Mit tagesaktuellen Angeboten ausgewählter Powerseller und neuen Marken- Shops der Hersteller will Ebay die Attraktivität bei den Kunden steigern. Doch könnte das die Konkurrenz unter den Ebay-Händlern verschärfen, die sich ohnehin bereits über gestiegene Anforderungen beklagen. Im <i>CRN</i>-Interview tritt Ebay-Deutschlandchef Frerk-Malte Feller den Befürchtungen entgegen: Von den Neuerungen würden alle Ebay-Händler profitieren.
CRN: Ebay feiert derzeit das zehnjährige Bestehen des deutschen Online- Marktplatzes. Welchen Stellenwert hat heute der IT- und CE-Bereich für Ebay?
Feller: Wenn wir auf zehn Jahre Ebay in Deutschland zurückblicken, ist das zunächst eine märchenhafte Entwicklung, die uns von einer »Internetbude« zum beliebtesten Online-Marktplatz gemacht hat. Schon beim Ebay-Vorgänger Alando spielten CE- und IT-Produkte eine große Rolle und sind bis heute eine der stärksten Kategorien auf der Plattform geblieben.
CRN: Dennoch beklagen sich gerade Händler aus dem margenschwachen IT-Bereich, Ebay werde für sie immer unattraktiver. Ihrer Ansicht nach, machten die Reformen beim Bewertungssystem und den Anbieteranforderungen erfolgreiches Verkaufen auf Ebay immer schwieriger.
Feller: Bei den Reformen muss man unterscheiden: Das von uns im vergangenen Herbst eingeführte neue Gebührenmodell ist insgesamt auf eine positive Resonanz gestoßen. Trotz dem verpflichtenden Angebot von Paypal und der Beschränkung der Versandkosten ist es für die Händler in den meisten Fällen zu einer Gebührenreduzierung gekommen. Das erkennt man daran, dass sich sowohl die Anzahl der Anbieter wie auch deren Aktivität deutlich erhöht hat. Doch ist auch klar, dass es Verschiebungen gegeben hat und Anbieter rausgefallen sind. Das sind vor allem Händler, die den Qualitätsstandards von Ebay nicht gewachsen sind. Auf einer Plattform wie Ebay besteht nun einmal Wettbewerb zwischen den Händlern und die besten Anbieter setzen sich durch. Für uns ist wichtig, dass die Kunden bei Ebay eine tolle Kauferfahrung machen.
CRN: Es wird also keine weiteren Korrekturen an den im vergangenen Jahr eingeführten Reformen – wie dem viel kritisierten neuen Bewertungssystem – mehr geben?
Feller: Auch die Reform des Bewertungssystems hat sich mittlerweile sehr bewährt. Die Käuferzufriedenheit ist stark gestiegen – und das kommt auch den Verkäufern zugute.
CRN: Mit den »Wow!-Angeboten« und den Hersteller-Shops präsentiert Ebay neue Attraktionen für die Kunden. Entsteht den »einfachen« Ebay-Verkäufern damit nicht neue Konkurrenz?
Feller: Schon als bei Ebay der Powerseller-Status eingeführt wurde, gab es Sorgen, dass dadurch eine verstärkte Konkurrenz entstehen würde. Doch war dem nicht so: Insgesamt gibt es bei Ebay weiterhin ein großes Wachstumspotenzial. Wir haben festgestellt, dass Kunden gerade nach einem Kauf eine höhere Aktivität auf der Plattform entwickeln. Auch die jetzt neu vorgestellten Elemente werden somit zu weiteren Käufen führen.
CRN: Gibt es Überlegungen, etwa durch Empfehlungen verwandter Produkte, auch den Rest der Anbieter an den »Wow!-Angeboten« mitverdienen zu lassen?
Feller: Bereits seit letztem Herbst hat sich das Angebot bei Ebay stark verändert und es finden auch immer mehr »Longtail«-, bzw. Nischenprodukte bei uns einen Platz. Zudem arbeiten wir daran, auch Cross-Merchandising-Wirkungen auf der Seite zu stärken.
CRN: Während einer Reihe junger Plattformen versucht, das Erfolgsmodell von Ebay zu kopieren, nähert sich Ebay mit den jüngsten Reformen immer mehr an das Geschäftsmodell des Konkurrenten Amazon an. Sollte Ebay nicht vielmehr die eigene Identität pflegen?
Feller: Dass es heute eine Reihe von Ebay-ähnlichen Plattformen gibt, empfinden wir als Kompliment. Ebay hat hier Pionierarbeit geleistet und der Erfolg zieht nun einmal Konkurrenz an. Was den Vergleich mit Amazon betrifft, finden wir es nicht gut, Händler und Plattformbetreiber in einem zu sein. Ebay ist und bleibt ein reiner Online-Marktplatz und mit dieser sauberen Trennung stehen wir auch gut da, wie der deutliche Abstand zu allen Konkurrenzplattformen zeigt.
CRN: Verwässert die neue Zusammenarbeit mit Markenherstellern nicht diese Trennung? So könnte beispielsweise ein Interessenkonflikt zwischen der Loyalität zu den Ebay-Verkäufern und den Verpflichtungen gegenüber den Herstellerpartnern entstehen.
Feller: Auch dieses Thema wurde bereits bei der Einführung der Powerseller diskutiert. Doch haben sich alle Gruppen bei Ebay gleich toll entwickelt. Das Ziel ist es auch jetzt, die Nachfrage zu steigern, ohne dass andere darunter leiden.