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Bilanzpolizei prüft Systemhaus

Haitec schreibt faulen Kredit ab

Haitec schreibt faulen Kredit ab: Seit April werden die Bilanzen des Systemhauses Haitec durchleuchtet. Die Münchner zeigen sich pragmatisch und geben jetzt in strittigen Punkten nach. Vor allem ein Darlehen muss vollständig abgeschrieben werden. Mit Konsequenzen für das vergangene Geschäftsjahr.

Autor: Martin Fryba • 2.10.2006 • ca. 1:20 Min

Was andere börsennotierte Firmen wie der Sanierungsbetrieb Arques oder die IT-Holding Allgeier schon hinter sich haben, hat nun auch das Systemhaus Haitec getroffen: Besuch von der als Bilanzpolizei bekannten DPR (Prüfstelle für Rechnungslegung). Strittige Punkte finden die Wirtschaftsprüfer in fast allen Audits, und in fast allen Fällen wähnen sich die Vorstände im Recht und geben dennoch klein bei. Mit erstaunlich ähnlichen Begründungen: Man wolle »einen zeitaufwändigen und sehr kostenintensiven Prüfungs- und Diskussionsprozess vermeiden«, meint denn auch Haitec-CEO Nico Brunner. Seit April dieses Jahres nehmen die Prüfer der DPR die Haitec-Bilanz des vergangenen Jahres unter die Lupe. Dabei monierten sie, dass Kosten der Eigenkapitalbeschaffung von 200.000 Euro nicht direkt mit dem Eigenkapital verrechnet wurden. Dies werde nun korrigiert, was zur Folge habe, dass sich das Ergebnis vor Steuern um diesen Betrag verbessere, meldet Haitec. Zudem muss auch die Bewertung der Aktienoptionen aus dem Mitarbeiterbeteiligungsprogramm geändert werden. Welche genauen Auswirkungen diese beiden Punkte auf die Jahresbilanz 2004/2005 haben, werde derzeit berechnet. Nicht lange rechnen muss man hingegen in einem anderen Punkt. Einem nicht näher genannten Begünstigten hat Haitec ein Darlehen in Höhe von 439.000 Euro gewährt. Hier lautet das Fazit der Bilanzpolizei, dass eine Wertberichtigung in voller Höhe vorzunehmen ist. Entsprechend dürfte der ausgewiesene Jahresverlust von 3,3 Millionen Euro höher ausfallen. Auf das laufende Geschäftsjahr zum Ende September werde dies keine Auswirkungen haben, so Haitec. Auf diese und andere Ungereimtheiten hat der Kapitalmarkt längst reagiert. Der Aktienkurs von Haitec ist im vergangenen halben Jahr bereits um 40 Prozent gesunken. Wegen der unklaren Vorgänge im Zusammenhang mit der von Haitec-Großinvestor Bridge-point Capital betriebenen Fusion mit dem Wiesbadener ERPSpezialisten Autinform, haben Analysten von SES Research und sogar der Hypo-Vereinsbank, die Haitec als Konsortialführer an die Börse gebracht hatten, ihre Beobachtungen eingestellt.