Endlich UMTS-Dienste

10. Juni 2004, 0:00 Uhr |

Endlich UMTS-Dienste. Nach mehrmaligen Verzögerungen wagen sich in diesem Frühjahr im Gefolge des Vorreiters Vodafone alle wichtigen Mobilprovider auf das UMTS-Spielfeld. Auch bei den Festnetzen und den etablierten Mobilnetzen tut sich etwas: Services und Tarife werden vielfältiger und flexibler.

Endlich UMTS-Dienste

Durch UMTS-Datendienste erhalten mobile Mitarbeiter jederzeit einen vollwertigen drahtlosen Internet-Zugang mit 384 KBit/s.

Foto: Vodafone

85 Prozent der Unternehmen der TK-Branche schauten Ende 2003 optimistisch ins Jahr 2004. So jedenfalls eine Studie von Mummert Consulting und Inworks, an der 286 Führungskräfte dieses Wirtschaftszweigs teilnahmen. Zu den optimistischen Erwartungen trugen sicher auch neue Dienste und Technologien einiges bei.

Sämtliche Mobil-Provider wollen mit Lizenz im Lauf des Jahres 2004 endlich UMTS-Dienste anbieten, nachdem Vodafone bereits im Winter vorangegangen war. Die Mobile Connect Card des Providers kostet 359 Euro, wenn der Kunde gleichzeitig einen Vodafone-Datentarifvertrag über 24 Monate abschließt. Dieser kostet mit wahlweise Zeit- oder Volumenkontingent von 2, 10 oder 30 Stunden beziehungsweise 10, 50 oder 150 MByte einen Inklusivpreis von 11,60 Euro, 34,80 Euro oder 69,90 Euro. Wer keinen Daten-Vertrag mit E-Plus will, zahlt 999 Euro. Derzeit kann Vodafone UMTS in etwa 200 Städten anbieten. Dazu gibt es das Dashboard, eine Software, die den Netzzugriff über UMTS, GPRS und auch WLAN steuert.

Datenkarten als UMTS-Einstieg

Auch die übrigen Provider setzen allesamt erst mal auf Datenkarten. Denn es sind zwar inzwischen einige wenige UMTS-Telefone auf dem Markt, doch scheinen Datendienste für Geschäftskunden vorläufig die besseren Umsätze zu versprechen. Ansprechpartner sind demgemäß vor allem Profis, die mit dem Laptop reisen und einen möglichst unabhängigen, breitbandigen Netzzugang wollen.

Für diese Zielgruppe gibt es bei O2 seit Anfang April die Laptop Card UMTS/GPRS. Kunden können die UMTS-Infrastrukturen von O2 und T-Mobile nutzen. Der Provider bietet drei Tarifvarianten für kleine (10 MByte), mittlere (50 MByte) und große (150 MByte) Downloadvolumina an. Sie kosten zehn, 25 oder 50 Euro monatliche Grundgebühr zuzüglich 1,64 Euro pro heruntergeladenem MByte. Dazu kommt eine Karten-Grundgebühr von 4,27 Euro monatlich. Demnächst sollen die Kunden auch an WLAN-Hotspots von T-Mobile surfen können. Von Schnäppchenpreisen kann man hier kaum reden.

Ein ähnliches Angebot hat E-Plus für seine Geschäftskunden. Sie können ab Juni über UMTS Daten übertragen. Derzeit funktioniert das Angebot in 300 Städten, darunter alle mit mehr als 300000 Einwohnern. Bis Ende 2005 sollen es 600 Städte und Umgebungen von Großstädten per UMTS erreichbar sein. Die E-Plus-Tarife liegen zwischen zwischen 0,19 und 0,06 euro pro Minute beziehungsweise zwischen 1,99 und 0,99 Euro pro MByte. Ab Sommer bringt der Provider auch i-Mode-basierende UMTS-Dienste für Privatkunden.

T-Mobile schließlich hat im Mai mit der UMTS-Vermarktung gleichzeitig in Österreich, Deutschland und Großbritannien begonnen. Dabei integriert T-Mobile WLAN, GPRS und UMTS unter der Dachmarke TM3 (T-Mobile Multimedia). Zuerst ist das Communication Center erhältlich. Es kombiniert die Multimedia Net Card für GPRS/UMTS und einer Kommunikationssoftware für Internet-Nutzung oder E-Mail-Zugriff. Die Software wählt je nach Standort das jeweils schnellste verfügbare Netzwerk (WLAN, GPRS oder UMTS). Dazu kommen neue Zeit- und Volumentarife, zum Beispiel Data Flat 500. Dabei kann der Anwender für 110 Euro bis zu 500 MByte herunterladen. Die komplette Tarifstruktur wird aber erst im Mai bekannt gegeben. Egal, welcher Provider mit seinem Dienst den größten Erfolg haben wird - Das Duo Lucent/Novatel profitiert in drei von vier Fällen. Es beliefert T-Mobile, O2 und E Plus mit den erforderlichen Datenkarten. Einzig Vodafone setzt auf einen anderen Hersteller.

Mobile Datendienste kommen

Allerdings deutet sich schon an, dass mittelfristig auch die private oder halb private Nutzung von UMTS-Datendiensten hohe Umsatzpotenziale verspricht. Wohin die Reise bei mobilen Datendiensten gehen könnte, zeigen einige Beispiele:

Neckermann will Video-Clips mit der aktuellen Bademoden-Kollektion zum Herunterladen bereitstellen. Tomorrow Focus plant, die Trailer aktueller Kinofilme über I-Mode zugänglich zu machen. T-Info, der Auskunftsdienst der Deutschen Telekom, bietet unter der Webadresse www.t-info.de ortsbezogene Informationen an. So kann man damit zum Beispiel die nächste Apotheke, den nächsten Geldautomaten oder das nächste Kino suchen. In Zukunft sollen auf dem Handy-Bildschirm fotorealistische Darstellungen der jeweiligen Umgebung erscheinen. Außerdem gehört ein Hotspot-Finder zum Programm. Vodafone bietet seinen Kunden Video-MMS zu Themen wie Fussball-Bundesliga, Musik oder Erotik im Abonnement an. In Zukunft sollen auch Live-Formate zum Download bereitstehen.

Ein interessantes Modell offeriert O2: Der Provider bündelt den kombinierten Festnetz- und Mobilanschluss Genion mit einer UMTS-Option für den breitbandigen Internetzugang. Dieser erfolgt mittels eines speziellen UMTS-Gateways mit WLAN-, LAN- und USB-Schnittstelle von zu Hause aus. Der Kunde erhält eine Rechnung für Handy- und Internetzugang. Die Verbindungskosten entsprechen etwa denen eines Festnetzanschlusses. Natürlich kann diese Option auch für kleine Unternehmen oder Freiberufler interessant sein. Das Ganze nennt sich Surf@home.

Neue Profi-Tarife im Festnetz

In den klassischen Mobil- und Festnetzen tobt ein knüppelharter Konkurrenzkampf, von dem letztlich die Anwender durch günstigere und flexiblere Tarife profitieren. Das beweisen einige Beispiele. So können Geschäftskunden, die einen Profi-Tarif nutzen, bei E Plus nun jederzeit für 3 Cent pro Minute ins Festnetz telefonieren. Auch bei der Option "Immer den günstigsten Tarif finden" (Grundpreis: zusätzliche 5 Euro monatlich) gilt die günstige Festnetz-Einwahl. Zudem erstreckt sich der Sonderpreis auch auf alle Mitglieder einer festen Gruppe, die der Anwender definiert hat, so lange die Gespräche innerhalb des E-Plus-Netzes oder ins Festnetz laufen. Damit will E-Plus den Ersatz des Festnetz-Telefons durch das Handy einleiten.

Ab April ist ein mobiler VPN-Zugang zum Internet (Professional Online IP VPN) im Programm. Der Datendienst E-Mail-Mobil hat E Plus überarbeitet. Jetzt können Anwender die Daten zwischen E-Mail-Mobil und mobilen Endgeräten synchronisieren, so dass die Kontaktinformationen jederzeit im Gerät verfügbar sind.

O2 hat sein Angebot für Geschäftskunden erheblich ausgebaut. Zusammen mit Sun entwickelte der Provider eine Communication Appliance für den sicheren E-Mail-Zugriff, die Kontakt- und Terminverwaltung. In Zukunft sollen Linux-basierende UMTS-Anwendungen entstehen. Mit Microsoft realisiert O2 den mobilen Zugriff auf Exchange-Server über unterschiedliche mobile Infrastrukturen und Endgeräte. Für professionelle Vielnutzer gibt es jetzt einheitliche Nettopreise rund um die Uhr ab zehn Cent pro Minute. Wenig- und Normaltelefonierer zahlen nur acht Euro Grundgebühr, firmeninterne Gespräche werden mit acht Cent pro Minute abgerechnet. Der Anwender kann unter sieben Optionen mit reduzierter Grundgebühr wählen. Schließlich lassen sich in O2-VPNs jetzt auch die Handys mobiler Mitarbeiter einbeziehen.

Blackberry-Tarife erweitert

Vodafone bietet zwei neue Tarifoptionen für den Blackberry - eine Kombination aus Push-Dienst und Handheld - an. Mit ihnen können Mobilnutzer E-Mails zum monatlichen Komplettpreis empfangen und senden. Die erste Tarifoption (25 Euro/Monat, E-Mail-Pushdienst, Volumen bis 10 MByte) bezieht nur E-Mail-Verkehr im nationalen Netz von Vodafone ein. Für Mails aus westeuropäischen Vodafone-Netzen werden zusätzlich 20 Cents pro 10 KByte berechnet. Wer häufig ins Ausland reist, kann den zweiten, internationalen Tarif (60 Euro monatlich) nutzen.

Einen anderen Weg geht Arcor. Der Provider hat kein eigenes Mobilnetz und setzt deshalb auf VoIP. Mit dem mobilen Festnetzanschluss Arcor@call können die Kunden mittels PDA, WLAN-Telefon oder anderen IP-Endgeräten unter ihrer üblichen Festnetznummer angerufen werden und anrufen, ohne Roaming-Gebühren zu zahlen. Das ist möglich, weil Arcor in seinem gesamten Netzwerk MPLS (Multiprotocol Label Switching) einführt. Innerhalb von Arcor-VPNs können Anwender jetzt auch telefonieren.

Auch T-Com, die Festnetztochter der Deutschen Telekom, bringt einen mobilen Festnetzanschluss: Wählt sich der Nutzer an einem beliebigen Ort mit IP-fähigem Endgerät und seiner IP-Adresse ins Netz ein, werden seine Telefonate auf dieses Gerät umgeleitet. Wird die Verbindung abgebaut, landen die Gespräche automatisch wieder am normalen Festnetzanschluss.

Es muss nicht immer UMTS sein

Mit diesem zigaretten-schachtelgroßen Modem, das an PC oder Laptop angeschlossen wird, können Nutzer von Airdatas PortableDSL-Dienst zu günstigen Preisen mit 768 KBit/s surfen und mailen - allerdings derzeit nur in Stuttgart.

Foto: Airdata

3G bedeutet nicht immer UMTS, und Breitband nicht immer DSL oder WLAN in klassischer Form. So bietet die Stuttgarter Airdata seit Oktober 2003 zunächst in Stuttgart einen drahtlosen Breitbandzugang mit 768 KBit/s Download- und 128 KBit/s Upload-Geschwindigkeit mittels einer variierten UMTS-Technologie an. Wesentlich schnellere Geschwindigkeiten sind technisch möglich. Dafür wird ein lizenzpflichtiges Frequenzband im 2,6-GHz-Bereich genutzt. Technologiepartner sind Alcatel und IP Wireless. Airdata hat sich ehrgeizige Ziele gesteckt: Bis Ende des Jahres soll Portable DSL in allen Ballungszentren verfügbar sein.

Die Anwender schließen das Spezialmodem P1C von Airdata oder demnächst auch eine PCMCIA-Karte an PC oder Laptop an. Nach Inbetriebnahme meldet sich das Modem automatisch an der nächsten öffentlichen Funkstation im Netz an. Es authentifiziert den Anwender durch Usernamen, Passwort und SIM-Karte. Beim Surfen werden IP-Pakete schon auf der letzten Meile (Luftschnittstelle) nach UMTS-Standards verschlüsselt, so dass sie sich ohne weiteres in die übrige Netzinfrastruktur einspeisen lassen. Die Netze der Service Provider, Online-Dienste oder Mobilfunkunternehmen lassen sich an das Airdata-Zugangsnetz koppeln.

Ob diese darauf Wert legen, ist allerdings zumindest zweifelhaft. Denn Airdatas Technologie macht den UMTS-Infrastrukturen der Provider in den Ballungsräumen auf der letzten Meile unmittelbare Konkurrenz. Andererseits wäre eine Zusammenarbeit zwischen Airdata und den UMTS-Providern unter Umständen durchaus für beide sinnvoll - ist doch die engmaschige Ausrüstung eines Netzareals mit UMTS-Antennen, die man für sehr hohe Übertragungsgeschwindigkeiten braucht, schlicht zu teuer. Kunden dürften kaum bereit sein, exorbitant hohe Preise für schnelle mobile Datendienste zu zahlen, wenn es günstigere Alternativen gibt. Airdatas Dienst Portable DSL kostet erheblich weniger als UMTS - so kann der Kunde zum Basispreis von 44,90 Euro unbegrenzt Daten downloaden und ständig online sein.


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