Gericom lernt aus Fehlern nur langsam

9. Dezember 2004, 0:00 Uhr |

Gericom lernt aus Fehlern nur langsam. Die Pechsträhne des österreichischen Notebook-Anbieters Gericom reißt nicht ab. Durch Probleme bei der Fertigung hat das Unternehmen Umsatzverluste hinnehmen müssen. Ein kompletter Ausstieg aus der Produktion und die Konzentration auf Home-Entertainment-Produkte sollen die Wende bringen.

Gericom lernt aus Fehlern nur langsam

Gericom hat noch immer mit sinkenden Umsätzen zu kämpfen. Von Januar bis September 2004 lagen die Erträge um 18 Prozent niedriger als in den ersten neun Monaten 2003. Das Unternehmen erzielte 268,3 Millionen Euro statt 327,3 Millionen Euro. Obwohl die Österreicher den operativen Gewinn im Vergleich zum vorangegangenen Jahr von minus vier Millionen Euro auf plus 1,5 Millionen Euro anheben konnten, drohen im vierten Quartal neue Umsatzausfälle. Der Grund: Uniwell, der einzige Hersteller und Zulieferer für Gericoms Notebooks, hat seine Produktionsstätte von Taiwan auf das chinesische Festland verlegt, was starke Verzögerungen bei der Notebookherstellung mit sich brachte. Trotz voller Auftragsbücher war Gericom nicht in der Lage, die Bestellungen auszuführen. »Dadurch ist uns ein Umsatz von etwa 50 Millionen Euro verlorengegangen«, bedauert Patrick F. Prügger, Finanzvorstand bei Gericom. Er rechnet nicht mehr damit, dass der Ausfall noch in diesem Jahr ausgeglichen werden kann. Aber Prügger hat daraus gelernt: »Wir werden uns künftig nicht mehr auf einen einzigen Notebook-Fabrikanten konzentrieren.« Er will ein bis zwei weitere OEM-Hersteller verpflichten.

Auch in punkto Service sieht Prügger bei Gericom noch einigen Nachholbedarf. Während in der Vergangenheit mit etwa fünf Anbietern Serviceabkommen bestanden, übernimmt diese Arbeiten künftig nur noch LMR (Let Me Repair). Das auf Reparaturen spezialisierte Unternehmen mit Sitz in Bautzen bedient auch Unternehmen wie Fujitsu Siemens, Targa und MSI. Große Hoffnung setzt Prügger in das Geschäft mit Home-Entertainment-Produkten. Er ist davon überzeugt, dass die Nachfrage in diesem Segment in den kommenden Jahren steigen wird. Bisher macht das Geschäft mit Home-Entertainment-Produkten etwa 25 Prozent des Gericom-Umsatzes aus. Im kommenden Jahr will Prügger den Anteil auf etwa 40 Prozent ausbauen. Dazu sollen die bisherigen Vertriebskanäle über Food- und Retail-Märkte genutzt werden. Mit günstigen Preisen und durch die schnelle Einführung neuer Technologien will Prügger dort durchstarten.

Die Fertigung der Home-Entertainment-Geräte übernimmt Innovent, ein Anbieter aus Sömmerda in Ostdeutschland. Somit umgeht Gericom hohe Zollgebühren, die entstünden, wenn die Geräte in Asien gefertigt würden. Werden nur die Komponenten für beispielsweise Panel-TVs nach Deutschland geliefert und dort zusammengebaut, sind die Kosten trotz hoher Arbeitslöhne geringer als beim Import aus Asien.

Damit hat sich Gericom komplett aus der Produktion zurückgezogen. Bis vor etwa einem Jahr stellte der Anbieter zumindest Notebooks zum Teil noch selbst her. Inzwischen konzentriert sich Gericom nur noch auf die Vermarktung, die Entwicklung und den Vertrieb der Geräte. Damit verfolgt das Unternehmen eine ähnliche Strategie wie Acer. Prügger sieht das taiwanische Unternehmen deswegen auch als einen der Hauptkonkurrenten an.

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INFO

Gericom
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Tel. 0043 732 7664-0, Fax 0043 732 7664 113
www.gericom.com


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