Konjunktur rauf – Outsourcing runter Unternehmen lagern dann aus, wenn es ihnen schlecht geht. Das ist die Kernthese von Will Capelli, Vice President Research des Marktforschungsunternehmens Gartner.
Warum schwankt die Haltung von Unternehmen, was die Auslagerung ihrer IT angeht? Wann wird ausgelagert, und wann werden Teilbereiche der IT wieder zurück ins Unternehmen geholt? Mit derartigen Fragen befasste sich Gartner-Analyst Will Capelli anlässlich einer Presseveranstaltung in London. Seine Kernthese: »Unternehmen lagern aus, wenn es ihnen schlecht geht, und ziehen Aufgaben wieder zurück ins Unternehmen, wenn ihr Geschäft wieder läuft.« Die Begründung dafür ist einleuchtend, auch wenn sich sicher nicht alle Outsourcing-Deals auf diese Weise erklären lassen: »IT macht einen ganz wesentlichen Teil der Kapitalinvestitionen in Unternehmen aus«, erklärt Capelli. »Wenn es Unternehmen nicht gut geht, dann werden als erstes die Kapitalinvestitionen heruntergefahren.« Das treffe naturgemäß auch die IT, die in solchen Situationen weder frische Manpower noch neue Geräte bekommt. Weil die anstehenden Aufgaben aber trotzdem erledigt werden müssen, vergibt man sie an externe Dienstleister mit der Folge, dass zwar laufende Kosten zu entrichten sind, aber keine Kapitalkosten mehr entstehen, die das Unternehmen langfristig durch Zinszahlungen belasten. »Das verbessert die Finanzsituation des Unternehmens«, argumentiert Capelli. Außerdem garantiert es die Anpassungsfähigkeit, die heute von der Informationstechnik gefordert wird – nicht mehr als nettes Add-On, sondern als selbständiger Wert. Nur bei größtmöglicher Flexibilität nämlich ist der IT-Bereich im Stande, im wechselhaften Wirtschaftsleben dem Kerngeschäft stets strategisch zu nutzen. Das an sich rationale Verhalten, mal gezielt zu investieren und mal Kapitalkosten unbedingt zu meiden, sei auch dafür verantwortlich, dass in den Unternehmen in den letzten fünf Jahren unterdurchschnittlich in innovative Technologie investiert hätten, meint Capelli. Außerdem habe es Folgen für die Auswahl von Herstellern. »In Zukunft werden Anwender die Partner bevorzugen, die ihnen sowohl eine komplette Produktpalette als auch bei Bedarf entsprechende Services bieten können.« Das, so könnte man schlussfolgern, dürfte die Konzentration und Konsolidierung in der IT-Branche auf die Spitze bleiben. Doch, so Capelli weiter: »Natürlich werden auch immer mehr Firmen versuchen, ihr Portfolio so zu vervollständigen, dass es diesen Ansprüchen genügt.« Mit anderen Worten: Auch in Zukunft besteht Hoffnung, dass die Anwender nicht nur die Wahl zwischen HP und IBM haben, wenn es um die IT-Infrastruktur geht.