Als Country Director Sales leitet Stefan Tweraser von Hamburg aus das Deutschland-Geschäft von Google. <i>Computer Reseller News</i> sprach mit dem Landes-Chef über die Auswirkungen der Finanzkrise, warum der Such- Konzern nicht das »neue Microsoft« werden will und welche Trends das Internet der nächsten Jahre bestimmen.
CRN: Google setzt seinen Wachstumskurs fort – und das, obwohl ein Großteil der Einnahmen aus dem recht schwankungsanfälligen Werbegeschäft stammt. Wie schafft es Google, der aktuellen Krisenstimmung zu entgehen?
Tweraser: Es liegt zum einen daran, dass Unternehmen gerade in schwierigen Zeiten nach möglichst einfachen und effektiven Marketing-Möglichkeiten suchen. Unser Werbeprogramm Adwords bietet den Werbepartnern neben größtmöglicher Transparenz und Messbarkeit zudem Skalierungsstärke wie auch eine sehr gute Kontrolle über eingesetzte Budgets. Zum anderen führt eine Krise dazu, dass die Menschen im Internet mehr suchen, da sie bewusster kaufen und sich im Vorfeld einen besseren Überblick über das Angebot verschaffen. Viele Unternehmen wissen das und setzen deshalb auf Tools wie Google Adwords, die den Kunden helfen, ihre Kaufentscheidung zu optimieren. Und schließlich wächst ungeachtet der Krise die Anzahl der Internetnutzer und der Breitbandanschlüsse weiter – und somit auch das Online-Geschäft insgesamt.
CRN: Im Vergleich zu Aufsehen erregenden Produkten wie Google Earth oder dem Handy-Betriebssystem Android, wirken Googles Werbeservices Adwords und Adsense sehr simpel. Muss Online-Werbung einfach sein, um zu funktionieren?
Tweraser: Unsere Werbeservices wirken nach außen vielleicht simpel, aber dahinter verbirgt sich eine hohe Komplexität. Wir wissen, dass über 40 Prozent der Suchanfragen im Internet kommerzieller Natur sind. Wer nach einem Produkt sucht, will in der Regel den geeigneten Anbieter dafür finden. Google Adwords wirkt hier als ein Marktplatz zwischen Interessenten und Anbietern: Jede Suchanfrage führt innerhalb von Milli-Sekunden zu einer Live-Auktion, die darüber entscheidet, welches Inserat zu welchem Preis wo erscheint. Was wir bieten ist also eine durchaus komplexe und sehr effiziente Form der Online-Werbung.
CRN: Neben dem Suchmaschinen- Marketing (SEM) durch Adwords und Adsense setzen viele Unternehmen auch darauf, Google durch intensive Suchmaschinen-Optimierung (SEO) zu »überlisten«. Handelt es sich für Sie um zwei Seiten einer Medaille?
Tweraser: Aus unserer Sicht gehen SEO und SEM immer Hand in Hand. Egal wie viel jemand in die Optimierung seines Google Rankings investiert, muss dieses gemäß unserer Richtlinien und damit im Sinne unserer Nutzer erfolgen. Smarte Unternehmen haben eine zweigleisige Strategie: Sie verfolgen langfristige Ziele durch geschicktes SEO, wissen aber auch, dass beispielsweise saisonale Angebote besser mit SEM zu handeln sind.
CRN: Sowohl beim Vertrieb seiner Lösungen zur Unternehmenssuche wie auch beim Thema Cloud Computing setzt Google inzwischen auf die Zusammenarbeit mit dem IT-Channel. Ist auch das Werbe-Business ein Partner- Geschäft?
Tweraser: Ja, wir setzen auch beim Thema Adwords auf Reseller. In Deutschland haben wir mit Telegate Media, Euroweb und 1&1 inzwischen drei Vermarktungspartner, die vor allem für kleinere Unternehmen Adwords- Konten aufsetzen sowie den Inhalt und die Performance der Werbung managen.
CRN: Als Suchmaschine ist Google der unangefochtene Marktführer, doch die Google-Produktsuche bleibt deutlich hinter Wettbewerbern wie Idealo.de oder Guenstiger.de zurück. Hat Google es hier versäumt, sein Potenzial auszuschöpfen?
Tweraser: Die Suche im Netz ist vielfältiger Natur, man kann sich auf die verschiedensten Bereiche fokussieren – als Nutzer wie als Anbieter. Wir erkennen, dass viele Internetnutzer sowohl eine generelle Stelle zur Information ansteuern, wie auch Seiten, die zum Beispiel auf den Preisvergleich orientiert sind. Die Produktsuche Google Base geht dabei mehr in den Feature-Bereich als in Richtung Preisvergleich. Aber das ist so gewollt: Man muss nicht immer alles anbieten.
CRN: Grundsätzlich ist Google beim Thema E-Commerce jedoch sehr zurückhaltend. Planen Sie, diesen Bereich in Zukunft verstärkt anzugehen?
Tweraser: Wenn sich Partnerschaften ergeben, die für unsere Nutzer sinnvoll sind, dann machen wir das natürlich. Beispielsweise bieten wir bei Youtube einen »Click to Buy«-Service an, mit dem User die zu den Videoclips passenden Songs als Download bei iTunes oder Amazon kaufen können. Doch gilt auch, dass wir nicht in Märkte gehen, in denen kein Mehrwert gegeben ist. Unsere Philosophie ist es, dass kommerzielle Angebote immer im richtigen Kontext stehen müssen.