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Kongress «DLDwomen» startet mit Appell an Frauen (Bild geplant)

München (dpa) - Sie haben in der Schule längst die Nase vorn und an den Universitäten oft mehr als 50 Prozent Anteil, doch in den Führungsebenen der Wirtschaft sind Frauen nur selten zu finden. «Irgendwo ist da immer eine Glasdecke, durch die es...

Autor: Redaktion connect-professional • 10.6.2010 • ca. 2:10 Min

…nicht nach oben geht», sagte Dalia Marin, Professorin für internationale Wirtschaftsbeziehungen an der Münchner Universität (LMU), zum Auftakt der zweitägigen Konferenz «DLDwomen» am Donnerstag in München. Das liege einerseits noch immer schlicht an Diskriminierung, aber andererseits auch an den Frauen selbst. Studien hätten gezeigt, dass viele Frauen trotz exzellenter Ausbildung und Kompetenz vielfach noch immer den direkten Wettbewerb mit Männern scheuten.

Auch weitere Rednerinnen appellierten an kompetente Frauen, selbst mehr für ihr Fortkommen zu tun. «Warten sie nicht auf Gelegenheiten, die vielleicht nie kommen», sagte die ehemalige Siemens-Managerin Jill Lee. «Gehen sie fordernd zum Chef - und wenn es keine Chance gibt, dann wechseln sie den Arbeitgeber» riet die aus Singapur stammende Managerin, die als Chief Diversity Officer bei Siemens die «Vielfalt im Management» vorantreiben sollte, nun aber selbst das Unternehmen wechselt und in ihre Heimat zurückkehrt.

«Bunte»-Chefredakteurin Patricia Riekel forderte: «Auch Frauen müssen sich ändern, vor allem ihr Denken gegenüber sich selbst.» Das Argument der Diskriminierung gelte heute nicht mehr generell, betonte auch Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU). «Die politischen Rahmenbedingungen sind gesetzt, jetzt liegt es an der Gesellschaft».

Gleichwohl sprachen sich mehrere Referenten für eine Quotenregelung für weibliche Führungskräfte in der Wirtschaft aus, um den Durchbruch endlich zu schaffen. «Die Quote gibt es in der Politik für alle möglichen Belange», sagte Europaparlamentarierin Silvana Koch-Mehrin (FDP), «heißt da dann Regional- oder Parteienproporz». Gehe es um Frauen, hieße es indes Quote und rege meist alle auf.

Die zweitägige und thematisch breit angelegte Konferenz unter dem Motto «The Female Decade» (Die Dekade der Frau) prophezeit ein nahes Ende rein männlicher Machtstrukturen und führt das vor allem auf ökonomische Motive zurück. Konzerne, die bereits auf Frauen im Vorstand setzten, erzielten erkennbar bessere Erfolge.

«Wenn sich nicht schnell und drastisch etwas ändert, sind wir in ein paar Jahren nicht mehr wettbewerbsfähig», sagte Georg Graf Waldersee, Partner und Vorstand für Deutschland, Österreich und die Schweiz beim Unternehmensberater Ernst & Young. Viel zu lange schon würden die Führungstalente von Frauen zu wenig genutzt. «Wir sitzen auf einer brennenden Plattform», sagte er.

Schirmherrin Maria Furtwängler-Burda hatte die vom Burda-Verlag organisierte Veranstaltung unter dem Dach der jährlichen DLD- Konferenzen (Digital Life Design) eröffnet - und ließ erstmal alle anwesenden Männer aufstehen. «Einmal seid ihr eindeutig nicht in der Mehrheit», rief die Schauspielerin ihnen entgegen. Wichtig sei jedoch, dass die Männer nicht ausgeschlossen seien - zur Konferenz wie der neuen Frauenbewegung: «Jede Art von Monokultur ist schlecht».

Mehr als 50 internationale Experten aus Medien, Wirtschaft, Kultur und Medizin debattieren bis zum Freitag in 15 Panels unter anderem über Führungschancen und Konsummacht von Frauen, aber auch über Schönheitsideale, Hormone und Frauensolidarität. Zu den prominenten Teilnehmern zählen neben Furtwängler der Bestseller-Autor Paulo Coelho, Regisseurin Doris Dörrie, «art press»-Chefredakteurin und Skandalautorin Catherine Millet («Das sexuelle Leben der Catherine M.») und die britische Psychoanalytikerin Susie Orbach.

# dpa-Notizblock

## Internet- [Veranstaltung und Programm](www.dldwomen.com)

## Orte - [Deutsches Museum](Museumsinsel 1, 80538 München)