Eine Spur effizienter (Fortsetzung)
- Eine Spur effizienter
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Konzept mit Master
Bei den Überlegungen im Vorfeld entschieden sich die Ingolstädter, die Inhalte des englischsprachigen Webauftritts audi.com als Grundlage für einen so genannten Master zu nehmen. Auf diesem sollten sämtliche Inhalte gespeichert werden während die Länderauftritte sich aus dem »Lager« den für sie relevanten Content aussuchen. »Der Master ist wie ein Geschäft - hier gibt es viel mehr Dinge als im Schaufenster, zum Beispiel audi.com, sichtbar sind. Im Geschäft werden Seiteninhalte, wie Texte und Photos produziert, aber erst der Dekorateur entscheidet darüber, was in sein Schaufenster kommt«, erklärt Jürgen Reimann, Projektleiter bei Gedas, das Konzept mit einem Bild. Rund 1 200 Seiten liegen auf dem Master, der englischsprachige Auftritt audi.com umfasst etwa 700.
Die in fast jedem Webauftritt obligatorische Unternehmensgeschichte sollte so nur in einer einzigen Variante verfügbar sein mit der Option, sie in die jeweilige Sprache zu übersetzen. Auch beim Bildmaterial kann effizienter gearbeitet werden. Teure Foto-Shootings werden so nur einmal fällig - zumindest bei Bildern mit neutralem Hin-tergrund - und zudem einfacher weltweit zu verteilen. Darüber hinaus gibt es jedoch weiterhin länderspezifische Fotos.
Redaktionelle Standards
In vier Schritten werden die Inhalte in der Redaktion verarbeitet: Zunächst wird der Editor-Bereich aktiv, in dem Texte, Bilder und das Design festgelegt werden. Es gibt rund 32 Templates als Vorlage für die Seiten, die gestalterisch von emotional bis nüchtern reichen. Im zweiten Schritt werden die Sites vom so genannten Chefeditor-Team überprüft, einer Gruppe aus derzeit fünf Mitarbeitern. Anschließend schaut ein Fachreferent auf die Produktaussagen. Im letzten Schritt geben die Chefeditoren die Seite zur Veröffentlichung frei. Für bestimmte Inhalte, wie beispielsweise die News, gelten aus Zeitgründen verkürzte Arbeitsroutinen.
»Die Importeure können wählen, ob sie ebenfalls mit diesen Abläufen arbeiten möchten - bei Bedarf können wir aber auch individuelle Prozesse schnell aufsetzen«, erläutert Roland Höpting, Projektleiter CMS für Importeure bei Audi. Weiterer wichtiger Vorteil ist die Aktualität der Informationen. Nicht nur in den einzelnen Ländern können Änderungen und Nachrichten nun viel schneller online gehen, auch die eigentliche Redaktionsarbeit ist zeitlich deutlich flexibler. Früher wurden nur zweimal wöchentlich in der Nacht im Beisein eines Technikers neue Seiten live geschaltet. Mit dem neuen System wird realtime gearbeitet, technischer Support bei der Veröffentlichung ist nicht mehr notwendig.
Heute stellen sich die wirtschaftlich selbständigen Importeure, die jeweils für den Vertrieb der Fahrzeuge in ein oder mehreren Ländern zuständig und vielfach Tochterunternehmen von Audi sind, die Inhalte passend zu ihren Märkten zusammen. Hinzu kommt eigener Content. Wenn die Importeure spezielle Informationen recherchieren und aufbereiten, die auch für andere Länder interessant sein könnten, haben sie die Möglichkeit, diese zur Weiterverwendung in der zentralen Medienbibliothek abzulegen.
Die Investitionskosten für das CMS sollen über den Betrieb wieder »hereingeholt« werden. Ein großer Teil der Einsparungen, die das neue System erlaubt, kommen den Händlern zugute. Für sie entfällt neben den Kosten für die Programmierung auch ein Teil des Agenturaufwands. Vor allem Importeure kleinerer Länder, die nicht über das notwendige technische Know-how und entsprechende Infrastruktur verfügen, sind so überhaupt erst in der Lage, eine eigene Website ins Leben zu rufen. Die Audianer profitieren dabei von einem weltweit sehr hohen, hacker-feindlichen Sicherheitsstandard auf ihren Seiten. Dieser wird auch durch ein konsequentes Nutzer-Management gestützt. Während früher ein Passwort für Sammel-Nutzer an der Tagesordnung war, gibt es heute sehr viel stringentere Richtlinien, um nachvollziehen zu können, welcher Anwender wann welche Änderung vorgenommen hat.
Ausblick
Betrieben wird das CMS im Audi-eigenen Webcenter in Ingolstadt. In Zusammenarbeit mit dem Provider Akamai will man lange Antwortzeiten vermeiden. Der Internetprovider hat Server in sämtlichen Ländern und liefert die Seiten direkt von dort aus. Schon beim Design wird deshalb darauf geachtet, dass alle Elemente im Cache auf den lokalen Servern vorgehalten werden können. Seinen Importeuren sichert Audi die hundertprozentige Verfügbarkeit ihrer Internetsite zu. Dem Konzept zufolge sind die Inhalte weltweit zugänglich, selbst wenn die Zentrale ausfallen sollte. Dem System liegt eine Drei-Schichten-Architektur zugrunde: der Web-Server ist zuständig für die Auslieferung der Inhalte, der Publishing-Server sorgt für Programmlogik sowie für die Zusammenstellung der Seiten und auf dem Author-Server laufen redaktionelle Prozesse und Datenhaltung.
Für die deutsche Seite audi.de arbeitet der Automobilhersteller zusammen mit Gedas derzeit an einer Design-Umstellung. Während die audi.com-Seite ein Test in eigener Sache war, soll im Februar 2005 Irland als erster Importeur mit dem neuen System live gehen. Gemeinsam mit Audi of Latin America wird an einem spanisch-sprachigen Master gearbeitet, der auf dem englischen Vorbild basiert. »Den Internetauftritt für kleinere Länder können wir innerhalb von fünf Tagen auf die Beine stellen«, sagt Höpting. Künftig soll das gemeinsam mit dem IT-Dienstleister Gedas entwickelte CMS für Importeure auch bei anderen Marken im Volkswagen-Konzern Einsatz finden.