IP-Telefondienste locken mit aggressiven Preisen : DSL als Sprachrohr

11. März 2004, 0:00 Uhr |

IP-Telefondienste locken mit aggressiven Preisen : DSL als Sprachrohr. Trotz Preisverfall im Speichermarkt träumt COS Memory, Spezialist für Speichermodule und Flash-Speicher, von der europäischen Expansion. Immer mehr Breitband-Anbieter vermarkten Telefongespräche über den DSL-Anschluss, was dank der hohen Bandbreite ohne Qualitätsverluste realisierbar ist. Das könnte den klassischen Sprach-Carriern bald Einnahmeverluste bescheren.

IP-Telefondienste locken mit aggressiven Preisen : DSL als Sprachrohr

Auf dem Festnetz-Telefonmarkt drohen ein neuer Preiskampf und weiterer Verdrängungswettbewerb. Schuld daran ist ausgerechnet die DSL-Technologie, das erfolgreiche Lieblingskind aller Carrier. Während Telekom, Arcor & Co. noch immer aktiv ISDN-Telefonanschlüsse bewerben und vermarkten, setzen findige Konkurrenten bereits auf die DSL-Leitung.

Mit ersten Angeboten sind etwa Broadnet Mediascape (»dataVoIP«) und QSC (»Ipfonie«) gestartet. Während QSC anfänglich nur private Nutzer ansprechen wollte, besteht inzwischen auch ein Angebot für den Businessbereich: Mit »QSC Direct« bietet der DSL-Carrier sowohl Großkunden als auch kleinen und mittelständischen Unternehmen Komplett-Lösungen über das eigene Netz an. Sämtliche Telefongespräche werden mit allen üblichen ISDN-Leistungsmerkmalen über das QSC-Netz geführt. Bis zu 30 ISDN-Telefonverbindungen können so gleichzeitig genutzt werden.

Erst vor wenigen Tagen zog die Düsseldorfer Indigo Networks GmbH mit einem kuriosen Angebot nach, das laut Geschäftsführer Thilo Salmon bereits in der ersten Woche eine vierstellige Kundenzahl anlockte. Der entscheidende Unterschied zur Konkurrenz: Während Broadnet und QSC jeweils über eine eigene Infrastruktur verfügen und nur eigenen Kunden die IP-Telefonie anbieten, adressieren die Rheinländer mit ihrer Marke Sipgate sämtliche 4,5 Millionen DSL-Nutzer in Deutschland, darunter die über vier Millionen T-DSL-Kunden.

Ähnlich wie ein Call-by-Call-Anbieter nutzt das Unternehmen keine eigenen Leitungen. Für die Gesprächsminute über den DSL-Anschluss verlangt der IP-Dienst regulär 1,79 Cent pro Festnetz-Gespächsminute. Bei Abnahme eines Pakets mit monatlich 1.000 Minuten sinken die Kosten auf 0,89 Cent bei Telefonaten innerhalb Deutschlands. Zum Vergleich: Ferngespräche über den Standard-ISDN-Anschluss der Telekom kosten tagsüber 9,1 Cent. Wer Call-by-Call-Angebote nutzt, zahlt meist noch rund drei Cent.

»Im Grunde könnte jeder Anbieter so billig sein«, behauptet Sipgate-Geschäftsführer Thilo Salmon. Da seine Firma Interconnection-Gebühren nur für die Abgabe (Terminierung) von Gesprächen ins klassische Telefonnetz zahlt, nicht jedoch für deren Zuführung, kann sie selbst günstige Call-by-call-Anbieter im Preis unterbieten. Das Angebot hat allerdings noch Haken und Ösen: Die Billig-Telefonierer müssen ein spezielles, IP-fähiges Telefon und einen bidirektionalen Router besitzen. Das fertig konfigurierte Endgerät, ein Modell des amerikanischen Herstellers Grandstream, verkauft Sipgate derzeit zum Stückpreis von 99 Euro im Direktvertrieb. Hinzu kommen die Kosten für den DSL-Anschluss und den klassischen Telefonanschluss, den man zumindest als Kunde der großen Carrier bislang nicht einfach abmelden kann.

Neue Wege beschreitet Indigo auch beim Billing: Die Telefon-Tarife sind zunächst auf Guthabenbasis international verfügbar. Kunden können per Überweisung und per Kreditkarte genau den Betrag einzahlen, den sie zum Telefonieren nutzen möchten. Künftig sollen Kunden unter ihrer bisherigen Telefonnummer erreichbar bleiben und ihr herkömmliches analoges Telefon nutzen können. Ab Anfang des zweiten Quartals will Sipgate eine DSL- und Telefonflatrate vermarkten. Für angestrebte 40 Euro pro Monat sollen Kunden an einem T-DSL Anschluss beliebig viel surfen und ins deutsche Festnetz telefonieren können.

Trotz der gewiss innovativen Idee sieht die Konkurrenz dem Düsseldorfer Newcomer gelassen entgegen: »Die Firma Sipgate bereitet mir keine schlaflosen Nächte«, versichert Stefan Kratz, Produktmanager Voice bei T-Com. Aufgrund der zusätzlich anfallenden Kosten sei der Anbieter nur auf den ersten Blick billig, zudem seien diverse Call-by-Call-Anbieter bei den Gesprächsgebühren ähnlich preisgünstig. Fraglich sei darüber hinaus, ob Sipgate eine weltweite Verfügbarkeit für den Anschluss gewährleisten könne. Allerdings rechnet auch die Deutsche Telekom damit, dass das klassische Telefonnetz langfristig von IP-Verbindungen abgelöst wird. Schon in den kommenden Jahren werde es erste IP-Angebote geben, während eine komplette Substitution nur langfristig vollzogen werde. »Wir haben heute noch immer rund zwei bis drei Millionen Wählscheibentelefone im Markt«, gibt Kratz zu bedenken.

QSC-Vorstand Dr. Bernd Schlobohm kann anhand seiner positiven Geschäftszahlen bestätigen, dass die IP-Telefonie bereits heute sehr gut angenommen wird. »Unser Ziel, mit diesem Zusatz-Dienst unseren Kunden eine innovative DSL-Anwendung zur Verfügung zu stellen, geht voll auf«, freut er sich. Über den Marktstart von Sipgate ist Schlobohm nicht erstaunt: »Es überrascht uns nicht, dass jetzt auch Service Provider mit entsprechenden Lösungen auf den Markt gehen«. Wie und ob sich die Lösung von Sipgate ? vor allem vor dem Hintergrund, dass die Firma keine eigene Infrastruktur nutzt ? langfristig auf dem Markt halten wird, mag man bei QSC nicht abschätzen.

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QSC-Händleraktion

Der Kölner DSL-Carrier will den Fachhandel bei seinen neuen Telefonie-Produkten stärker einbinden. Im Rahmen der Aktion »Goldregen« winken Händlern »erstklassige« Provisionen für Neukunden. Jeder QSC-Vertriebspartner kann an der Welcome-Aktion teilnehmen. Weitere Informationen zur Aktion »Goldregen« sowie zu den neuen Voice-Produkten für Privatkunden und Mittelstand erhalten Reseller unter www.qsc.de oder unter der Telefonnummer: 0800 7722375.

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INFO

Broadnet Mediascape Communications AG
Weidestraße 122a, D-22083 Hamburg
Tel. 040 668610-0, Fax 040 668610-122
www.broadnet-mediascape.de

Deutsche Telekom AG, T-Com Zentrale
Friedrich-Ebert-Allee 140, D-53105 Bonn
www.t-com.de

Indigo Networks GmbH
Ronsdorfer Straße 74, D-40233 Düsseldorf
Tel. 0211 580000-58, Fax 0211 580000-22
www.sipgate.de

QSC AG
Mathias-Brüggen-Straße 55, D-50829 Köln
Tel. 0221 6698-000, Fax 0221 6698-009
www.qsc.de


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