IT aus Asien: Direktgeschäft nur was für Große

1. April 2004, 0:00 Uhr |

IT aus Asien: Direktgeschäft nur was für Große. Mit in Asien produzierten Komponenten lässt sich hierzulande gutes Geld verdienen. Dies gilt sowohl für Direktimporte, als auch für A-Brands mit europäischer Vertriebsniederlassung. No-Names bieten günstige Einkaufskonditionen - allerdings meist zu ihren eigenen Bedingungen.

IT aus Asien: Direktgeschäft nur was für Große

Im Segment für PC-Komponenten genießen Hersteller aus Asien einen sehr hohen Stellenwert. Außer bei Festplatten und Prozessoren sind asiatische Produzenten vor allem marktführend im Mainboard-Segment. So wird Taiwan beispielsweise 2004 95 Millionen Hauptplatinen produzieren. Davon gehen alleine 40 Millionen Stück auf das Konto von Asus. Als nichtasiatische Produzenten fallen lediglich Intel und als einziger deutscher Hersteller Fujitsu-Siemens ins Gewicht.

»Wir sehen mehrere Bereiche, in denen die asiatischen Firmen eine große Rolle auf dem Hardware-Markt spielen«, erklärt Michael Christlmaier, Key-Account Manager bei Ecom Electronic Components Trading. »Vorrangig zu erwähnen sind optische Laufwerke und Memory-Module aller Art.« Dazu kommen laut Jörn Kohlbrock, Product Manager Components bei Ingram Micro Europe, noch Grafikkarten, PC-Gehäuse, Monitore, Zubehörartikel sowie Geräte aus der Unterhaltungselektronik wie MP3-Player aus Asien.

Für Markenhersteller wie Asus, Gigabyte, LG, Mitsumi, MSI oder Samsung stellt Deutschland einen lukrativen Markt dar. Doch auch No-Name-Produkte finden viele Käufer. Ein günstiger Preis ist meist Kaufkriterium Nummer eins. Für Distributoren und Reseller bietet der Handel mit Billig-Komponenten ein attraktives Geschäftsfeld. »Mit diesen Produkten lässt sich unbestritten Profit erzielen, allerdings ist auch das Risiko relativ hoch«, erklärt Dirk Obendorf, Leiter der Business Unit PC Components bei Tech Data. Während A-Brands deutsche und europäische Niederlassungen unterhalten, können No-Names nur im Herstellerland selbst eingekauft werden - ein meist schwieriges Unterfangen.

Das Risiko Geld zu verlieren ist dabei ebenso hoch, wie die Gewinnmöglichkeiten. Bei den meisten Geschäften muss Vorkasse geleistet werden. Treten Probleme auf, stehen speziell kleine und mittlere Firmen erst mal alleine da. Zudem ist es schwer jemanden haftbar zu machen. »Man kann davon ausgehen, dass langfristige Zusagen nicht eingehalten werden und im Zweifel einfach eine Fabrik dicht gemacht wird«, erklärt ein Distributionsvertreter gegenüber CRN. »Die Verhandlungspartner in Asien schützen sich und die Firma zuallererst selbst und suchen letztendlich vor allem das schnelle Geld.« Verständigungsprobleme seien an der Tagesordnung.

Schwieriger Umgang mit asiatischen No-Name-Lieferanten

»Eine direkte Geschäftsbeziehung mit asiatischen Firmen bringt durchaus Vorteile, jedoch ist die Vorarbeit, die man leisten muss mit viel Zeit und hohen Kosten verbunden«, warnt Ecom-Manager Christlmaier. Aus der Vielzahl von Lieferanten denjenigen herauszufinden, der das gewünschte Produkt in der bestmöglichen Qualität liefern kann, sei häufig mit Rückschlägen verbunden. Selbst mit einem seriösen Lieferanten, rechnet sich der Import bei einem entsprechend hohen Einkaufsvolumen.

Für Fachhändler sind direkte Geschäftsbeziehungen nicht zu empfehlen. Bereits für große Distributoren ist das Business schon recht aufwändig. Auf einen Lagerwertausgleich bzw. Stockrotation brauchen Einkäufer in Asien nicht zu hoffen. Auch in puncto Preis ist größte Vorsicht geboten. So etwas wie einen Channel gibt es nicht und den angeblich besten Preis bekommt jeder ? auch wenn etwas anderes versprochen wurde. Günstige Einkaufspreise sind nach wie vor der Hauptvorteil, Komponenten direkt zu beziehen. »Dagegen muss man mit langen Lieferzeiten, schlechter RMA-Abwicklung und schlechten Zahlungskonditionen ? Vorauskasse oder Zahlung sofort nach Erhalt der Ware ? kämpfen«, erklärt Ecom-Manager Christlmaier. »Nicht zu vergessen die kurzen Garantiezeiten von maximal drei Monaten. Hier muss der Importeur außerdem in Vorleistung gehen, da die Garantieabwicklung mit asiatischen Firmen in der Regel zwei bis drei Monate dauert.«

Eigenmarken nur für große Anbieter sinnvoll

Eine Eigenmarke im PC-Bereich bringt viele Vorteile mit sich und kann auch von kleineren Systemintegratoren umgesetzt werden. Bei Komponenten wird die Angelegenheit schon schwieriger. An einer Mengenbegrenzung muss die Kreierung eines eigenen Brands nicht scheitern. Allerdings muss dann der Support in Eigenleistung erbracht werden. Vorsicht ist auch bei Normen und Standards geboten, für Billighersteller oft ein Fremdwort. Die benötigten Aufkleber sind selbstverständlich vorhanden, einer eingehenden technischen Überprüfung halten die Produkte jedoch meist nicht stand.

»Natürlich unterziehen die asiatischen Hersteller die Produkte auf Wunsch der Abnehmer landesspezifischer Prüfungen zur CE-Zertifizierung und Einhaltung der EMV-Richtlinien und es werden nach Erreichen der hier festgelegten Kriterien diese Prüfzeichen vergeben«, meint Ecom-Manager Christlmaier. »Die Kosten der nicht gerade billigen Tests trägt natürlich der Auftraggeber.« Letztendlich macht eine in Asien gefertigte Eigenmarke laut Christlmaier nur dann Sinn, wenn der Qualitätsstandard den so genannten A-Brands entspricht. Nur dann werden diese vom Fachhandel und Endkunden akzeptiert, jedoch nur zu einem geringeren Preis.

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INFO

Asustek Computer GmbH
www.asuscom.de

Ecom Electronic Components Trading GmbH
www.ecom-trading.de

G.B.T. Technology Trading GmbH (Gigabyte)
www.gigabyte.de

Ingram Micro Distribution GmbH
www.ingrammicro.de

LG Electronics Deutschland GmbH
www.lge.de

MSI Technology GmbH
www.msi-computer.de

Mitsumi Electronics GmbH
www.mitsumi.de

Samsung GmbH
www.samsung.de

Tech Data Deutschland GmbH
www.techdata.de


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