Hohe Rückstellungen belasten Infineon

20. Juli 2004, 12:34 Uhr | Martin Fryba

Hohe Rückstellungen belasten Infineon. Trotz steigender Umsätze und operativer Gewinne hat der Chiphersteller Infineon im dritten Quartal einen Konzernfehlbetrag verbucht. Dem Konzern drohen Verurteilungen wegen Verletzung von US-Wettbewerbsgesetzen und zivilrechtliche Klagen. Wegen Forderungen in dreistelliger Millionenhöhe wurden die Rückstellungen um 184 Millionen erhöht.

Hohe Rückstellungen belasten Infineon

Infineon und andere Hersteller von DRAM-Speichern wie Hynix, Micron und Samsung sind seit zwei Jahren schon im Fadenkreuz der US-Wettbewerbsbehörde, seit April vergangenen Jahres beschäftigt sich auch die EU-Kommission mit dem Fall. Den Herstellern werden unzulässige Preisabsprachen vorgeworfen (CRN berichtete mehrfach), gegen Infineon sind insgesamt 25 Sammelklagen bei US-Gerichten anhängig. Sollten die Münchner wegen Verletzung des US-Wettbewerbsrechts schuldig gesprochen werden, drohen nicht nur Strafen in Millionenhöhe, sondern auch zivilrechtliche Schadensersatzansprüchen von Kunden. Hohe Kosten für Anwälte muss der Chiphersteller in jedem Fall tragen. Um stolze 184 Millionen Euro hat Infineon daher die Rückstellungen im dritten Quartal auf insgesamt 212 Millionen Euro erhöht. Und es könnte noch teurere kommen: Das ganze finanzielle Ausmaß der Untersuchungen kann der Konzern nicht vorhersehen, heißt es aus der Münchner Firmenzentrale.

Die Negativschlagzeilen kommen zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, denn operativ kann Infineon wieder auf ein erfolgreiches Quartal blicken. Zwischen April und Juni stiegen die Umsätze im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent auf 1,91 Milliarden Euro. Das Ebit ohne die erwähnten Rückstellungen betrug 186 Millionen Euro, nachdem im Vorjahreszeitraum noch ein Verlust von 116 Millionen angefallen war. Insgesamt führten die Rückstellungen aber zu einem Konzernfehlbetrag im dritten Geschäftsquartal von 56 Millionen Euro.

»Wir sind auf dem richtigen Weg«, kommentierte Interimschef Max Dietrich Kley das gute operative Ergebnis. Allein die juristischen Folgen einer drohenden Verurteilung würden verdecken, »dass wir sonst ein sehr erfolgreiches Quartal erzielt haben«.

Infineon CRN-Artikel vom 2.07.2002


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