Social Network verliert auch fremde Daten

Facebook erlaubt Spionage der Kontakte von Nicht-Mitgliedern

18. Oktober 2010, 10:47 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Lex Facebook: Schärfere Gesetze gefordert

Die Aufdeckung der enormen Schwachstelle hat sofort eine neue Diskussion um schärfere Datenschutzgesetze in gang gebracht. Besonders die Tatsache, dass Daten zu Personen erhoben werden, die Facebook dazu keinerlei Einwilligung gegeben haben, geht vielen Politikern und Datenschützern zu weit. Johannes Caspar, Datenschutzbeauftragter aus Hamburg, bezeichnete in der diese Spionagemöglichkeit beispielsweise gegenüber der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung als »konsequente Folge davon, dass Facebook Daten über Nichtmitglieder sammelt. Das ist in der Tat ein großes Problem«.

Ebenso empört reagierte Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP): »Die Aufdeckung dieser weiteren Schutzlücke zeigt, wie wenig Beachtung Facebook immer noch dem sorgsamen Umgang mit persönlichen Daten schenkt. Es wäre bereits schlimm genug, wenn sich hier um eine unbeabsichtigte Panne handelte - tatsächlich entspricht die Weitergabe persönlicher Daten aber offenbar einer Standardfunktion von Facebook.«. Sie fordert klare Konsequenzen der stetigen Verfehlungen für den rechtlichen Datenschutz: »Die Rechte der Einzelnen, in eine Verwendung ihrer Daten einzuwilligen, muss deutlicher ins Datenschutzrecht aufgenommen werden«.

Kommentar

Selbst bewusste Facebook-Verweigerer werden somit Teil des wenig heiteren Datenroulettes des Dienstes, wenn sie nur digitalen Kontakt zu Personen haben, die das Netzwerk nutzen. Wer also weiterhin auf Nummer Sicher gehen will, dass seine Daten unter der eigenen Kontrolle bleiben, könnte sich damit zu drastischen Maßnahmen gezwungen fühlen: zunächst gilt es, das reale soziale Netzwerk genau zu überprüfen, und anschließend die digitalen Kontakte zu den Facebook-Mitgliedern darunter so weit wie möglich einzudampfen. Stichwort »I don´t like«. Da viele von ihnen allerdings außerhalb ihres geliebten Netzwerkes schon kaum mehr zeitnah zu erreichen sind, müssen sich die immer weniger werdenden Web-Bewohner des »kleinen Gallischen Dorfes« außerhalb der großen Facebook-Community entscheiden: Entweder sie geben ihre Datenhoheit auf, oder sie opfern paradoxer Weise echte Freundschaften, um nicht von deren Cyberfreundschaften im Web 2.0 gefährdet zu werden.


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