»Flat-TVs haben Benq das Geschäft verhagelt«
Nach optimistischen Prognosen zu Jahresbeginn lief bei Benq dieses Jahr nicht alles rund. Jetzt hat der taiwanische Elektronik-Hersteller mit einem Umbau auf Konzernebene und einer Portfoliobereinigung reagiert. CRN-Redakteurin Dr. Michaela Wurm sprach mit Geschäftsführer Michael Grothe über die Auswirkungen und Aussichten für Benq Deutschland.
- »Flat-TVs haben Benq das Geschäft verhagelt«
- Vertrieb für Business- und Consumer-Kanal getrennt
CRN: Bei Benq hat es einige Umstrukturierungen gegeben?
Grothe: Wir hatten bisher die gesamte Produktion inklusive OEMFertigung und Eigenmarkengeschäft unter einem Dach. Aber das sind völlig unterschiedliche Geschäftsbereiche. Nachdem das Eigenmarkengeschäft in den letzten Jahren stark gewachsen ist und mittlerweile 50 Prozent des Umsatzes von Benq ausmacht, häuften sich die Konflikte mit den OEM-Kunden. Daher wird jetzt die Fremd- und Eigenfertigung in einen eigenen Geschäftsbereich ausgegliedert. Der Konzern fußt ab sofort auf drei Säulen: Integrated Manufacturing Services (IMS) für die Produktion, Digital Media Group (DMG) für das Eigenmarkengeschäft und Benq Mobile, das Handygeschäft mit Fertigung. Für Benq Deutschland wird diese Umstrukturierung aber keine Auswirkungen haben. Eigenmarkengeschäft, Service und Logistik bleiben unverändert.
CRN: Bleibt das Produktportfolio unverändert?
Grothe: Nein, Benq hat den Bereich optical Storage (ODD) gegen eine 13-prozentige Beteiligung an Lite On abgegeben. Diese Produkte haben nicht mehr in unser Eigenmarken-Portfolio gepasst, weil sie eher den Gesetzen des Komponentengeschäftes folgen. Benq wird keine optical Storage- Produkte mehr verkaufen.
CRN: Zu Jahresbeginn hatte Benq Deutschland für 2006 ein Umsatzwachstum von 40 Prozent angekündigt: Von 170 Millionen Euro 2005 auf mehr als 300 Millionen Euro. Wie weit sind Sie von diesem Ziel entfernt?
Grothe: Davon sind wir noch sehr weit entfernt, weil uns die Flat- TVs das Geschäft verhagelt haben. Wir haben den Ablöseprozess der alten TV-Geräte überschätzt und damit gerechnet, dass auch mehr High-End-TVs gekauft werden. Zum Glück haben wir nicht so stark auf die Fußball- WM gesetzt und das Lager voll gestellt, wie andere Hersteller. Der Bereich wächst, aber nicht so stark wie wir prognostiziert haben, deshalb mussten die Gesamtzahlen für die TV-Sparte um 70 Prozent nach unten korrigiert werden. Auch die Umsatzerwartungen für das Gesamtjahr haben wir jetzt auf 220 Millionen Euro reduziert.
CRN: Der Notebook-Absatz ist in Deutschland im zweiten Quartal stärker als saisonüblich eingebrochen (CRN berichtete in Ausgabe 27/2006). Wie stark hat sich das bei den Benq »Joybooks« bemerkbar gemacht?
Grothe: Der Markt-Einbruch hat uns natürlich nicht so stark getroffen, wie die Marktführer, weil wir weit geringere Stückzahlen verkaufen. Wir legen auch generell nicht so viele Geräte auf Lager, so dass wir zumeist einen kleinen Engpass haben. Aber wir sind mit den Wachstumszahlen zufrieden. Das Notebook-Geschäft hat mittlerweile Break Even erreicht. Wir rechnen damit, dass wir die Stückzahlen dieses Jahr und nächstes Jahr noch mal auf 160.000 bis 170.000 Stück verdoppeln.