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3. Juni 2004, 0:00 Uhr |

Empfohlen. Nieten in Nadelstreifen, so sieht der gemeine Steuerzahler Deutschlands Top-Manager. Woher er die Frechheit nimmt, sich dieses Urteil zu erlauben, bleibt schleierhaft. Denn urteilen kann doch eigentlich immer nur der, der selbst Meister seines Fachs ist und alle Kniffe und Finessen des Handwerks kennt.

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Beispiel Klaus Esser: »Zur weiteren Stärkung des Wachstumspotenzials hat er das Unternehmen in die Partnerschaft mit einem Wettbewerber geführt. Wir bedauern, dass er als Folge dieser Übernahme ausscheidet und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute.« Dieser Satz stammt nicht etwa aus dem Arbeitszeugnis von Esser, das ihm, wie man meinen könnte, der ehemalige Vodafone-Chef Chris Gent zusammen mit einer 30 Millionen Euro schweren Abfindung mit auf den Weg gab, sondern von Esser selbst: Als Aufsichtsrats-Chef des Dokumentenmanagement-Spezialisten Ixos hat er nämlich gerade den dortigen Boss Robert Hoog weggelobt.

Solche Empfehlungen sind aber keineswegs unbedenklich. Die schwächelnde Nürnberger Norisbank rief nämlich kürzlich ihre Kunden auf der hauseigenen Webseite dazu auf, per E-Mail den Freunden und Bekannten einen Hinweis auf die Vorzüge des Unternehmens zu geben. Die Wettbewerbshüter fanden dies keine gute Idee: Es handle sich damit ja letztendlich um eine unaufgefordert zugesandte E-Mail und damit letztendlich um Spam. Und Spam ist böse.

Für Herrn Hoog dürfte es eine herbe Enttäuschung sein, dass seine per Pressemitteilung in die Welt verschickte Laudatio letztendlich nichts weiter als eine weitere unerwünscht zugesandte Elektropost ist und so mit Angeboten zur Penisvergrößerung, volleren Lippen oder für günstige, kleine blaue Wunderpillen in einem entsprechenden Ordner landet. Denn wertvoll war die Essersche Empfehlung für Hoog sicherlich: Wenn man Herrn Esser eine ganze Firma abkauft, wäre es doch nur recht und billig, dass man ihm auch alles andere abkauft, wird sich Hoog gedacht haben ? und insgeheim schon mit den schönsten Führungspositionen in deutschen Chefetagen geflirtet haben. Dass seine Bewerbung jetzt als Spam endet, enttäuscht den Dokumenten-Management-Spezialisten natürlich ? macht ihn aber auch etwas menschlicher, lässt es doch zumindest nachträglich Verständnis für die Probleme seiner Kunden bei ihm wachsen.


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