HP: Es brennt bei Servern und Storage. Hewlett-Packard begründet seine enttäuschenden Quartalszahlen mit Problemen bei Servern und Storage. CEO Carly Fiorina räumte daraufhin im Management auf. Die Konzernchefin führt die Rückgänge auf eine SAP-Migration zurück, in deren Folge Direktgeschäfte über den Channel abgewickelt werden mussten.
HP präsentierte am Donnerstag vergangener Woche enttäuschende Zahlen fürs dritte Quartal und schraubte die Gewinnerwartungen der Analysten für das laufende Quartal nach unten. Vor allem die Sparte »Enterprise Servers and Storage« entwickelt sich mehr und mehr zum Problemfall für den Hersteller. Die Umsätze in diesem Bereich sind von Mai bis Juli 2004 im Vergleich zum Vorjahr um 5 Prozent auf 3,4 Milliarden Dollar gefallen. Dagegen stieg der operative Verlust von 20 Millionen Dollar im Vorjahr auf 200 Millionen Dollar an. »Die zufrieden stellenden Resultate in unseren Sparten Personal Systems, Imaging und Print sowie Software und Services werden von einem völlig inakzeptablen Geschäft im Bereich Enterprise Server und Storage überschattet«, räumte HP-Chefin Carly Fiorina ein. Sie kündigte schnelle Konsequenzen im Management an, um die Problemsparte bereits im vierten Quartal wieder in die Gewinnzone zu führen. Bereits am nächsten Tag wurden daraufhin die Verantwortlichen für Server und Storage, Peter Blackmore und Jim Milton, entlassen. Mike Winkler ersetzt Blackmore, Jack Novia rückt an die Position von Milton. Auch CSG-Europachef Kasper Rorstedt musste mit sofortiger Wirkung seinen Posten räumen.
Als Gründe für die hohen Verluste nannte HP unter anderem eine geringere als erwartete Neigung der Kunden in den USA, auf neue Systeme umzusteigen sowie Preisabschläge in Europa, die der Hersteller seinen Channelpartnern gewähren musste. Darüber hinaus gebe es in Europa Probleme mit dem »Vertriebsmanagement«. Die massiven Schwierigkeiten im Server- beziehungsweise Storage-Channel haben bereits die Tests von Computer Reseller News (siehe CRN 6/04 beziehungsweise 31/04) gezeigt, CRN nahm die Fachhandelsprogramme ausgewählter Hersteller unter die Lupe. In beiden Fällen schnitt HP mit den Gesamtnoten 2,87 beziehungsweise 2,86 mit Abstand am schlechtesten ab. Die Partner kritisieren zahlreiche Punkte: Postsales Support, Weitergabe von Leads, Projektfinanzierung und telefonische Erreichbarkeit. Aber auch an seinem Image müsste der Konzern arbeiten. Der Channel sieht seinen Hersteller überwiegend als bürokratisch und unflexibel (siehe Grafik in der Printausgabe).
In einer Analystenkonferenz war Fiorina nochmals bemüht, die Verluste bei Servern und Storage zu erklären. Sie begründet das schwache Ergebnis mit einer Migration auf eine neue SAP-Lösung. Im Zuge dieser problematischen Umstellung seien Direktbestellungen verstärkt über den Channel ausgeliefert worden. Fiorina konkretisierte vor den Analysten das Ergebnis bei Servern und Storage: Die Storage-Umsätze seien im Vergleich zum Vorjahresquartal um 40 Prozent auf 709 Millionen Dollar gefallen. Dies beinhalte einen Rückgang der EVA- und XP-Produktlinien des Herstellers um 23 Prozent. Seine Hoffnung setzt HP jetzt auf einen Produktlaunch im Herbst. Dann stellt der Hersteller neue Enterprise-Systeme vor, die auf Lightning-Arrays von Hitachi Data Systems, einem OEM-Partner des Konzerns, basieren.
Im Server-Segment behaupteten sich nur die Unix-Systeme, die um acht Prozent zulegen konnten. Alpha-Server brachen dagegen um 32 Prozent ein, hochverfügbare Systeme um 25 Prozent. »Wir erwarten, dass die Geschäfte mit Alpha-Servern weiter rückläufig sein werden. Auch bei hochverfügbaren Systemen erwarte ich langfristig keinen Umsatzanstieg«, betont Fiorina.
Damit bestätigt Fiorina die Meinung von Channelpartnern, dass der Konzern zuwenig Zeit und Geld in die Vermarktung seiner Alpha-Lösungen stecke, die Hewlett-Packard im Zuge der Compaq-Übernahme erwarb.
Erwin Leichter, Marketing Manager bei Adiva, führt die mangelnde Dynamik in den beiden Geschäftsfeldern auf ein ganzes Bündel von Faktoren zurück: »Einerseits befindet sich HP mit den Itanium- und Opteron-Servern gerade in einem technologischen Umbruch. Bei Storage wirkt sich das schnell und effektiv umgesetzte Channelprogramm von EMC sicherlich aus«. Und dann gebe es noch weitere, zeitlich weniger eingegrenzte Hürden: »Das Thema Linux hat IBM sehr geschickt für sich besetzt, und besonders in Deutschland ist Fujitsu-Siemens ein aus der Historie heraus sehr starker Marktteilnehmer.« Insgesamt zeigt sich Leichter mit dem HP-Geschäft von Adiva jedoch zufrieden und rechnet damit, dass im nächsten Quartal, dem letzten und traditionell stärksten des HP-Geschäftsjahres, die nun verbuchten Einbußen wieder wettgemacht werden können.
Insgesamt sieht er die ganze Aufregung eher gelassen: »Die jetzt vorgestellten Zahlen sind eine Momentaufnahme; HP ist und bleibt eine führende Kraft in diesem Markt.«
US-Partner sehen den Grund für die Schwierigkeiten in strukturellen Problemen beim Hersteller: »Es gibt eine Kluft zwischen der Richtung, welche die Geschäftsführung vorgibt und der Umsetzung im mittleren Management«, ist Chuck Kokoska vom Gold-Partner TCS überzeugt.