Jahresendgeschäft: Frohes Fest mit UE-Produkten

16. September 2004, 0:00 Uhr | Markus Reuter

Jahresendgeschäft: Frohes Fest mit UE-Produkten. Das diesjährige Weihnachtsgeschäft könnte besser laufen als im Vorjahr. Das liegt vor allem an der digitalen Unterhaltungselektronik. Distribution, Fachhandel und Retail setzen auf Digicams, MP3-Player und Festplattenrecorder.

Jahresendgeschäft: Frohes Fest mit UE-Produkten

Das vergangene Jahresendgeschäft lief für den deutschen Einzelhandel nur mäßig. Die Verkäufe hätten zu spät angezogen, um das Weihnachtsgeschäft noch zu retten ? so die Bilanz des Hauptverbands des deutschen Einzelhandels (HDE). Der Branchenverband ging für die Monate November und Dezember von einem Umsatzminus von drei bis vier Prozent aus. Dabei attestiert die Interessensvertretung einen immer stärkeren Trend, die Geschenke erst kurz vor dem Fest zu kaufen. Dementsprechend sei der vierte Adventssamstag der umsatzstärkste Tag im vierten Quartal gewesen. Die Renner des vergangenen Jahres waren laut HDE Digitalkameras, DVD-Player und Foto-Handys. Für dieses Jahr rechnet der Verband zumindest mit einer leichten Belebung: Setzte der deutsche Einzelhandel im vergangenen Jahr 368 Milliarden Euro um, sollen es in 2004 immerhin 370 Milliarden Euro sein. Das entspräche einer leichten Steigerung von 0,6 Prozent. Dementsprechend müsste auch das Jahresendgeschäft im Vergleich zum Vorjahreszeitraum leicht zulegen. Der HDE kündigte allerdings gegenüber CRN an, die Prognose noch zu revidieren. Die Änderungen standen bis Redaktionsschluss noch nicht fest.

Optimistisch ist der Bundesverband Technik des Einzelhandels (BVT), der den deutschen ITK-Fachhandel vertritt: »Es hat selten so viele Neuheiten gegeben, die nicht nur einen Technologiewechsel eingeleitet haben, sondern auch neue Begehrlichkeiten schaffen. LCD- und Plasma-Fernseher werden zur Saison deutlich an Umsatzbedeutung gewinnen«, schätzt BVT-Geschäftsführer Willy Fischel. Die digitale Fotografie habe das analoge Geschäft weitgehend substituiert, jeder vierte Deutsche plane die Anschaffung einer Digitalkamera. Festplatten- und DVD-Recording hätten die VHS-Technik gänzlich vom Markt verdrängt. »Mobile Player für Musik im MP3-Format, ATRAC3, AAC oder Windows Media Audio werden ihre Absatzzahlen vervielfachen«, prognostiziert Fischel. Positiv sieht der Branchenverband die Entwicklung im Business-Segment: Hier würden sich erste Anzeichen für eine Erholung der Investitionsbereitschaft bemerkbar machen. Trotz deutlich gesunkenen Preisen im Notebook-Sektor und bei LCD-Monitoren würden sich die Umsätze mit Hardware im Gesamtjahr erholen. Die Voraussetzungen für ein erfolgreiches Jahresendgeschäft sind für den BVT also durchaus gegeben.

Distribution setzt auf Konvergenzprodukte

Der digitale Technologiewandel und die neuen Konvergenzprodukte in der Schnittstelle zwischen Unterhaltungselektronik und IT gelten auch für die Distribution als Hoffnungsträger für ein zufrieden stellendes Schlussquartal. Ingram Micro hat die voraussichtlichen Top-Seller im Jahresendgeschäft auf seiner Retailveranstaltung, dem IM Retail Summer, bereits vorgestellt. »Dieses Jahr standen ganz klar die so genannten Konvergenzprodukte im Vordergrund. Darüber hinaus werden weiterhin Digitalkameras und MP3-Player ganz oben auf den Wunschlisten der Endverbraucher stehen«, prognostiziert Geschäftsführer Gerhard Schulz. Nicht zu vergessen seien DVD-Player und Imageprodukte wie der Ipod von Apple, Blackberries oder Handys mit integrierten Foto- und Organizerfunktionen. Von der »Königsdisziplin« des Digital Lifestyle, dem kompletten »Digital Home«, erwartet sich der Broadliner dagegen noch keine Umsatzsprünge. »Wir rechnen hier frühestens in zwei bis drei Jahren mit einem Boom«, so Schulz. Der Geschäftsführer geht schließlich von einer massiven Nachfrage nach Notebooks im Jahresendgeschäft aus.

Einen Boom im Segment der digitalen Konvergenz sagt auch Konkurrent Tech Data voraus. MP3-Player, Digitalkameras sowie Heimvernetzung sind für den Münchener Grossisten die heißen Themen in der kalten Jahreszeit.

Actebis bemerkt eine Kaufzurückhaltung der Privatkunden: »Das Consumergeschäft wird verhalten bleiben. Letztlich hängt dies von der wirtschaftspolitischen Entwicklung ab, dementsprechend verhalten sich die privaten Endkunden bei ihren Weihnachtsinvestitionen«, betont Actebis-Geschäftsführerin Bärbel Schmidt. Im Business-to-Business-Segment spürt der Grossist dagegen einen leichten Trend nach oben. Gleichwohl könne nicht von einem Abbau des Investitionsstaus gesprochen werden. Schmidt ist mit der Umsatzentwicklung generell zufrieden: »Man sieht endlich wieder Licht am Ende des Tunnels«, so die Geschäftsführerin.

Eine Allokation bei den wichtigen Produkten für das Jahresendgeschäft erwartet Actebis Peacock nicht. Vorausgesetzt, es gebe bei den Herstellern in Fernost keine unerwarteten Probleme. Die Lager der Hersteller seien prall gefüllt. Es sei aber ein Hindernis für einen erfolgreichen Jahresendspurt, dass es in diesem Jahr keine herausragenden neuen Technologien gebe. Wie Tech Data und Ingram Micro setzt auch Actebis Peacock seine Hoffnung in eine verstärkte Nachfrage nach allen digitalen Consumer-Electronic-Produkten.

Eine Prognose für das kommende Weihnachtsgeschäft will die Media-Saturn-Holding (MSH) nicht abgeben. Firmensprecher Bernhard Taubenberger kennt aber aufgrund seiner Gespräche mit den Einkäufern des Retailers die voraussichtlichen Produkt-Highlights: »LCD- und Plasma-Fernseher liefen schon im vergangenen Weihnachtsgeschäft gut. Die fortgeschrittene Marktreife der Geräte sorgt jetzt auch für einen attraktiven Preis.« Seine weiteren Tipps für das Jahresendgeschäft decken sich weitestgehend mit den Einschätzungen der Distributoren: DVD- und Festplattenrekorder mit einer Speicherkapazität ab 80 Gigabyte, MP3-PLayer, Digitalkameras, Notebooks, Multimedia-Handys und Spielekonsolen. »Die Konsolen, beispielsweise von Sony und Microsoft, sind wegen der Preissenkung der beiden Hersteller für weitere Käuferschichten attraktiv geworden«, betont Taubenberger.

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Die Renner im Weihnachtsgeschäft

Digitalkameras
Allein im ersten Halbjahr 2004 ist der Digitalkameramarkt dem Photoindustrieverband zufolge um fast 50 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Zeitraum 2003 gewachsen (2003: 4,9 Millionen Stück). Um mit dem klassischen Fotohandel konkurrieren zu können, benötigen Reseller vor allem das Fachwissen, damit sie Kunden im Einstiegsbereich ebenso zufrieden stellen zu können wie Profi-Fotografen. Bei der Auswahl der Geräte sollten daher einige technische Eckdaten beachtet werden. Bisheriges Maß aller Dinge war die Auflösung des Bildsensors der Kameras. Aber seitdem selbst im absoluten Einstiegsbereich schon zwei Megapixel Standard sind, ist auch in der Billigklasse eine absolut ausreichende Auflösung für Prints bis 20 x 13 cm gewährleistet - eine Funktion, die immer mehr Fotografen als Mehrwert schätzen und die deshalb auch nach Ansicht von Panasonic für das Weihnachtsgeschäft wichtig wird. Das Unternehmen stattet seine Kameras mit O.I.S. aus. Dabei handelt es sich ebenfalls um ein System zur Bildstabilisierung. »Bis zum Jahresende wird sich nach unserer Sicht der O.I.S. ? Optische Bildstabilisator ? durchsetzen. Wir raten den Verbrauchern, die in die digitale Fotografie einsteigen möchten, digitale Kameras mit mindestens drei Megapixeln und O.I.S. zu nehmen.

MP3-Player
Für den mobilen Musik-Konsum außerhalb der heimischen vier Wände ersetzt zunehmend der MP3-Player betagte Abspielgeräte wie Kassettenspieler und transportable CD-Player. Tatsächlich sprechen viele Argumente für MP3: Die neuen Player sind erheblich kompakter und leichter. Wer sich nicht ein Billigmodell mit kleinem 128-MB-Speicher zulegt, kann unterwegs auf seine gesamte Musik-Sammlung zugreifen. Reseller sollten Interessenten über die unterschiedlichen Gerätemodelle und -typen informieren und verständlich erklären können, wie die Musik auf den Player kommt. Verfügt der Kunde über ein etwas größeres Budget, sollte der Händler zu einem der leistungsfähigen (Festplatten-) Player raten, die meist zwischen 15 und 40 Gigabyte speichern und damit Platz für hunderte, gerippte Musik-CDs oder andere Daten bieten. Anbieter sind unter anderem Apple, Archos, Creative, iRiver, Philips, Thompson und Typhoon. Obwohl andere Modelle technisch mehr zu bieten haben, hat sich Apples »iPod« zum Kultmodell unter den MP3-Playern entwickelt. Ab Mitte September vermarktet nun auch Hewlett-Packard den Ipod als »iPod + hp«. Einziger Unterschied zur Originalversion: Die Kunden sollen ihren MP3-Player mit »HP Printable Tattoos« verschönern.

Heimvernetzung
Geht es nach den Vorstellungen der großen Unterhaltungselektronik- und Hausgeräte-Hersteller, soll das übliche Wohnzimmer-Ensemble aus DVD-Player, Radio und Verstärker zunehmend durch »Entertainment-Center« ersetzt werden. Das Herzstück ist dabei ein Heim-Server, der als Datenbank für Musik und Filme dient. Die digitalen Daten können in verschiedenen Räumen auf unterschiedlichen Endgeräten verwendet werden ? auf dem Laptop ebenso wie über ein modernes Boxensystem.
Neben dem Einsatzbereich als zentraler Speicher für komplette MP3- und Film-Sammlungen könnten sich moderne Heim-Server ebenso als Schaltzentrale für die Heimelektronik einschließlich »weißer Ware« etablieren. Dass Heimvernetzungslösungen kein Nischenmarkt mehr sind, verdeutlicht auch eine Untersuchung von Datamonitor. Nach einer Prognose sollen schon im kommenden Jahr 20 Millionen europäische Haushalte mit intelligenter Haustechnik ausgestattet sein. Das komplett vernetzte, intelligente Heim spricht zwar derzeit noch vorrangig technisch interessierte Eigenheimbesitzer an, aber auch für breitere Anwenderbereiche sind bereits interessante und erschwingliche Lösungen erhältlich.


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