Die Powerbags AG lässt jahrelang Hauptversammlungen ausfallen, die Klosterbrauerei Königsbronn riskiert eine Unterzuckerung ihrer Aktionäre, ein Großaktionär verursacht ein Kursblutbad bei der IT-Market Computer Systems AG. Über das und viele weitere Lach- und traurige Sachgeschichten von deutschen Aktiengesellschaften berichtet jährlich die SdK.
Wem soviel Lug und Trug begegnet, wer die haarsträubenden und vielen kleinen Unfähigkeiten deutscher Aktiengesellschaften aus der Nähe beobachten darf, der kann zurecht davon sprechen, aus dem »Füllhorn der Zwielichtigen« schöpfen zu können. Das tut die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V. (SdK) regelmäßig, und im Krisenjahr 2009 scheint in ökonomischer Hinsicht wenigstens eine Leidenschaft halbseidener bis krimineller Kapitalmarktakteure nicht erloschen zu sein: das kapitalvernichtende Höllenfeuer anzufachen, wie der SdK-Vorstandsvorsitzende Klaus Schneider das Schwarzbuch Börse 2009 im Vorwort einleitet.
29 Insolvenzen öffentlich notierter deutscher Aktiengesellschaften (61 Prozent mehr als im Vorjahr) boten der SdK reichlich Material, von großen Pleiten bekannter Konzerne wie Arcandor und Escada und kleinerer Firmen aus der IT-Branche. Allen voran der Systemhausverbund TDMi, das seit Jahren kriselnde IT-Beratungsunternehmen Emprise oder der unter dubiosen Umständen in die Insolvenz geführte Remarketing-Spezialist IT-Market Computer Systems.
Bei letzterer Firma sorgte der damalige Großaktionär Raiffeisen Kapitalanlagegesellschaft selbst für ein ansehnliches Blutbad, als man mitteilte, 40 Prozent des Grundkapitals (440.000 Aktien) über die Börse verkaufen zu wollen. Dieser Exit bei so engen Titeln war gleichbedeutend mit einem Exodus der Firma. Binnen Stunden war der Aktienkurs um 80 Prozent gesunken. Wusste Raiffeisen vorher, was zwei Tage später gemeldet wurde? Dass nämlich bei IT-Market Computer Systems mehr als die Hälfte des Grundkapitals aufgezehrt sei.
Immerhin konnte IT-Market da noch für sich reklamieren, wenigstens ein Geschäftsmodell gehabt zu haben.