dem Einstieg eines Investors Anfang dieses Jahres nicht geändert, geändert hat sich aber der Druck, diese Ziele in einem gewissen Zeitrahmen umzusetzen. Die 98 Gesellschafter, darunter das Management des mit 650 Mitarbeitern und einem Umsatz von zuletzt über 280 Millionen Euro größten Systemhauses in Österreich, haben 60 Prozent an den Schweizer Finanzinvestor Capvis verkauft, der so unterschiedliche Firmen im Portfolio führt wie Beteiligungen an Töpfe- und Besteckhersteller WMF oder den weniger prominenten Machalke Polsterwerkstätten aus dem oberfränkischen Hochstadt. ACP-Chef Stefan Csizy war ähnlich wie die FuM-Inhaber überrascht und zögert zu Anfang als ihm das Capvis-Management eine Beteiligung vorschlug.
Offenbar waren es aber die Grundsätze des Investors, die ihn schließlich bewogen haben, doch für einen Einstieg zu werben. Einer davon lautet, dass sich Capvis im Aufsichtsrat »aktiv zur Entwicklung unserer Beteiligungsfirmen beteiligt«, ansonsten streben die Financiers aus Zürich eher an, dem Management- Team freie Hand zu lassen. ACP ist gerade dabei, sein Filialnetz mit vier Geschäftsstellen in Bayern bundesweit auszubauen. Wie man aus gut unterrichteten Kreisen hört, wollen die Wiener noch in diesem Jahr Akquisitionen perfekt machen. Am Mangel an Übernahmekandidaten in der Systemhausbranche kann es jedenfalls nicht liegen, dass Csizy sich offenbar Zeit bei der Expansion lässt. Sorgfalt vor Schnelligkeit bevorzugt auch Capvis. Investitionshorizont: Vier bis sechs Jahre. Danach erfolgt eine geregelte Scheidung, entweder der Verkauf der Beteiligung im Zuge eines Börsengangs oder an einen strategischen Investor.
Dort, wo ACP hin will, sind andere Systemhäuser, beziehungsweise IT-Dienstleister wie Arxes, Haitec oder Tiscon längst. Doch trotz ihrer Börsennotierung können auch solche Firmen für Investoren – aus ganz unterschiedlichen Gründen – von Interesse sein. Sanierungsfälle wie die Münchner Haitec AG oder die Neu-Ulmer Tiscon Informationssysteme AG sind dabei eher zum Spielball von Investoren geworden. So hat sich bei der Haitec AG vergangenes Jahr die Londoner Investmentgesellschaft Bridgepoint Capital eingekauft und dafür gesorgt, dass der CADund PLM-Spezialist mit dem Wiesbadener ERP-Integrator Autinform, eine wenig lohnende Beteiligung der Briten, eine Ehe einging. Die wenigen Analysten, die Haitec noch unter Beobachtung hielten, klagten über den undurchsichtigen Deal und fehlende Aussagen des Managements zur strategischen Tragweite der Transaktion. Die Folge: SES Research und die Hypo-Vereinsbank stellten ihr Coverage bis auf weiteres ein. Dabei hatte der im März dieses Jahres ausgeschiedene Haitec-CEO Jochen Furch zuvor noch großspurig die Rückkehr zur Öffentlichkeitsarbeit angekündigt. Für ein börsennotiertes Unternehmen eigentlich eine Selbstverständlichkeit, an die sich der Ex-CEO des Augsburger Softwarehauses CPU nie gebunden fühlte.