Intel gesteht Fehler ein. Wenn Intel die Entwicklergemeinde zum Developer Forum ruft, dann um neue bahnbrechende Technologien vorzustellen. Doch in diesem Herbst will keine rechte Euphorie aufkommen ? dazu war Intel in den vergangenen Monaten mit Produktankündigungen zu nachlässig.
Bereits in der Eröffnungsrede zum Developer Forum räumte Intels Vizechef Paul Otellini ein, dass dem Halbleiteranbieter in den vergangenen Monaten einige Fehler unterlaufen sind: So hat Intel im Mai dieses Jahres die Entwicklung des Single-Core-Desktopchips »Tejas« überraschend eingestellt (siehe CRN 20/2004, Seite 10) und die Produktion eines TV-Chips auf unbestimmte Zeit verschoben. Darüber hinaus mussten einige Chipsätze (Southbridge ICH6 und E7520) wegen Fehlern kurz nach Lieferstart wieder zurückgerufen werden.
Zweimal im Jahr ? im Frühjahr und im Herbst ? erklärt Intel der Welt und vor allem der Entwicklergemeinde, wie sich der Chiphersteller die digitale Zukunft vorstellt. Das Forum, das bis jetzt von der Öffentlichkeit mit Begeisterungsstürmen aufgenommen wurde, fällt in diesem Herbst etwas anders aus.
Denn Intel präsentiert sich momentan nicht gerade von seiner besten Seite. Das weiß auch CEO Craig Barrett, der im Juli dieses Jahres von seinen Mitarbeitern mehr Leistung forderte und im Unternehmen noch Verbesserungspotenzial sieht. Die Warnung kam aber zu spät, trotz fleißiger Mitarbeiter musste Intel die Prognose für das dritte Quartal senken. Der Hersteller rechnet nur noch mit einem Umsatz zwischen 8,3 und 8,6 Milliarden Dollar. Im Juli 2004 lag die Erwartung noch bei 8,6 bis 9,2 Milliarden.
Auch das Intel-Entwicklerforum kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Branchenprimus momentan mit Schwierigkeiten und dem cleveren Konkurrenten AMD zu kämpfen hat. Während bereits vor dem Intel-Forum feststand, dass Intel Dual-Core-Prozessoren (CPUs mit zwei Prozessorkernen) vorstellen würde, nutzte AMD die Gunst der Stunde und präsentierte als erster Hersteller bereits Ende August einen ersten Prozessor dieser Bauart. Und den demonstrierte Intels Widersacher auch noch auf einem HP-Pro-Liant-Server. Das musste Intel besonders schmerzen, da HP zu den Intel-treuesten Partnern zählt und sich erst mit der Einführung der 64-Bit-Opteron-Prozessoren dazu entschlossen hat, die CPUs von AMD zu verbauen. Intel will aber AMD in nichts nachstehen, denn immerhin plant der Chipriese die neue Multicore-Prozessor-Technologie in alle Prozessorlinien einzuführen. Wohl wissend, dass dies eventuell mit einigen Verzögerungen einhergehen kann, sollen erste Prozessoren 2005 verfügbar sein.
(Welche Produkte Intel auf dem IDF sonst noch angekündigt hat, entnehmen Sie der umfangreichen Tabelle in der Printausgabe.)
Es ist momentan schwer nachzuvollziehen, warum sich Intel von dem weitaus kleineren Mitbewerber AMD derart aus dem Konzept bringen lässt. Schließlich stehen Intel weit mehr Ressourcen an Marketing-Mitteln, Werbegeldern und letztendlich auch Man-Power zur Verfügung als AMD. Doch dieses Potenzial wird derzeit nicht sehr effizient genutzt.
Offensichtlich war sich der Branchenprimus seiner Poleposition so sicher, dass sich bei der Produktqualität wie auch bei der Vermarktung Nachlässigkeiten einschleichen, welche die Konkurrenz geschickt zu nutzen weiß. Intel kann sich, was Ideenreichtum und Wendigkeit beim Marketing angeht, an AMD durchaus ein Beispiel nehmen. Dann kann der Hersteller die Attacken vom Mitbewerb in Zukunft vielleicht wieder gelassen abwehren.
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