Nach der erfolgreichen Loslösung vom niederländischen Tulip-/Nedfield-Konzern arbeitet das deutsche Management des Distributors Devil an der Neuaufstellung des Unternehmens. Devil-Gründer Karsten Hartmann, der als Aufsichtsratsvorsitzender zur Firma zurückkehrte, erklärt im Exklusiv-Gespräch mit Computer Reseller News, auf welche Schwierigkeiten man auf dem Weg in die neue Eigenständigkeit traf und wie sich der Braunschweiger Grossist künftig positionieren will.
CRN: Mit ihrem Abschied Ende 2007 endete bei der Braunschweiger Devil eine Ära. Nach den turbulenten Ereignissen dieses Frühjahrs kehrten Sie nun aber überraschend zu dem von Ihnen mitbegründeten Distributor zurück. Wie kam es dazu und welche Aufgaben werden Sie künftig bei Devil übernehmen?
Hartmann: Ich kehre als Aufsichtratsvorsitzender zur Devil zurück. Aus dieser Position werde ich den Vorstand im operativen Geschäft aktiv beraten und unterstützen. Ich bin damit wieder mittendrin im Geschäft: Ich arbeite mit den Vorständen Axel Grotjahn und Torsten Matthies Hand in Hand - das ist echtes Teamwork. Natürlich hat es mich nach eineinhalb Jahren Pause vom Distributionsgeschäft wieder ein wenig in den Fingern gejuckt, mich aktiv einzubringen. Ausschlaggebend aber war die zuletzt negative Entwicklung des Unternehmens unter dem Nefield-Dach: Mir als Mitbegründer war es eine echte Herzensangelegenheit, Devil zu retten. Das heißt, die Loslösung vom niederländischen Konzern voranzutreiben.
CRN: Die Loslösung vom niederländischen Konzern, der in Braunschweig die Macht übernehmen wollte, ist dem deutschen Management in einem Aufsehen erregenden Coup schließlich auch gelungen. Können Sie uns beschreiben, wie das vor sich ging?
Hartmann: Das war ein sehr anstrengender Prozess, ein regelrechter Wirtschaftskrimi. Nur so viel: Die Niederländer hatten beim Kauf der Devil im Jahr 2007 die besten Absichten. Als sich aber abzeichnete, dass sich der geplante Börsengang wegen der allgemeinen schlechten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen doch nicht verwirklichen ließ, war für die Nedfield auch der Kaufpreis für die wesentlich größere Devil AG nicht mehr finanzierbar. Als der Konzern zudem unter Liquiditätsdruck geriet, kam es zum Versuch in Braunschweig die Macht zu übernehmen, vermutlich mit dem Ziel, Geld aus dem gesunden Unternehmen abzuziehen. Dies wollten die zwischenzeitlich entmachteten deutschen Vorstände und ich verhindern. Ein Teil des Kaufpreises an mich war noch nicht bezahlt, als großer Gläubiger konnte ich also Insolvenz für die Tulip Beteiligungs GmbH, die Braunschweiger Nedfield-Tochter und hundertprozentige Anteilseignerin der Devil, beantragen. Devil ging schließlich an die Beteiligungsgesellschaft Triacon, die im Moment noch hundert Prozent der Anteile hält. Geplant ist, dass das Management und ich uns als Gesellschafter beteiligen. Natürlich agierten wir in diesem Loslösungsprozess auch als Devil-Freundeskreis. Beispielsweise steht Stefan Helbing von der Triacon, jetzt stellvertretender Aufsichtratsvorsitzender bei Devil, als Rechtsanwalt der Devil AG seit Jahren beratend zur Seite.
CRN: Nun gilt es für Sie und das Management schnell die wichtigsten Aufräumarbeiten zu leisten, um sich wieder schlagkräftig im schwierigen Marktumfeld behaupten zu können. Wie weit sind beispielsweise bei der Finanzierung des Geschäfts und Unternehmens vorangekommen? Hartmann: Die Probleme waren bedingt durch die Turbulenzen zunächst vielfältig. Inzwischen haben wir cirka 70 Prozent unserer Aufräumarbeiten erledigt, die restlichen 30 Prozent wollen wir bis spätestens Mitte September erledigt haben. Das heißt, spätestens dann steht auch eine vernünftige Bilanz, eine vernünftige Finanzierung. Unser Vorteil ist natürlich, dass Devil nie insolvent war. Überhaupt weist Devil - bis auf den kurzen Zeitraum der Loslösung von Nedfield - ein sehr gesundes operatives Geschäft aus. Mit den uns gegenüber also gar nicht so kritischen Banken und Kreditversicherern befinden wir uns in einem sehr positiven Austausch. Für die noch zu erledigenden Aufgaben gibt es konkrete Lösungsansätze.
CRN: Wird Devil nach den Turbulenzen im eigenen Unternehmen und den zahlreichen Turbulenzen im Distributionsmarkt nicht zu Restrukturierungsmaßnahmen gezwungen sein?
Hartmann: Natürlich muss auch Devil angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen schlanker, schneller und dynamischer werden. Ich sage: Das waren schon immer unsere Attribute. Dementsprechend ist die Restrukturierung für uns abgeschlossen. Wir haben gleich nach dem Eigentümerwechsel einige logische Schritte vollzogen: Das Einkaufs-, Produkt- und Absatzmanagement neu strukturiert, zwei Business Units, Components & Software sowie Computing & Peripherals, neu aufgestellt. Außerdem sind Einkauf und Vertrieb in einem neuen 1.000-Quadratmeter-großen Vertriebsgebäude enger zusammengerückt. Entlassungen gab es im Wesentlichen nur im Rahmen der normalen Fluktuation. Wir konnten unseren Mitarbeiterstand weitgehend halten. Für die Beschäftigten ist es eine große Erleichterung, dass man nun wieder einen verlässlichen Eigentümer hat. Das Vertrauen in das deutsche Management und auch in mich ist groß. Auch bei den Hersteller-Partnern: Sie blieben alle an Bord. Gerade in der derzeit schwierigen Marktlage werden wir auch für weitere Hersteller interessant: Viele A-Brands sprechen uns an. Kürzlich haben wir beispielsweise eine viel versprechende Kooperation mit Dell begonnen. Wir werden bald weitere neue Themen und interessante Hersteller anbieten können.
CRN: Wo sehen Sie denn Entwicklungspotenzial für Devil in einem Distributionsmarkt, der sich zunehmend konsolidiert?
Hartmann: Durch neue Kooperationen mit A-Brands bieten sich uns beispielsweise Chancen, das Geschäft mit Systemhauskunden auszubauen. Hier sehe ich Entwicklungspotenzial. Trotzdem bleibt unser Fokus das Geschäft mit den klassischen Fachhändlern, kleinen wie großen. Auch hier bietet sich durch die Konsolidierung die Möglichkeit, neue Kunden zu gewinnen und das Geschäft auszuweiten.