Kündigung der Partnerverträge

HP-Partner über Rauswurf entsetzt

7. Mai 2009, 5:49 Uhr | Nadine Kasszian

Bestürzung bei den gekündigten HP-Partnern: Der IT-Riese beendet die Partnerschaft mit vier Systemhäusern, die in den vergangenen Monaten von den Wettbewerbern Canon und Ricoh übernommen wurden. Mit diesem drastischen Schritt haben die Unternehmen offenbar nicht gerechnet.

Die Beendigung der Partnerschaft trifft die Unternehmen überraschend. »Mit Entsetzen« habe er reagiert, als er das Schreiben von HP erhielt, berichtet Reinhold Schulz, Geschäftsführer des Canon Business Center München West, vormals Schulz Bürozentrum. Eine Kündigung des Vertrags hätte der Gold-Partner jedenfalls nicht erwartet. Der IT-Konzern hat in der vergangenen Woche vier Preferred Partnern die Verträge gekündigt. Dabei handelt es sich um Systemhäuser, die zu hundert Prozent von den Wettbewerbern Canon und Ricoh übernommen wurden. Mit der Kündigung verlieren diese Partner den Status als Preferred Partner und alle damit verbundenen Vorteile. Konkret betrifft die Kündigung neben Schulz das Münchner Systemhaus Hauser Office Management und die Dresdner Saxocom Büro- & Informationssysteme, die inzwischen ebenfalls als Canon Business Center firmieren. Außerdem kündigte HP den Vertrag von Ikon Office Solutions mit rund 20 Standorten in Deutschland. Ikon gehört mittlerweile zu Ricoh. HP konkurriert mit Canon und Ricoh im Druckergeschäft.

Überrascht von der Kündigung durch HP ist nicht nur Schulz. Ebenso wie ihn erwischte das Schreiben auch Hans Andersen, Geschäftsführer von Ikon Deutschland, auf dem falschen Fuß. »Es wurden uns keinerlei Signale in diese Richtung gegeben «, macht der Manager aus seiner Enttäuschung keinen Hehl. »HP hat den Schritt uns gegenüber auch kaum begründet.«

Gegenüber Computer Reseller News begründet HP den Schritt damit, dass der Status HP Preferred Partner den Unternehmen erlaube, auf vertrauliche Informationen und Geschäftsgeheimnisse zuzugreifen. Mit den Kündigungen wolle der Hersteller verhindern, dass Wettbewerber an diese Daten gelangen. Zu den Informationen zählen Preisstrukturen, Rabatte und Informationen zur Markteinführung neuer Produkte. Für HP sei »nicht hinnehmbar, dass Wettbewerber über ihre Tochtergesellschaften auf vertrauliche Informationen zugreifen können, die nur für unsere Partner bestimmt sind«, erläutert Dorit Bode, Direktorin Solution Partner Organisation bei Hewlett-Packard.

Die gekündigten Partner haben zwar die Möglichkeit, als so genannte Unattended Partner weiterhin HP-Produkte über die Distribution zu beziehen. Mit dem Verlust des Status’ als Preferred Partner büßen sie allerdings die Möglichkeit ein, zu Projektkonditionen einzukaufen. Das trifft die Unternehmen hart. Insbesondere gilt das für ein Systemhaus wie Schulz Bürozentrum, das bislang im klassischen IT-Geschäft – Server, Storage, PCs – fast ausschließlich auf HP gesetzt hat. »Da wir kein bevorzugter Partner mehr sind, wird sich dieses Geschäft für uns tendenziell nicht mehr lohnen.« Perspektivisch könnte das Unternehmen daher gezwungen sein, eine Partnerschaft mit einem anderen Hersteller von Infrastruktur- Produkten wie etwa IBM oder Fujitsu Technology Solutions einzugehen.

Schwer nachvollziehbar ist die Kündigung aus Sicht von Schulz insofern, als »Canon gar keine klassischen IT-Produkte anbietet «. Das Portfolio überschneide sich nur bei Druckern. HPChannelchefin Bode sieht darin allerdings keinen stichhaltigen Einwand: »Wir können und wollen den Zugang unserer Partner zu Informationen nicht nach Geschäftsfeldern differenzieren.« Die Konkurrenz mit Canon bei Druckern wiege deshalb schwer genug, um den möglichen Zugriff des Wettbewerbers auf vertrauliche Informationen von vornherein auszuschließen.


  1. HP-Partner über Rauswurf entsetzt
  2. Keine Projektpreise mehr
  3. Kontroverse um HP-Entscheidung

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Matchmaker+