Kopfnuss

Einfach Premium: Bei Apple wird Werbung zur Pflicht

24. November 2009, 6:19 Uhr |

Apple war Microsoft schon immer eine Nasenlänge voraus. Was hat der Software-Riese aus Redmond nicht alles mit seinem Betriebssystem gekoppelt: den Browser, den Media-Player, Sicherheits-Tools und vieles, vieles mehr.

Aber auf eine Idee ist das Unternehmen dann doch nicht gekommen. Und da zeigt sich eben die Findigkeit von Apple, das in Sachen Innovationen einfach schneller tickt als der Rivale: Der kalifornische Konzern integriert demnächst in sein MacOS ein Verfahren, über das er den Nutzer mit Werbung beglückt, ob der das nun will oder nicht. Die Werbung erscheint automatisch auf dem Bildschirm und während der Präsentation sind Funktionen des Rechners deaktiviert. Erst danach aktiviert das Betriebssystem diese Funktionen wieder. Lässt der Nutzer die nötige Aufmerksamkeit vermissen, fährt der Rechner sogar komplett herunter.

»Advertisement in Operating System« heißt die Methode. Einen Patentantrag gibt es auch schon. Der wurde soeben mit der Nummer 20090265214 beim US-Patent- und Markenamt (USPTO) eingereicht. Und wer hat’s erfunden? Natürlich Steve Jobs persönlich. Eine clevere Idee des Apple-Visionärs, die seinem Konzern spielend einige zusätzliche Milliarden einbringen wird. Denn nichts anderes haben sich Werbetreibende seit jeher gewünscht: eine Werbeform, die die Aufmerksamkeit des Kunden erzwingt. Nichts hassen sie bekanntlich so sehr wie Streuverluste. Mit der Innovation seines »Advertisement Management Systems« könnte Apple daher sogar Platzhirsch Google in der Werbevermarktung locker aus dem Feld schlagen.

Doch nicht nur Werbetreibende reiben sich bereits die Hände. Auch für Apples Applikations- und Content-Partner dürfte der Rubel rollen, wenn die Kalifornier in Zukunft weitere »Vollstreckungsroutinen« in ihr Betriebssystem integrieren. Einmal eingeschaltet, nimmt dann der Rechner das Heft in die Hand und bestimmt, welche Programme der Nutzer verwendet, auf welchen Webseiten er surft, welche Filme er schaut, welche Musikstücke er hört; und nicht zuletzt wie lange er das Gerät nutzt, oder besser: nutzen darf.

Mit einem Diktat durch den Hersteller hat das Verfahren aus Sicht von Apple freilich nichts zu tun. Vielmehr drückt sich darin das Selbstbewusstsein einer einzigartigen Premiummarke aus: Apple-Produkte sind viel zu erlesen, um sie zu banalen Werkzeugen im Dienst des Nutzers zu degradieren. Umgekehrt sollte es eine Ehre für den Kunden sein, solch exquisite Gerätschaften bedienen zu dürfen. Und wer sich dessen nicht würdig erweist, für den gibt es immer noch den Windows-PC.


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Matchmaker+