Elektronische Emissionsberichterstattung. Die Deutsche Emissionshandelsstelle (DEHSt) im Umweltbundesamt nutzt ein transaktionsbasiertes Formular-Management-System, um die jährlichen Emissionsberichte berechnen und elektronisch erstellen zu lassen.
Die EU-Kommission hat »Monitoring Leitlinien« zur Erfassung und Berichterstattung von Treibhausgas-Emissionen im Emissionshandel verabschiedet.
Die Überwachung und Ermittlung der CO2-Emissionen sowie die Berichterstattung über die Höhe der tatsächlichen CO2-Emissionen sind ? neben der Zuteilung der Emissionsberechtigungen ? die wichtigsten Bausteine im Emissionshandelssystem. Die DEHSt ist zuständig für insgesamt zirka 1850 emissionshandelspflichtige Anlagen und 300 sachverständige Stellen in Deutschland. Betreiber der Anlagen sind beispielsweise Großkonzerne der Energiewirtschaft sowie der Eisen- und Stahlindustrie aber auch andere Industriebranchen. Für jede Anlage müssen die Betreiber einen jährlichen Emissionsbericht generieren.
Diese »Bilanz« legt offen, ob die Anlage im vorangegangenen Jahr mehr CO2 ausgestoßen hat als ihr entsprechend ihrer Zuteilung zustand. Dies ist zum Beispiel dann möglich, wenn die Produktion erhöht wurde oder wenn mehr CO2-Emissionen verursachende Brennstoffe verwendet wurden. Hat der Betreiber jedoch zu einem weniger CO2-Emissionen verursachenden Brennstoff gewechselt oder andere emissionsmindernde Maßnahmen durchgeführt, bleiben ihm überschüssige Zertifikate erhalten. Diese kann er dann verkaufen. Die nachträgliche Berichterstattung wird im ersten Quartal eines Jahres für das vergangene Jahr durchgeführt und spiegelt die Ist-Daten des abgelaufenen Kalenderjahres wieder.
Eine Web-basierte Software-Lösung der DEHSt unterstützt die Anlagenbetreiber, ihre Emissionsberichte zu erstellen. Mit Hilfe der zentralen Web-Applikation wird der Emissionsausstoß je Anlage berechnet, verifiziert und lückenlos dargestellt. Die Software hilft, Katalogdaten und Berichte zu verwalten, Stammdaten zu erfassen und fachliche Datenmodelle abzubilden. Technologische Basis ist das transaktionsbasierte Formular-Management-System (FMS) aus BundOnline, das eine einheitliche und elektronische Emissionsberichterstattung sicherstellt.
Elektronische Emissionsberichte bilden komplexe Datenstrukturen ab und können abhängig von der jeweiligen Anlage sehr umfangreich sein. So können Anlagen innerhalb eines Jahres stillgelegt, umgebaut und wieder in Betrieb genommen werden, was durchaus mit anderen Emissionen verbunden sein kann. All diese Informationen sind im Emissionsbericht enthalten. Bei der Berechnung der Gesamtemission berücksichtigt die Web-Applikation je nach Anlage beliebig viele Parameter. Die Berechnungen erfolgen in Abhängigkeit der eingesetzten Brennstoffe gemäß Monitoring-Leitlinien und vieler weiterer Faktoren.
Als Implementierungspartner hat der IT-Dienstleister Materna die Oberfläche und die Navigation DEHSt-spezifisch angepasst, die verschiedenen Formulare gemäß dem Corporate Design der DEHSt entwickelt, sämtliche Berechnungen und Plausibilisierungen implementiert sowie den Workflow und die Backend-Systeme angebunden. Im Ergebnis können die Berichtsdaten gespeichert und zahlreiche Berechnungen durchgeführt werden. Das FMS basiert auf der Anwendungs-Software FormsForWeb® von Lucom. Betrieben wird das System beim Zentrum für Informationsverarbeitung und Informationstechnik (ZIVIT) in Frankfurt. Generalunternehmer war Siemens Business Services.
In vier Schritten zum Emissionsbericht
Für die Teilnahme an der elektronischen Berichterstattung benötigen die Anlagenbetreiber lediglich einen Web-Browser. Nach der Anmeldung am Online-Verfahren erfasst der Anlagenbetreiber zunächst die Emissionsdaten in den verschiedenen Web-Formularen. Die Internet-Applikation enthält eine hierarchisch strukturierte Navigationsübersicht über die unterschiedlichen Formulare, die nötig sind, um die Emissionen zu berechnen. Je nach Anlage müssen bis zu mehrere Hundert Formulare ausgefüllt werden, deren Struktur sich an der Optik des Microsoft Explorer (Tree-View) orientiert. Stammdaten, wie beispielsweise anlagenspezifische Kennungsdaten, stellt die DEHSt den Anlagenbetreibern elektronisch zur Verfügung. Sie gelangen als XML-Datei direkt in den Emissionsbericht. Betreiber, die ihre Daten für die Emissionsberichterstattung bereits in eigenen Datenhaltungsprogrammen verwalten, können diese Daten über eine XML-Schnittstelle in das FMS importieren. Setzt sich eine Anlage beispielsweise aus mehreren Anlagenteilen zusammen, müssen diese im Bericht einzeln erfasst werden. Wurden während des Berichtszeitraums Änderungen an der Anlage vorgenommen, die den CO2-Ausstoß beeinflussen, erwartet die DEHSt verschiedene Berichte für die verschiedenen Monitoring-Zeiträume. Nach abgeschlossener Dateneingabe erteilt der Anlagenbetreiber einem von ihm beauftragten Sachverständigen das Bearbeitungsrecht.
Der Sachverständige prüft und bestätigt die vom Betreiber eingegebenen Daten. In einem separaten Formular für die Verifizierung testiert er den Emissionsbericht. Anschließend erstellt er den fertigen Emissionsbericht in den Formaten XML und pdf. Bis zu diesem Punkt steuert das FMS den gesamten Workflow, das heißt, welche Instanz zu welchem Zeitpunkt mit dem Bericht arbeiten darf. Der Sachverständige übermittelt den Bericht an den Anlagenbetreiber. Parallel dazu erzeugt er ein separates Formular im pdf-Format, das die Menge der geprüften CO2-Gesamtemissionen bestätigt und der DEHSt das Einverständnis zum Eintrag dieser Daten in das Deutsche Emissionshandelsregister erteilt, der für die Berichterstattung entscheidend ist. Anschließend leitet der Anlagenbetreiber den vom Sachverständigen verifizierten Emissionsbericht mit Hilfe der Virtuellen Poststelle (VPS) an die zuständige Landesbehörde weiter. Diese prüft stichprobenartig die eingereichten Berichte und sendet den geprüften Emissionsbericht an die DEHSt. Abschließend übernimmt die DEHSt für Prüfungszwecke die Daten in die Anlagendatenbank. Sofern Sachverständige und Anlagenbetreiber ebenfalls das Verfahren der VPS für eine rechtsverbindliche elektronische Kommunikation nutzen, können sie die Daten auch auf diesem Wege austauschen.
Bereits in der ersten Berichtsperiode sind zirka 99 Prozent der insgesamt 1850 erwarteten Berichte mit der Web-Anwendung erstellt worden. Seit Januar 2006 ist das System im Produktivbetrieb.
Dr. Thomas Bigalke ist Projektverantwortlicher Deutsche Emissionshandelsstelle im Umweltbundesamt