SdK beleuchtet Kapitalmarkt

Heiteres Börsengrauen

9. Februar 2010, 1:00 Uhr | Martin Fryba

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Das defekte Bankschließfach

Diesen, wenn auch wenig geglückten Umstand, hatte die Powerbags AG nie erreicht. Das Systemhaus für solare Technologie startete im September 2006 ihr »Exposélisting« im Freiverkehr, um dann forsch bereits Ende April 2007 die erste Hauptversammlung abzuhalten. Das war es dann aber auch schon für die nächsten zweieinhalb Jahre. Warum man unter eklatantem Verstoß gegen das Aktienrecht die nächste HV erst wieder im Januar 2009 abhielt, darf man dem Vorstand eigentlich nicht krumm nehmen. Was hätte der auch erzählen sollen? Dass man die eigentliche Geschäftstätigkeit, die Produktion eigener Solarmodule, hatte fallen lassen. Dass die Produktionsstätte in Sachen-Anhalt nie fertig gebaut worden war und heute als Bauruine besichtigt werden kann. Dass der vom Aufsichtsrat in den Vorstand gewechselte Peter Bauer sich mit einer Klage wegen Verdachts auf veruntreute Firmengelder herumplagen musste.

Nein, gute Vorstände lassen keine HV aus, auch wenn sie sich wegen eines defekten Bankschließfachs (was auch immer sich darin befinden möge) verspätet zum Aktionärstreff einfinden. Dafür musste es dann bei Hans-Jochen Grüninger, Vorstand der Klosterbrauerei Königsbronn AG, ganz schnell gehen. In zehn Minuten hatte der Bankfachwirt den rund 40 Aktionären, die sich im Hinterzimmer der Gasthauses »Weisses Rössle« versammelt hatten, Bericht erstattet. »Nebenbei«, so berichtet es ein anwesendes SdK-Mitglied, habe Aufsichtsrats-Chef Wolfgang Erhard Reich noch berichtet, dass die Staatsanwaltschaft gegen seine Person ermittle. Da traf es sich gut, dass die Herren Vorstand und Aufsichtsrat die Stimmkarten vergessen hatten. So konnte man die Tagesordnungspunkte zügig verabschieden, sparte sich Enthaltungen oder gar lästige Gegenstimmen und konnte unverzüglich mit der Ausschüttung der Naturaldividende beginnen.

Die allerdings führte zu einem Eklat. Eine Tasse Kaffee und ein mickriges Stück Kuchen, das war selbst für die lediglich knapp eine Stunde strapazierten Anteilseigner der Klosterbrauerei zu wenig, die sich bis zur Öffnung der Küche um 17 Uhr eigenmächtig Brötchen organisierten und dem um Umsatz fürchtenden erbosten Wirt entgegenhielten, sie müssten einer Unterzuckerung vorbeugen.

Mit dem jährlich erscheinenden Schwarzbuch Börse macht sich die SdK um den Anlegerschutz und die Aktienkultur verdient. Es kann auch als Drehbuch für Lachgeschichten rund um Manager und solche, die sich dafür halten, gelesen werden.


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