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Server-Systeme

RAM wichtiger als Gigahertz

Autor:Andreas Stolzenberger • 7.10.2007 • ca. 2:05 Min

Inhalt
  1. Geteilte Load ist halbe Load
  2. RAM wichtiger als Gigahertz
  3. Redundanz auf allen Ebenen

Virtualisierte Maschinen brauchen einen großen Hauptspeicher, so dass die darin laufenden VMs ausreichend Platz haben. Je nachdem, welche Applikationen mit welchem OS innerhalb der VMs laufen, benötigt der Server zwischen 256 MByte und 1 GByte pro virtueller Maschine. Wie groß der Hauptspeicher genau sein muss, sollte der Administrator mit Last- und Performancetests ermitteln. Dabei kann der Verwalter zunächst eine Maschine mit viel RAM erstellen, die Applikationen darin einrichten und zu testen beginnen. Dann empfiehlt es sich, die Tests mit immer weniger RAM in der VM zu wiederholen. Irgendwann reicht der Speicher nicht mehr aus, und die Leistung der VM geht dramatisch in den Keller. Mit dieser Messreihe bekommt der Systemverwalter ein recht klares Bild über den tatsächlichen RAM-Bedarf seiner VM und kann damit errechnen, wie viel Speicher seine Lösung benötigt.

Im Labor der Network Computing arbeiten die kleinen VMs mit 256 MByte. Maximal acht virtuelle Maschinen teilen sich dabei einen CPU-Kern. Diese Rechner laufen mit Linux und setzen einfache Web-Applikationen mit Apache und MySQL ein. Die mittelgroßen VMs nutzen 512 MByte RAM und teilen sich zu viert einen CPU-Kern. In diesen Systemen leisten Windows-XP/2000/2003- oder Linux-Server mit aufwändigeren Applikationen wie Lotus-Notes, Dateiserverdiensten oder Exchange ihren Dienst.

VMs mit noch höheren Anforderungen bekommen 1 GByte und arbeiten nur zu zweit auf einem Kern. In der Labor-Praxis sind das gerade mal zwei Rechner. Einer davon startet mehrere Peer-to-Peer-Dienste simultan, um damit die LAN-Infrastruktur und zu testende Firewall-Appliances unter Last zu setzen. Der zweite betreibt einem SQL-2003-Datenbankserver, welcher diversen anderen Appliaktionsservern zur Verfügung steht. Die Faustregel für die RAM-Größe bei Virtualisierungs-Servern lautet daher 2 GByte RAM pro CPU-Kern.

Daher kommen als Host-Systeme für Virtualisierung in den Real-World Labs Poing derzeit durch die Bank Systeme mit zwei Dual-Core-CPUs und 8 Gbyte RAM zum Einsatz.

Ein Dual-CPU-Rechner bringt es heute mit moderner Technik auf acht Kerne. Neue Intel-Tigerton- und AMD-Barcelona-CPUs erlauben Server mit vier Sockets und sechzehn Kernen. Ein solcher Bolide kann 32 bis 128 virtuelle Maschinen betreiben – in einem einzigen 2-HE-Gehäuse. Bei einer solchen Konfiguration können jedoch weitere Flaschenhälse auftreten.

In der Grundausstattung verfügen Server über zwei Gigabit-Ethernet-Anschlüsse. Das ist für ein System mit bis zu 128 virtuellen PCs zu wenig. Dabei geht es gar nicht darum, dass die Bandbreite nicht genügt. In der Praxis hat sich gezeigt, dass eine VM mit wenig Traffic aber vielen simultanen Verbindungen und kleinen Paketen sehr schnell ein Netzwerk-Interface überbeansprucht. Tests im Labor zeigen, dass eine VM mit Peer-to-Peer-Applikationen so viel Verkehr erzeugt, dass die Reaktionszeiten anderer VMs auf demselben LAN-Interface deutlich zurückgehen.

Daher brauchen Virtualisierungsserver mehr LAN-Schnittstellen als die zwei der Grundausstattung. Wie viele das genau sein müssen, hängt von den Applikationen innerhalb der VMs ab. Die Labor-Server der Real-World Labs Poing setzen beispielsweise fünf LAN-Schnittstellen pro physischem Rechner ein. Vier davon stehen virtuellen Maschinen zur Verfügung, die fünfte dient ausschließlich als iSCSI-Speicherinterface.