Itanium gewinnt, RISC schrumpft

13. Juli 2006, 0:00 Uhr |

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Itanium gewinnt, RISC schrumpft (Fortsetzung)

»Nächste Power-­Generation ar­beitet mit Taktverdoppelung.« Klaus Gottschalk, IBM Foto: IBM
»Nächste Power-­Generation ar­beitet mit Taktverdoppelung.« Klaus Gottschalk, IBM Foto: IBM

Mehr Kerne statt mehr Takt?
Technisch können Hochleistungsrechner bereits heute Gewaltiges leisten. »Die Skalierbarkeit unserer HPC (High Performance Computing)-Lösungen reicht heute bis 64000 Knoten«, sagt Nurcan Rasig, Director HPC Deutschland bei IBM. »Die Frage ist nur, welche Software braucht solche Leistungen?« Bei der Prozessorentwicklung gehe es jedenfalls weg von immer höheren Taktraten zur Integration von mehr Prozessorkernen auf einem Chip. Bestes Beispiel dafür ist der Cell-Prozessor, der eigentlich für die Spieleindustrie entwickelt wurde. Er vereint neun Power-Kerne.
Bei Sun repräsentieren vor allem die Systeme der E-Serie das Highend. Das Top-Modell E25K hat bis zu 144 Sparc-Cores (72 Dual-Core-Prozessoren) und kostet knapp unter einer halben Million Euro. Dafür werden Redundanz, Hochverfügbarkeit und Ausfallsicherheit mitgeliefert. Sun ist spezialisiert auf geschäftskritische Anwendungen und ERP, aber auch Billing-Lösungen zum Beispiel für die TK-Industrie. »Gut ist ein solches System auch für jeden, der Stückgüter produziert und ihre Auslieferung an viele Kunden steuern muss«, erklärt Ingo Frobenius, Produkt Marketing Manager, Midrange und Highend Server bei Sun. »Die Killeranwendung ist aber Business Intelligence«, sagt er. Hier sei unter 32 Prozessoren nichts zu machen. Die 72 Prozessoren des E25K-Systems lassen sich für solche Anwendungen in 18 Domains aufteilen, allerdings nicht prozessorintern virtualisieren.
Als Besonderheiten der Sparc-basierenden Sun-Lösungen nennt Frobenius die Online-Wartbarkeit und die Fähigkeit der Server, unterschiedliche Prozessorgenerationen unter einem Dach zu beherbergen, wobei diese dann in ihrem Original-Takt arbeiten. »Das ist wichtig, weil diese Systeme relativ lange, meist über sechs Jahre und mehr, abgeschrieben werden. Wenn der Kunde für jedes Prozessor-Upgrade einen komplett neuen Rechner braucht, wird das sehr teuer oder der Kunde muss zu lange bei veralteter Technologie bleiben«, sagt er. Einen wichtigen Trend sieht er weiterhin im Multithreading, wie es bereits der Ultrasparc T1 praktiziert.
Suns Strategie scheint sich auszuzahlen: Nach Zahlen von Gartner konnte der Hersteller im vergangenen Quartal bei Unix-Servern zulegen und hat gegenwärtig in diesem Segment einen Marktanteil von 31,4 Prozent. Insgesamt dürften die Server bei der nunmehr angesagten Konsolidierungsstrategie des Hauses, der weltweit mehrere tausend Arbeitsplätze zum Opfer fallen sollen, eher wichtiger werden.

Serveraggregation als ­Zukunftsmodell
Für Fujitsu-Siemens ist ein System ein Highend-Server, wenn er mehr als 100000 Euro kostet. Es komme, so ­Joseph Reger, CTO des Unternehmens, nicht auf den Prozessor, sondern auf den Systemzusammenhang an, ob sich ein Server mit dem Attribut Highend schmücken dürfe.
Damit Highend-Server weiter gute Marktchancen haben, müsste sich einiges ändern, meint Reger. »Die Auslastung von Servern ist of zu gering ? ein Mainframe schafft immerhin 80 bis 85 Prozent«, sagt er. Generell landeten, so der Manager, immer mehr kritische Anwendungen auch auf mittleren Servern, weil die dank gestiegener Leistungen mit solchen Aufgaben fertig würden. Ein wichtiger Trend im Highend-Bereich sei deshalb die enge Zusammenarbeit vieler heruntergestrippter Server wie in Fujitsu-Siemens Bladeframe-System, die gemeinsam aber sehr hohe Leistungen ermöglichen und besser ausgelastet sind.
Das Schicksal von Unix verknüpft Reger mit dem der Prozessorplattformen. »Wenn RISC verschwindet, geht auch Unix«, ist er überzeugt. Die Frage sei für ihn deshalb, ob in Zukunft noch Bedarf für Unix-Systeme bestehe. Linux dagegen hält er für überlebensfähig.
Fujitsu Siemens bietet heute ein breites Portfolio an Highend-Lösungen an: Neben der Itanium-Plattform Primequest gibt es Primepower-Server und Primergy-Bladesysteme, die mit der x86-Architektur arbeiten. Es gibt sie maximal als 128-Wege-Ausführung. Betriebssysteme sind hier Linux und Windows.
Und was meint Dell, auf dem weltweiten Servermarkt wichtigster Verfolger der beiden Giganten IBM und HP, zum Thema Highend? »Wir sehen kein wirkliches Wachstum bei den Systemen mit mehr als vier Sockeln«, sagt Peter Dümig, Produktmanager Server. Ein Achtwege-System wurde vor zwei Jahren abgekündigt. An so exotische Architekturen wie Itanium ist bei Dell erst recht nicht zu denken. Der Hersteller setzt bei großen Anforderungen lieber auf Clustering ? der größte Dell-Cluster umfasst derzeit 14 Server. Ansonsten wartet Dell ab, bis die Prozessor-Favoriten der Zukunft fest stehen.    


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