Insolvenzverschleppung bei Benq Mobile?
Aus der Süddeutschen Zeitung vorliegenden internen Benq-Dokumenten geht hervor, dass die finanzielle Lage des angeschlagenen Handyherstellers bereits einige Zeit vor dem Konkurs bekannt war. Das Unternehmen sieht sich nun mit dem Vorwurf der Insolvenzverschleppung konfrontiert.
»Wir haben Null Budget mehr«, mit diesen drastischen Worten wandte sich Benq-Mobile-Finanzchef David Wang am 14. August 2006 unter anderem an den Chef des Unternehmens, Clemens Joos, sowie an der Vorstand des taiwanischen Benq-Konzerns, Jerry Wang. Wie die Süddeutsche Zeitung weiter aus dem internen Email zitiert, gab der Finanzchef der Handysparte bereits damals nur noch geringe Überlebenschancen – wie sich wenig später herausstellte eine realistische Einschätzung der Situation.
Die offiziellen Signale, die von Benq Mobile noch Ende August ausgingen, sprachen dagegen eine ganz andere Sprache. So erklärte Benq-Chef Kuen-Yao Lee am 24. August in Taipeh: »Benq Mobile ist und bleibt eine wichtige Säule unseres Unternehmens«. Und auch der Chef der deutschen Handysparte, Joos, sprach in diesen Tagen noch von »Fortschritten beim Unternehmensumbau« und einem »optimistischen Blick auf das Weihnachtsgeschäft«. Zudem kündigte die taiwanische Muttergesellschaft Ende August eine Finanzspritze in Höhe von 400 Millionen Dollar für das Mobilfunkunternehmen an. Zu mehr als Worten sei es dabei aber nie gekommen, so der Zeitungsbericht.
Falls die nun ans Tageslicht gekommenen Informationen so stimmen, könnte dies den Tatbestand der Insolvenzverschleppung erfüllen. Das Benq-Mobile-Management und der Konkursverwalter Martin Prager wollten sich dazu bislang nicht äußern. Prager beschränkte sich gegenüber Journalisten auf einen ominösen Kommentar: »Die Aufarbeitung der Benq-Mobile-Vergangenheit steht erst am Anfang.«
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