Wer für ein Technologie-Unternehmen arbeitet, muss stets damit rechnen, um technische Hilfe gebeten zu werden. Bei Reparaturen der zu langsamen WiFi-Verbindung von Familienmitgliedern wird dann schon mal die Frage aufgeworfen: „Vielleicht ist unser WiFi schon fast voll?“
Das war zwar nicht das Problem der WiFi-Verbindung, aber die Vermutung war alles andere als abwegig. Das Erreichen der Bandbreiten-Leistungsgrenze ist ein Problem, dem sich die Branche langsam zu stellen beginnt. Im Jahr 2020 wird es laut der GSMA 4,6 Milliarden Mobilfunkteilnehmer geben. Diejenigen, die mehr als einen Mobilfunkdienst nutzen, etwa einen für berufliche und einen für private Zwecke, treiben die Anzahl tatsächlicher Mobilfunkteilnehmer noch einmal in die Höhe. Man rechnet damit, dass sich der Bedarf an Bandbreitenspektrum bis zum Jahr 2020 verdreifacht.
Mit der weltweiten – und enorm schnellen – Zunahme der Mobilfunknutzung wird die Bandbreite knapp.
Service-Provider sind mit der Tatsache konfrontiert, dass am Ende des Kommunikationspfades weniger Bandbreite zur Verfügung steht. Darunter kann die Gesamtleistung der Netzwerkverbindung leiden – und längere Latenzen wirken sich negativ auf die Nutzererfahrung aus. Langsame Datenübertragungsraten und eine hohe Gesamtlatenz sind ein Stachel im Fleisch der Service-Provider, weil dies bei den Kunden zu Enttäuschung führt und Kundenabwanderung sowie Umsatzeinbußen nach sich ziehen kann.
Methoden wie Video-Komprimierung und Caching waren in der Vergangenheit zwar eine Hilfe, aber verschlüsselte Verbindungen und Entwicklungen wie HTTP 2.0 haben diese Methoden erschwert.
Eine zuverlässige und beständige Datenübertragung ist dennoch machbar, selbst wenn immer mehr Teilnehmer das Netzwerk nutzen. Ermöglicht wird das durch eine Optimierung der TCP-Verbindungen, über die der Datentransport zu und von den Teilnehmern erfolgt, mithilfe einer Lösung, die zwischen dem Internet und dem Mobilfunknetz platziert ist.
Auf diese Weise können beide Seiten der Verbindung kontrolliert werden – das Mobilfunknetz auf der Teilnehmerseite und das Weltverkehrsnetz auf der Seite des Internets – wodurch sichergestellt wird, dass die unterschiedlichen Leistungscharakteristika dieser Netzwerktechnologien berücksichtigt werden.
Das ist aus einem einfachen Grund wichtig: die Internet-Seite der Verbindung leidet in der Regel nicht besonders unter Überlastung, Latenz oder Paketverlust und benötigt daher andere TCP-Einstellungen als die Mobilfunkseite des Netzwerks, bei der diese Probleme sehr wohl auftreten. Die Standard-TCP-Stacks in Webservern sind oftmals ausschließlich auf die Charakteristika der Internet-Seite abgestimmt, daher können über Funkverbindungen Leistungseinbrüche auftreten.
Eine moderne TCP-Optimierungslösung muss so beschaffen sein, dass sie sich beiden Seiten der Verbindung anpassen kann. Und nicht nur die Bandbreite kann durch eine TCP-Optimierung verbessert werden. So können zum Beispiel Netzwerküberwachungstechnologien eingesetzt werden, um die Stabilität der Verbindung zu erhöhen. Wenn man das TCP-Protokoll auf diese Weise optimiert, ist die Lösung außerdem nicht darauf angewiesen, den Inhalt der Verbindung zu überprüfen, weshalb auch verschlüsselter Verkehr optimiert werden kann.
Der Einsatz einer TCP-Optimierungslösung dieser Art kann eine Verbesserung der Breitband-Datenübertragung von 15 bis 100 Prozent bewirken. Mehr denn je stehen wir unter Druck, zukunftsfähige Entwicklungen mit Blick auf die Nutzerfahrung einzusetzen. Diejenigen, die den Anschluss an Lösungen wie die TCP-Optimierung verpassen, werden bald ins Schwitzen kommen.
Ralf Sydekum ist Technical Manager DACH bei F5 Networks