Fachhandel schlägt Media Markt: Der Elektronik-Fachhandel jagt Großmärkten wie Media Markt und Saturn zunehmend die Kundschaft ab. Während der Fachhandel seine Erlöse im ersten Quartal 2006 im Vergleich zum Vorjahr deutlich steigern konnte, mussten die beiden Branchengrößen dagegen im gleichen Zeitraum ein Minus verbuchen.
Ähnlich marktschreierisch wie ihre Werbeslogans »Ich bin doch nicht blöd« und »Geiz ist geil« präsentieren sich auf den ersten Blick auch die Umsatzzahlen von Media Markt und Saturn: Ein Plus von 8,5 Prozent vermerkt der Konzernbericht für das erste Quartal 2006. Betrachtet man diese Zahl aber näher, bleibt vom Glanz nicht mehr viel übrig. Für die Umsatzzuwächse zuständig sind die Filialen im Ausland, deutschlandweit haben die beiden Metro-Töchter dagegen ein Minus von 1,1 Prozent zu vermelden, das sich flächenbereinigt sogar auf 5,5 Prozent erhöht. Die beiden Metro-Töchter schreiben damit den schlechten Trend des Jahres 2005 fort, als sie Umsatzeinbußen in Höhe von 3,9 Prozent zu verzeichnen hatten. Für die Retailriesen scheint somit im Inland vorerst das Ende des Wachstums erreicht.
Anders stellt sich das Bild dagegen bei den IT-Fachhändlern dar. Alle wichtigen Akteure können ihre Anteile auf Kosten von Retailketten ausbauen. Laut GfK habe der deutsche IT-Fachhandel im ersten Quartal dieses Jahres seinen Marktanteil um drei auf 32 Prozent steigern können, während große Flächenmärkte vier Prozentpunkte auf 45 Prozent abgaben. Expert meldete für das abgelaufene Geschäftsjahr eine Umsatzsteigerung um elf Prozent, der Einkaufsverband Euronics einen Zuwachs von acht Prozent seit Ende September und die 3.200 deutschen EP-Händler konnten ihren Umsatz um 3,7 Prozent steigern. Auch für die Zukunft haben die führenden Firmen des inhabergeführten Fachhandels optimistische Erwartungen: »Wir werden vermutlich 2006 zweistellig wachsen«, erklärt etwa EP-Chef Oliver Haubrich. Natürlich in erster Linie durch Ausweitung der Fläche, aber auch bestehende EP-Händler erwarten ein Umsatzwachstum. Die Nachfrage nach komplexeren, sprich beratungsintensiveren Produkten im Umfeld von beispielsweise mobiler Navigation oder drahtlosem Internet würden die Kunden zum Fachhandel führen, stellt Haubrich fest. Gestützt werden solche Prognosen durch die aktuelle Geschäftsentwicklung: Auf ein munteres Weihnachtsgeschäft folgte ein guter Start ins Jahr und mit der Fußball-WM entwickelte sich in letzter Zeit noch zusätzliche Dynamik. Euronics-Pressesprecher Ralph Gravenstein spricht in diesem Zusammenhang denn auch von einem »WM-Effekt«. Vor allem Neuentwicklungen in der TV-Sparte wie LCD- und Plasma- Fernseher und HDTV erwiesen sich als starke Kaufanreize für fußballbegeisterte Kunden.