Fundamentale Werte
Fundamentale Werte. Die IT wird in den Unternehmen bevorzugt unter geschäftlichen Gesichtspunkten gesehen und den meisten Anwendern liegen vor allem ihre Anwendungsprogramme am Herzen. Das ist nicht verwunderlich und gewiss zweckmäßig.
Fundamentale Werte
Doch ohne Fundament, ohne Infrastruktur kann es keine IT-Lösungen für geschäftliche Anforderungen geben. Zunächst mag man an physisch auffällige Rechner und Netzwerke denken, doch eine wesentliche Rolle beim Unterbau spielt auch Software.
Mit Applikationsservern für Java und verstärkt mit dem Aufstieg serviceorientierter Architekturen hat es Middleware ins Blickfeld größerer Kreise geschafft. Ist sie doch die logische Schaltzentrale, die die Programme verbindet und koordiniert. Ohne Middleware keine Anwendungen, und auch nicht ohne Datenbanken. Die Applikationsmodule sind aus IT-Sicht sekundär und ihre Erstellung hat mehr mit Betriebswirtschaft als mit Informatik zu tun. Noch eine Ebene unterhalb von Middleware und Datenbanken liegen die Betriebssysteme: Sie steuern die Rechner und machen deren Fähigkeiten für die darauf laufenden Programme erst verfügbar.
Gerade bei der Infrastruktur-Software gibt es Dynamik. Im Middleware-Segment bietet etwa eine ganze Schar von Herstellern nützliche Werkzeuge für serviceorientierte Architekturen an. Datenbanken wandeln sich mit Hilfe der Beschreibungssprache XML von Tabellenhalden zu umfassenden Informationsspeichern. Und auch Betriebssysteme beschäftigen weiterhin die IT-Leute: Allein schon die Sicherheits-Updates halten die Administratoren in Atem. Von wegen Commodity oder No-brainer! Nicht zuletzt hat der Aufstieg quelloffener Software Leben in die Bude gebracht.
Die Vision, auf jeden Schreibtisch einen Windows-PC zu bringen, hat Microsoft schon vor Jahren verwirklicht. Inzwischen lebt dieser Hersteller hauptsächlich von den Updates seines Betriebssystems und seines Büropakets, mit den Überschüssen schiebt er andere Geschäftszweige an ? zum Beispiel die Server-Software. Auch das Ziel, in jedes Unternehmen einen Windows-Server zu bringen, ist mittlerweile praktisch erreicht. Allerdings ist in den Betrieben Platz für mehr ? und da macht Windows eigentlich nur noch die Open-Source-Alternative Linux ernsthaft Konkurrenz.
Dabei geht es nicht um eine Ideologie, auch Linux ist längst kommerzialisiert und könnte den Anforderungen der Unternehmen anders gar nicht gerecht werden. Red Hat ist im Vergleich zu Microsoft allerdings eine kleine Firma und bei Novell ist Linux noch nicht der große Umsatzbringer, immerhin hätschelt IBM weiterhin den Pinguin. Im Zentrum steht auch nicht ein Wettlauf um schicke Features. Der fundamentale Wert von Linux besteht vielmehr darin, monopolistische Verhältnisse, wie sie auf den Desktops herrschen, auf den Servern zu verhindern. Und dafür stehen die Chancen nicht schlecht: Der quelloffene Unix-Abkömmling Linux beerbt, vom High-end abgesehen, derzeit die zersplitterten herstellereigenen Unix-Varianten und baut eine beachtliche Marktposition auf. Und wenn die Unterstützung durch Applikationshersteller allmählich besser wird, dann können die IT-Abteilungen auch ihre anspruchsvollsten User künftig durchaus auf der Basis von Linux zufrieden stellen.
Dr. Werner Fritsch (werner.fritsch@informationweek.de)