Geschadet

29. Juli 2004, 0:00 Uhr |

Geschadet. Ein Nichtsnutz nutzt heute doch noch etwas: Er bereichert nämlich die Statistiken der Marktforscher um wertvolle Informationen und damit auch unser Leben, denn ......

Geschadet

….. was wären wir ohne die wertvollen Studien dieser hochqualifizierten Spezies: »Über 38 Prozent der Befragten gaben zu, an ihrem Arbeitsplatz Filesharing-Software einzusetzen« obwohl P2P-Dienste für 78 Prozent der Befragten keinen arbeitsrelevanten Nutzen haben. Unverschämt! Weitere 18 Prozent der Beschäftigten shoppen am Arbeitsplatz: Sie bestellen regelmäßig vom Firmenanschluss aus Waren über Auktionsplattformen und Online-Shops. Weitere 29 Prozent sind immerhin Gelegenheitskäufer. Und wer nicht tauscht oder kauft, der informiert: Ein Gericht hat nun die Kündigung eines Filialleiters für rechtens befunden, der verbotenerweise 261 rein private E-Mails verschickt hatte. Die Sau! Und als ob das alles noch nicht genug wäre, stehlen Viren und Computerschädlinge täglich bis zu 43 Minuten Arbeitszeit. 6,5 Minuten oder 1,4 Prozent der Arbeitszeit wenden wir für die Bearbeitung unerwünschter E-Mails auf, denn jeder erhält durchschnittlich täglich 13,3 Spam-Nachrichten. Der Schaden sei enorm, so die EU: Den europäischen Unternehmen entstünden jährlich Verluste von 2,5 Milliarden Euro. Nicht durch die EU, sondern durch Spam-Mails, wohlgemerkt.

Und erst all die noch nicht erfassten Negativauswirkungen auf Arbeitszeitverwendung und Produktivität! Man fragt sich, wieso überhaupt noch etwas produziert oder geleistet wird. Sinnlos im Aufzug verbrachte Zeit, weil der Weg vom Erdgeschoß in den ersten Stock über die Tiefgarage führt, wo ein Kollege zuerst gedrückt hat: Täglich 63 Sekunden. Vergeudete Arbeitszeit vor der leeren Kaffemaschine, weil die Praktikantin stundenlang beim Chef zum Diktat antreten musste: Täglich 12 Minuten. Auf dem kalten Balkon verschwendete Minuten, weil Rauchen nur draußen erlaubt ist und die Tür durch den Luftzug ins Schloß gefallen ist: Pro Woche durchschnittlich eine Viertelstunde.

Eine topaktuelle Studie lässt das Schlimmste befürchten. Es zeichnet sich nämlich ab, dass so genannte »für das Arbeitsumfeld atypische, wiederholt ausgeübte Tätigkeiten« der Volkswirtschaft einen unersetzlichen Schaden zufügen. Allen voran das unkontrollierte Aus-dem-Fenster-Starren: es wird von 99,8 Prozent der Beschäftigten »mehr oder weniger regelmäßig« ausgeübt. Besonders hohe Fallzahlen wiesen die öffentliche Verwaltung und das Beschwerdewesen von Großkonzernen auf. Die Verweildauer pro Handlung lag bei 3,2 Minuten in den oberen Etagen, bei rund 10 Minuten in Büroräumen mit Blick auf Fußgängerzonen. Wahrhaft erschreckend jedoch bei Nutzern von PCs mit Microsoft-Betriebssystem: Sie schauen durchschnittlich 82,3 Prozent ihrer Zeit durch Fenster, 11,5 Prozent ihrer Arbeitszeit führen sie die Anweisung »Bitte warten« aus. Der betriebswirtschaftliche Schaden dürfte in die Milliarden gehen.


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