Jahresrückblick: Astras RMA-Dilemma. In der Dauerkritik stand 2004 der RMA-Service der Distributoren und Hersteller. Vor allem im Komponentenbereich fühlten sich die Fachhändler von ihren Lieferanten im Stich gelassen.
Die Retourenabwicklung über die Distribution sei zu langsam, mangelhaft oder schlicht nicht vorhanden, hieß es in zahlreichen Beschwerdeschreiben an CRN. »Die Hersteller sind in der Pflicht«, forderten viele Distributoren und schoben damit den schwarzen Peter den Herstellern zu. Vor allem manche asiatischen Anbieter legen auf den RMA-Service nicht viel Wert. »Sollen wir etwa alles bezahlen?«, empörten sich die Händler. Im Blickpunkt stand vor allem der Hürther Distributor Astra. Billigpreise und null Service, so der Vorwurf der IT-Reseller. Das Unternehmen weicht den Forderungen der CRN-Reporter nach einer Stellungnahme immer wieder aus und sieht sich als Opfer einer Hetzkampagne ? bis zum großen Knall. Dem Hürther Distributor werden die Kreditlinien gestrichen. Astra ? eben noch ein Überflieger und beliebteste Verkaufskanone vieler Hersteller ? muss Insolvenz anmelden.
Viel Häme gibt es nun für das Unternehmen, das noch vor wenigen Monaten von weiteren großen Umsatzsprüngen träumte und sich eine neue Firmenzentrale leistete. Doch das Management hat letztendlich zu sehr auf die großen Umsätze geschielt und dabei die Profitabilität aus den Augen verloren. Jetzt bleiben viele Händler auf ihrer bei Astra bezogener Ware sitzen. Das Horrorszenario führt jedoch auch zu einem Umdenken in der Distribution, denn viele Vollsortimenter im Komponenten- und Peripherie-Bereich verabschieden sich endgültig von der »Nur-billig«-Strategie. Wer Service haben will, muss dafür auch bereit sein, etwas mehr zu bezahlen ? so lautet die Lösung. Dafür bauen die Grossisten ihren Service-Bereich aus und locken neue Kunden nicht mehr nur über den Preis, sondern über die Dienstleistungsqualität. Auch viele Hersteller schwenken nun ein und setzen nicht mehr auf den schnellen Absatz, sondern auf die nötige Service-Unterstützung ihrer Handelspartner. Festplatten-Hersteller Seagate setzt beispielsweise mit einer gewährten fünfjährigen Garantie auf seine Produkte ein Zeichen.