IT-Netzwerke für Medienunternehmen

26. Mai 2005, 0:00 Uhr |

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

IT-Netzwerke für Medienunternehmen (Fortsetzung)

Performance und Bandbreite nach Mass
Egal, ob Radiostation oder Fernsehsender, Platten-Label oder Verlag - der Bedarf an Bandbreite kann sich sehr schnell verändern. Deshalb ist es für Medienunternehmen so wichtig, dass ihr Service Provider in der Lage ist, Bandbreite kundenindividuell zu skalieren, ohne dass dafür zusätzliche Installationsgebühren anfallen. Um künftig auch stark steigendem Kommunikationsbedarf gerecht zu werden, bieten sich Provider an, deren Netzwerk-Portfolio das komplette Anschlussspektrum offeriert - angefangen bei DSL (Digital Subscriber Line) bis hin zur Glasfaseranbindung mit mehreren Gigabit pro Sekunde.
Echtzeit-Datentransport spielt in der Branche eine wichtige Rolle. Beispielsweise finden Webcasts von Pop-Konzerten, Sport- und Show-Events wachsenden Anklang beim Online-Publikum. Allerdings nur so lange die Übertragungsqualität stimmt. Stabile Performance hat viel mit der Flexibilität von Quality of Service (QoS) zu tun, also mit der Fähigkeit eines Netzwerks, bestimmten Anwendungen dezidierte Performancewerte unabhängig von der Netzauslastung zu vernünftigen Preisen garantieren zu können.
Zwar lassen sich Transportprioritäten für ausgewählte Datenströme auch allein mit IP (Internet Protocol) umsetzen. Doch verfügen moderne MPLS-Netze (Multi Protocol Label Switching) über weit effektivere QoS-Mechanismen: Hier werden digitale Datenpakete nicht nur anhand ihrer IP-Adresse, sondern durch zusätzliche Labels vom Netzwerk identifiziert. An solche Labels (etwa an diejenigen für Live-Streaming-Pakete) lassen sich differenzierte Transportprioritäten heften. Anders ausgedrückt: Anwendungen wie Live-Streaming können mit ­festen Bandbreiten rechnen, denn Videopaketen wird immer Vorfahrt eingeräumt - egal wie viele Anwendungen und Da-tenströme im gegebenen Augenblick um die verfügbare Übertragungskapazität konkurrieren.
Übrigens lassen sich MPLS-Labels auch deutlich schneller auswerten als IP-Adressen, was wiederum der Netzperformance zugute kommt. Außerdem können Service Provider solche Labels nutzen, um kundenspezifische Service Level Agreements (SLA) sehr differenziert an die korrespondierenden Datenströme zu binden. Interoute betreibt das europaweit größte MPLS-Netzwerk, über das sich Workflow und Geschäftsmodelle demnach auch länderübergreifend abwickeln lassen.

Sicherheit als Netzwerkservice
MPLS dient zugleich als Basis für eine flexible Sicherheitsstrategie, die den Ansprüchen von Medienunternehmen sowohl bei der Kommunikation mit Partnern genügt als auch bei der Steuerung des Kundenzugriffs auf schützenswerten Content. Interessant erscheint vor allem die Option, die eigene Firewall mit VPNs (Virtual Private Network) im MPLS-Netz zu kombinieren. Dabei ordnet MPLS jedem Kunden VPN eine VRF-Instanz (VRF = Virtual Routing and Forwarding) zu, womit sich die jeweiligen Datenströme sicher gegeneinander abschotten lassen. Mit anderen Worten: Der Datenverkehr der Nutzer eines VPN erreicht immer nur die Nutzer desselben VPN. Diese Option bietet zum Beispiel Interroute an.
Sinnvoll ist es auch, wenn Medienunternehmen vor den Toren der eigenen Infrastruktur eine zentralisierte Brandschutzmauer »anmieten« können. Das Firmennetz selbst hat dann keinen direkten Berührungspunkt zum Internet mehr. Denn der gesamte Traffic läuft über das MPLS-Netz und wird dort über eine zentrale Firewall gelenkt. Dieses Bollwerk gegen die Cybergefahr kombiniert Hard- und Software-basierende Techniken in Hochverfügbarkeitsauslegung und wird rund um die Uhr überwacht. Gleichwohl lassen sich hier auch kundenspezifische Richtlinien gemäß individueller Sicherheitsanforderungen installieren - weshalb der zugehörige Service dezidierte Firewall heißt. Kunden von Anbietern, die solche kombinierten Netz- und Firewalldienste anbieten, können folglich auf den meist aufwändigen Betrieb einer eigenen Firewall-Lösung verzichten. Für mögliche Angreifer von außen sind dann auch keinerlei offene Ports des Unternehmensnetzes mehr sichtbar.

Planbare Kosten contra Investitionsrisiko
Das Beispiel Firewall wirft Licht auf einen weiteren Aspekt: Netzwerkservices müssen sich flexibel zu einem kundenspezifischen Paket zusammenstellen lassen. So mag ein Verlagshaus nur ein zentral administriertes VPN als Service bestellen, im Übrigen aber am Betrieb der eigenen Firewall festhalten. Zum Beispiel, um den Abschreibungszyklus für hierin gebundene Investitionen vollständig auszuschöpfen.
Für andere Unternehmen kann es dagegen vorteilhaft sein, ihre Netz­werkinfrastruktur komplett auszulagern. Sie befreien sich damit vom Zwang, eigene Technik plus entsprechendes Know-how vorhalten und ­pflegen zu müssen. Durch Ressourcen-Sharing mit anderen Kunden profitieren sie von der Leistungsfähigkeit einer hoch gezüchteten Infrastruktur, die sich wohl kaum ein Unternehmen allein ­leisten könnte. Außerdem attraktiv: die schnelle Nutzungsmöglichkeit ohne finanzielle Vorleistungen sowie planbare Monatspreise statt schwer kalkulier­barer Investitionsrisiken.
Für eine solche Auslagerung ist es wichtig, dass der gewählte Dienstleister die Gegebenheiten der Medienbranche bestens kennt. Interroute beispielsweise beschäftigt ein spezialisiertes Media-Team. Branchenspezifisch sind auch zusätzliche Netzwerklösungen wie die Web-Applikation Share. Sie schützt sensiblen Content durch ein digitales Wasserzeichen, zum Beispiel die Musikdaten einer neuen CD, die vor dem Verkaufsstart via Internet an Radio-Redakteure verschickt werden soll. Auch für die Verlage hält das Portfolio eine Spezial-Lösung bereit, die Autoren, Layouter und Druckereien zu einer Community of Interest zusammenschweißt und damit eine konsistente Ende-zu-Ende-Sicht auf den netzwerkunterstützten Workflow bietet. IMX (Interoute Media Xchange), ein im Mai diesen Jahres vorgestellter Dienst, ist ein Extranet zur Anbindung von Lieferanten, Kunden und Anwendungen über dezidierte, sichere und vorhersehbare Bandbreiten. In Großbritannien setzen Unternehmen wie The Wyndeham Press Group, The National Magazine Company oder Gilchrist auf eine vollständig digitalisierte Supply Chain.   

Ingo Paszkowsky lebt als freier Autor in Berlin.


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