Endkunden sind trotz Krise in bester Einkaufslaune
Kaum zu glauben, aber wahr. Die Deutschen kaufen trotz Krise alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Die Verbraucher lassen sich offensichtlich von den täglichen Horrormeldungen in den Medien nicht die Stimmung verderben.

Die Verbraucher lassen sich von den täglichen Horrormeldungen in den Medien nicht die Kauflaune verderben. Ganz im Gegenteil: Unbeeindruckt von schlechten Konjunkturnachrichten klettert die Stimmung der Verbraucher noch weiter. Der nach wie vor robuste Arbeitsmarkt, die niedrige Inflation und die bevorstehende Rentenanhebung sorgten für vorsichtige Hoffnung auf ein Ende der wirtschaftlichen Talfahrt, erklärte die Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) am Dienstag. Die Experten rechnen für Juli mit einem Anstieg des Konsumklimaindex auf 2,9 Punkte und damit auf den höchsten Stand seit einem Jahr. Im Juni lag er bei 2,6 Punkten. Mehr Menschen als im Vormonat glauben der Umfrage zufolge an eine bessere wirtschaftliche Entwicklung. Außerdem rechneten immer mehr Verbraucher damit, künftig mehr Geld als bisher zur Verfügung zu haben. All dies habe dazu beigetragen, auch die Kauflaune im Juni weiter anzukurbeln, so GfK-Analyst Rolf Bürkl. Er warnte allerdings vor Euphorie: »Die wahre Bewährungsprobe steht ab Herbst an«, betonte er.
Noch reagierten die Verbraucher angesichts der Rezession recht gelassen und durchaus vernünftig, erklärt der GfK-Analyst. Hinzu kämen zahlreiche Rabattaktionen, etwa bei Autohändlern, im Möbelhandel und bei der Unterhaltungselektronik. Diese schüfen zusätzliche Kaufanreize. Besonders gefragt seien derzeit Flachbild-Fernsehgeräte sowie Lebensmittel und Kosmetikartikel.
Dabei profitiere die Kauflaune auch von der noch immer vorhandenen Skepsis gegenüber den Finanzmärkten: Statt ihr Geld anzulegen, investierten die Verbraucher derzeit lieber in Konsumgüter, erklärte der GfK-Analyst. Entsprechend zeigten sich die Verbraucher im Juni in noch stärkerer Kauflaune als im Vormonat: Der entsprechende Teil-Index kletterte um 2 auf 14,5 Punkte. Auch bei der wirtschaftlichen Entwicklung glauben mehr Menschen an eine Verbesserung als im Vormonat. Der Index verbesserte sich zum dritten Mal in Folge und liegt jetzt mit minus 22,6 Punkten um 5,7 Punkte über dem Vormonat.
Konjunkturpessimismus nimmt ab
»Der Konjunkturpessimismus nimmt etwas ab«, beschrieb Bürkl. Maßgeblich hierfür sei die Kurzarbeit, die einen stärkeren Anstieg der Arbeitslosigkeit bisher verhinderte. Anders als im Vormonat rechneten im Juni auch wieder mehr Menschen damit, künftig etwas mehr Geld zur Verfügung zu haben. Die persönliche Einkommenserwartung zeigte sich so robust wie seit April 2008 nicht mehr, der Index stieg um 6 auf minus 3,3 Punkte. Hauptstützen dieser Entwicklung seien die niedrige Inflation und die Aussicht auf höhere Renten. Beides wirke der sich allmählich ausbreitenden Angst vor einem Jobverlust noch entgegen, so der Experte. Zwtl: Experte sieht keinen Konsumaufschwung Trotz der positiven Ergebnisse mahnte Bürkl zur Vorsicht: »Ich möchte die momentane Entwicklung nicht als beginnenden Konsumaufschwung interpretieren.«
Die wahre Bewährungsprobe stehe noch aus: Wenn ab Herbst die Arbeitslosigkeit wie befürchtet stark steigen sollte und auch die Inflationsrate wieder zunimmt, dürfte dies die Kauflaune erheblich belasten. Es sei dann nicht mehr auszuschließen, dass sich der Konsumklimaindex der Null-Linie annähere. Schlechter war der Indikator seit der deutschen Wiedervereinigung nur einmal, im Jahr 2002, als er im Zuge der Euro-Einführung sogar ein negatives Vorzeichen bekam. Für die Studie befragten die GfK-Forscher 2.000 Verbraucher. Die nächste Erhebung erscheint am 27. Juli.