Integriertes Frontend und Durchgängigkeit
Auch für andere Anwendungsbereiche gilt dieser Integrationsansatz. Herzstück von agree ist der Bankarbeitsplatz (BAP) als integriertes Frontend-System mit einheitlicher Datenbasis und einheitlicher Oberfläche, das zeitraubende und fehleranfällige Mehrfacherfassungen vermeidet. BAP ermöglicht dadurch eine hohe Automatisierung mit durchgängigen Prozessen, die den Aufgaben und Funktionen der Mitarbeiter angepasst sind. Die Benutzer müssen somit nicht ständig zwischen den Anwendungen wechseln und Medienbrüche werden außerdem weitgehend vermieden. Vielmehr werden Anwender menügestützt intuitiv am tatsächlichen Ablauf eines Arbeitsprozesses entlang geführt, da die Hauptfunktionen von agree BAP die Struktur der spezifischen Geschäftsprozesse abbilden. Diesem betriebswirtschaftlichen Modell entsprechend sind die bankfachlichen Funktionen logisch gruppiert: Steuerungsfunktionen für Organisation, Controlling und Risikomanagement; Vertriebsfunktionen wie Markt- und Kundenmanagement, Beratung, Verkauf und Bedarfsanalyse; Produktionsfunktionen für Services, Transaktionen, Kontobearbeitung und Administration.
Durch den systematischen Aufbau erhält der Bankmitarbeiter nicht nur eine einfache Orientierung, sondern das integrierte Frontend bietet gleichzeitig Transparenz über den Bearbeitungsstatus von Vorgängen. Gleichzeitig werden Checklisten angeboten, um die Bearbeitungsschritte auf Vollständigkeit überprüfen zu können. Zudem wird eine einheitliche Ablauforganisation in der Bank sichergestellt und die Einarbeitung neuer Mitarbeiter erleichtert.
Weniger Aufwand durch Network Computing
Ein Kernelement der strukturellen Ausrichtung von agree ist die Rezentralisierung. Sie zielt darauf ab, dass die Komplexität der IT-Infrastruktur in den Genossenschaftsinstituten der Fiducia reduziert werden kann. Das System folgt damit der Philosophie des Network Computing (NC). Als evolutionäre Weiterentwicklung der Client/Server-Infrastruktur vereinheitlicht NC die Datenhaltung und verbindet herkömmliche Anwendungen mit der Internet-Technologie. Außerdem können darüber Netze integriert sowie mobile Arbeitsplätze und Multimedia-Lösungen unterstützt werden.
Durch das NC-Konzept erfolgt eine vorrangige Verlagerung der Daten, Geschäftslogik sowie Steuerungs- und Kommunikationssoftware auf die Verarbeitungssysteme des Rechenzentrums. Dies ermöglicht beispielsweise, dass Automatisierungsverfahren für die Software-Verteilung und Server-Überwachung eingesetzt werden können. Als Folge lichtet sich auch die Server-Vielfalt in den Banken, entstehen zukünftig geringere Infrastrukturinvestitionen bei den Geldinstituten und vereinfachen sich auch ihre technischen Aufgaben.
Zu den durchaus gewollten Nebeneffekten gehört aber auch, dass die schlankeren IT-Verhältnisse vor Ort zur höheren Leistungsfähigkeit des filialweiten Netzwerkes der einzelnen Bank führen. »Mit der Zentralisierung der Anwendungen und Daten bleibt der Aufwand für die Hardware-Ausstattung und Administration sehr gering, so dass die Bank weitgehend auf technische Kompetenzen verzichten und sich stärker auf ihre Kernaufgaben konzentrieren kann«, beschreibt Hose den Nutzen der Network-Computing-Strategie der Fiducia.
Migration erforderlich
Ein neues Banksystem in mehreren Hundert Instituten mit unterschiedlichen Altanwendungen einzuführen stellt ein Migrationsprojekt ungewöhnlicher Größenordnung dar. Zumal die im Herbst 2003 begonnene Umstellung auf agree bis Ende 2006 bei allen Banken vollständig abgeschlossen sein soll. Dieser ambitionierte Zeitplan hat durchaus handfeste wirtschaftliche Gründe. »Schließlich werden Synergien und die damit verbundene Kostendegression erst voll wirksam, wenn alle Institute mit im Boot sind«, macht Hose deutlich.
Damit die Umstellung effizient erfolgen kann, orientiert sich die Vorgehensmethodik des Migrationsprojekts an der Anwendungslandschaft der Banken. So erhalten die rund 650 Genossenschaftsinstitute, deren Applikationen nur einer sukzessiven Umwandlung in Richtung agree bedürfen, über bis zu fünf Releases zunehmend den Funktionsumfang des neuen Systems. Indem sie die Veränderungen nach und nach in ihre betrieblichen Prozesse integrieren, entsteht eine weiche Migration: übermäßige Umstellungsbelastungen werden vermieden. Da alle agree- und BAP-Funktionalitäten für diese Banken bereits bis Ende 2004 bereitgestellt werden sollen, summieren sich die Einführungsmaßnahmen auf über 2000 Releases innerhalb des etwa 15-monatigen Projektzeitraums. Dies entspricht mehr als 150 Umstellungsmaßnahmen pro Monat.
Noch gravierender sind die Anforderungen bei den rund 250 Banken, deren Altsystem vollständig durch agree ersetzt werden muss. Denn dies bedeutet, dass wöchentlich mehrere Banken umzustellen sind. Hierfür hat die Fiducia ein spezielles Konzept entwickelt, das eine parallele Durchführung bei mehreren Instituten ermöglicht. Im Rahmen dieser Serien-Migration werden die Projektphasen und Arbeitsschritte für mehrere Banken zusammengefasst, um sie nach einem durchschnittlich etwa neunmonatigen Projekt in den Echtbetrieb zu überführen.