»Fälschungen kommen überwiegend aus Fernost«

22. April 2004, 0:00 Uhr |

»Fälschungen kommen überwiegend aus Fernost«. Immer wieder tauchen Fälschungen von Drucker-Verbrauchsmaterial im Markt auf. Erst kürzlich war ein hessischer Distributor mit einem erheblichen Posten falscher HP-Tintenpatronen konfrontiert. CRN-Redakteur Armin Weiler sprach mit Kim Holm, Vice President & General Manager IPG Supplies für Europa, Mittlerer Osten und Afrika bei Hewlett-Packard, über die Fälschungs-Problematik.

»Fälschungen kommen überwiegend aus Fernost«

CRN: Herr Holm, wieder sind gefälschte HP-Tintenpatronen auf dem deutschen Markt aufgetaucht. Wissen Sie, wer dahinter steckt?

Holm: Dieser neue Fall ist mir jetzt nicht bekannt. Ich muss aber leider sagen, dass es sicher kein Einzelfall ist. Wir sehen uns in den letzten Jahren verstärkt mit dem Problem gefälschter Verbrauchsmaterialien konfrontiert. Wir sind sehr besorgt über die Entwicklung, denn die Fälschungen sind häufig äußerlich kaum von den Originalen zu unterscheiden. Da die Qualität aber minderwertig ist, fällt es auf uns als Original-Hersteller zurück, wenn der Kunde Probleme bekommt.

CRN: Wo kommen die Fälschungen in der Regel her?

Holm: Überwiegend aus Fernost, allerdings gibt es auch zahlreiche Fälscherwerkstätten in Osteuropa und der Türkei.

CRN: Werden die Supplies komplett nachgemacht oder werden eher leere Kartuschen wiederbefüllt?

Holm: Wir haben es überwiegend mit wiederbefüllten Supplies zu tun. Diese werden dann in nachgemachten Verpackungen in Umlauf gebracht, die von den Originalen kaum zu unterscheiden sind. Es gibt aber auch nachgebaute Tintenpatronen von Druckern älterer Bauart. Die neuen Patronen sind aber so komplex, dass ein Nachbau sich wirtschaftlich kaum lohnt. In manchen Ländern, in denen HP keine Patente auf seine Supplies geltend macht, sind solche Nachbauten zwar erlaubt. Diese Produkte werden aber von Produktpiraten mit falschen HP-Etiketten versehen und illegal in Umlauf gebracht.

CRN: Sind Sie mehr mit gefälschtem Toner oder mehr mit gefälschter Tinte konfrontiert?

Holm: Zur Zeit ist Tinte das größere Problem. Hier können Fälscher die größten Gewinnspannen realisieren.

CRN: Warum legen Sie die Merkmale, an denen ein Händler Fälschungen schnell erkennen kann, nicht offen?

Holm: Hier befinden wir uns in einem Dilemma. Wenn wir diese Merkmale bekannt geben, erleichtern wir den Fälschern ihre Arbeit. Auf der anderen Seite sind die Verpackungen so gekonnt nachgemacht, dass es tatsächlich schwer fällt, die Fälschungen zu erkennen. Ich kann Resellern nur den Rat geben, Supplies bei unseren autorisierten Distributoren zu beziehen. Nur so können sie sicher sein, einwandfreie Ware zu bekommen.

CRN: Informationen über aktuelle Fälle sind sehr spärlich. Warum warnen Sie die Reseller nicht, wenn wieder Fälschungen im Umlauf sind?

Holm: Wir wollen die laufenden Ermittlungen nicht gefährden. Die Hintermänner sind nur sehr schwer zu fassen und die Wege, die die Ware nimmt, sind extrem undurchsichtig. Wir wollen aber die Reseller stärker für dieses Problem sensibilisieren und werden daher vermehrt Erfolge bei der Bekämpfung der Fälscher kommunizieren.

CRN: Ist das Problem nicht hausgemacht, weil Tintenpatronen zu einem recht hohen Preis verkauft werden?

Holm: Wenn wir einen neuen Tintenstrahl-Drucker entwickeln, fließen zehnmal mehr Kosten in die Entwicklung der Supplies als in den Drucker selbst. Unter anderem daraus resultieren die Kosten für das Verbrauchsmaterial. Wenn Refiller sich ein lukratives Geschäft versprechen, indem sie unsere Patronen wiederbefüllen, ist das eine Sache. Leute, die aber Kunden vorgaukeln, sie hätten fabrikneues Original-HP-Verbrauchsmaterial gekauft, obwohl sich nur ein qualitativ minderwertiges wiederbefülltes Produkt in der Schachtel befindet, sind kriminell.

CRN: Was wird von Ihrer Seite gegen die Fälschungen getan?

Holm: Wir arbeiten zum einen mit den Ermittlungsbehörden und zum anderen mit privaten Detekteien zusammen. Wir stehen auch in engem Kontakt mit anderen Druckerherstellern. Zudem haben wir im März 2002 ein Anti-Counterfeiting-Programm gestartet. Handelspartner, die mit gefälschten Produkten konfrontiert werden, können sich unter der Telefonnummer 0180 5652180 oder der E-Mail-Adresse: emea.anti-counterfeit@hp.com melden. Darüber hinaus haben wir unter www.hp.com/go/anti counterfeit eine Internet-Seite eingerichtet, auf der zusätzliche Informationen abrufbar sind.

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