Zum Inhalt springen

Indische Offshorer geben Gas (Fortsetzung)

Autor:Redaktion connect-professional • 23.8.2006 • ca. 2:05 Min

Inhalt
  1. Indische Offshorer geben Gas
  2. Indische Offshorer geben Gas (Fortsetzung)

BPO noch am Anfang
Interessant ist die Einstellung der Anbieter zum Thema »Veröffentlichung des Sourcing-Mix«. Hier sind gerade die größten Anbieter der Meinung, dass ausschließlich die Leistungsvereinbarung und die vereinbarten SLAs (Service Level Agreements) zählen und der Kunde nicht über das interne Sourcing aufgeklärt werden muss. Den Anwendern kann aber nur geraten werden, das interne Sourcing ihres Dienstleisters sehr wohl zu hinterfragen und mitzubestimmen. Dies sollte aber mit Fokussierung auf die Schnittstellen, die Integration und insbesondere der menschlichen Komponenten geschehen.
Indische IT-Service Anbieter adressieren insbesondere drei Leistungsbereiche:
?    Software-Entwicklung
?    Infrastruktur Management
?    BPO (Business Process Outsourcing)
Der Markteinstieg erfolgte über Software-Entwicklungs-Leistungen, zumeist in großen Projekten für große Unternehmen. Hier gibt es auch in Deutschland einige Projekte mit guter Resonanz, aber auch kritische Stimmen. Problematisch sind hier nach wie vor die Sprache und die hiesige Projektkultur. Insgesamt jedoch haben sich die indischen Anbieter ? bei großen Unternehmen und in großen Projekten ? gut etabliert.
Das Infrastruktur-Management ist noch ein relativ junger Bereich, der demzufolge erst geringe Umsatzanteile aufweist. Konkret geht es um die Themen Server- und Systemmanagement, Applicationmanagement und Helpdesk. Durch die hohen internationalen Standardisierungsgrade eignen sich diese Bereiche perfekt zum Outsourcing und auch die Sprache spielt hier ? mit Ausnahme des Helpdesk ? eine untergeordnete Rolle.
Business Process Outsourcing (BPO) ist ein Fokusbereich sowohl der lokalen, internationalen, wie der Off­shore-Anbieter in Deutschland. Eine Grundvoraussetzung für diese Leistungen ist ein sehr gutes Kunden- und Branchen-Know-how, das sich die Offshore-Anbieter insbesondere in den Branchen Finanzen und Telekommunikation angeeignet haben.
Der gesamte Markt für höherwertige BPO-Leistungen in Deutschland ist aktuell eher kritisch und bei weitem nicht so weit entwickelt wie in den USA zu bewerten. Auch sind die Eintrittsbarrieren für Offshore-Anbieter hier außerordentlich hoch, sodass in diesem Bereich kein besonders starkes Wachstum in den nächsten zwei bis drei Jahren zu erwarten ist.     
Interessant ist, mit welchen Problemen die indischen Anbieter »intern« konfrontiert sind. Um das extrem starke und personalintensive Wachstum realisieren zu können, ist besonders das Einstellen von neuen Mitarbeitern sowie das Halten gut ausgebildeter Mitarbeiter kritisch. Selbst Indien mit der höchsten Anzahl von jährlichen Hochschulabgängern stößt hier an Grenzen bei den Neueinstellungen. Durch die schnell steigenden Gehälter und entsprechenden Konkurrenzangebote liegt die Fluktuation teilweise deutlich über 15 Prozent.
Neben ausgeklügelten Einstellungsprogrammen und Maßnahmen zur Bindung der Mitarbeiter an das Unternehmen werden auch erhebliche Investitionen in Nearshore-Ländern (Ungarn, Polen, Tschechische Republik, ?) und im Aufbau von weiteren Offshore-Standorten für Global Delivery Center (u.a. in China) getätigt.
In den nächsten 18 Monaten ist eine grundsätzliche Wandlung des deutschen Marktes bezüglich Angebot und Nutzung von Offshoring-Services zu erwarten. Dies wird von den Aktivitäten der indischen Anbieter, sowie von der wachsenden Akzeptanz des Angebots durch deutsche Anwender getrieben und bedeutet besonders für die schon am Markt etablierten IT-Service-Anbieter eine große Herausforderung. Dabei kann von einem Wachstum des Off­shore/Nearshore-Marktes in Deutschland von etwa 25 bis 30 Prozent jährlich ausgegangen werden.